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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Nein. Niemals. Und jetzt schau dich mal an. Was schließt du daraus?
    – Dass du was von mir willst.
    Er deutet mit der Zigarette auf mich.
    – Und du fragst, was du für einen Ruf hast? Genau das ist dein Ruf, Alter. Ich nehm nichts geschenkt von niemandem. Bin ja schon überrascht, dass du überhaupt den Kaffee und die Kippen ohne Gegenleistung angenommen hast.
    – Ich wollte nicht unhöflich sein.
    – Genau so sieht’s aus. Hartgesotten, misstrauisch, einsamer Wolf. Das ist dein Ruf. Schau mich an. Das würde ich nicht fertigbringen. Ich bin kein Muttersöhnchen, das will ich damit nicht sagen, aber ich hab natürlich seinerzeit schon ein paar Bequemlichkeiten genossen. Materiell gesehen. Klar wäre ich gern wie du. Unabhängig und so. Aber um die Wahrheit zu sagen, so viel Format hab ich nicht.
    Poncho streichelt seine Wange.
    – Armes, armes Baby.
    Er nickt.
    – Genau. Weißt du, ich bin Mitglied der Society, damit mir hier nichts passiert. Und ich hab diesen Treuhandfonds, damit ich gut leben kann. Klar, ich weiß nicht, wie lange das noch so weitergeht. Ich hab meinen Eltern erzählt, dass ich mal ein, zwei Urlaubssemester einlegen muss. Ist ja auch schwer, Medizin zu studieren, wenn man tagsüber nicht aus dem Haus kann. Früher oder später werden sie sich fragen, was ich denn so treibe. Was soll ich ihnen erzählen? Keine Ahnung. Dass ich rumhänge, Blut trinke, feiere? Verstehst du, Bruder? Ich will nichts von dir. Ich hab von dir gehört und dachte, du bist echt cool. Als uns Philip vorgestellt hat, wollte ich ganz locker bleiben, aber insgeheim war ich echt von den Socken. Du bist ein Star, Mann. Ohne Scheiß. Alter, die Bude, die Kippen, die Weiber, bedien dich einfach. Kein Problem. Und wenn du nicht bleiben und mir nur paar Fragen stellen willst, auch okay. Ist echt in Ordnung.
    Ich stelle meine halb volle Kaffeetasse auf den Boden.
    – Wie sieht’s mit Drogen aus?
    – Hab ich immer gern genommen. Die funktionieren aber in letzter Zeit nicht mehr so richtig.
    – Aha. Was ist mit dem neuen Stoff?
    Er fummelt an seiner Zigarette herum, leckt mit der Zunge über seinen Zeigefinger und versucht, die Glut mit Hilfe seines Speichels gleichmäßig brennen zu lassen.
    – Was für neuer Stoff?
    – Neuer Stoff. Das Zeug, das sich die Frischlinge reinpfeifen.
    Die Gegensprechanlage meldet sich. Zöpfchen stürmt aus dem Badezimmer und drückt so schnell, wie sie kann, auf einen Knopf.
    Der Graf steht auf.
    – Hast du noch ’ne Minute Zeit?
    – Klar. Besuch?
    Er grinst.
    – Eine Lieferung.
    Zöpfchen hüpft wieder wie wild herum.
    – Lieferung! Lieferung! Lieferung!
    Der Graf geht in den Flur und schließt die Tür hinter sich.
    – Kann ich noch eine haben?
    – Klar.
    Sie reicht mir eine Zigarette und bietet mir ein Streichholz an. Ich schüttle den Kopf und zünde sie mir mit meinem Zippo an.
    – Was ist mit dir? Wie lange bist du schon dabei?
    – Fast ein Jahr.
    Ich lasse mein Zippo auf- und wieder zuschnappen.
    – Society?
    – Klar.
    Sie streckt die Hände nach den anderen Mädels aus, die sich sofort zu ihr auf die Couch gesellen.
    – Wir sind alle bei der Society. Kein Unabhängiger hier. Außer dir natürlich.
    – Natürlich. Außer mir. Wer hat euch angeheuert, wenn ich fragen darf?
    – Darfst du.
    – Also, wer?
    Sie legt ihre Arme um die Schultern der anderen.
    – Tom.
    – Aha.
    Ich deute auf Zöpfchen und Schneewittchen, die ihre Köpfe hinter Ponchos Rücken zusammengesteckt haben und wieder miteinander tuscheln.
    – Die auch?
    – Ja klar. Wir sind alles Toms Jünger hier. Außer dir natürlich.
    – Hab ich ja noch mal Glück gehabt.
    Die Tür öffnet sich, und der Graf kommt zurück. Zöpfchen springt vom Sofa und rennt auf ihn zu.
    – Stoff! Stoff! Stoff!
    Sieht so aus, als ob sie nicht die Einzige wäre, die Glück hat. Anscheinend werde ich aus erster Hand mitbekommen, was es mit dem neuen Stoff auf sich hat. Danach kann ich gemütlich zu Terry spazieren und ihm alles brühwarm erzählen. Der leichteste Job, den ich jemals hatte.
    Der Graf geht mit Zöpfchen auf dem Rücken auf die Couch zu. Er schüttelt sie ab, und sie landet auf den Sitzkissen. Er hat einen großen Briefumschlag in der Hand, öffnet ihn umständlich und zieht einen mit Blut gefüllten Infusionsbeutel daraus hervor.
    Scheiße. Kein Stoff. Nur ein Snack zu später Stunde.
    Er setzt sich. Poncho zieht eine Infusionsnadel samt Schlauch unter einer der Servietten auf dem Silbertablett hervor und

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