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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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das es eigentlich nicht geben darf. Es war im selben Raum mit dem Mädchen und hat einen Blick auf sie geworfen. Nicht darüber nachdenken. Dem Mädchen wird’s schon gut gehen. Immerhin hat sie Sela als Schutzengel. Sela, der härteste Transvestiten-Vampyr der Insel. Wer auch immer sich mit dem Mädchen anlegt, kann sich drauf verlassen, dass Sela eine improvisierte Geschlechtsumwandlung ohne Betäubung an ihm vornehmen wird. Das Mädchen ist in Sicherheit.
    Außerdem habe ich im Moment ganz andere Probleme.
     
    Es gelingt mir, ein paar Stunden zu schlafen. Ich träume nicht von dem Mädchen. Ein gutes Zeichen. Aber ich träume von Evie. Normalerweise beschert mir Evie immer recht angenehme Träume, aber diesmal ist es anders. Diesmal ist es ein Albtraum. Als ich aufwache, sind es noch Stunden bis zum Sonnenuntergang. Und ich habe noch immer nicht die leiseste Ahnung, wie ich jenseits der 110th gelangen soll.
    Ich muss Terry anrufen und ihm sagen, dass die Spur nach Uptown führt. Irgendwie wird er mich schon durch das Koalitionsgebiet schleusen. Wenn ich mit Terrys Einverständnis im Hood auftauche, wird die Sache schon nicht so schlimm werden. Immerhin haben die Society und der Hood eine Reihe von Gemeinsamkeiten: Beide Clans entstanden während der gleichen Revolution, und beiden ist es gelungen, ein großes Stück aus dem Gebiet der Koalition zu reißen. So muss ich das angehen. Nur, dass Lydia zum Ende hin auffallend verschlossen reagierte. Klar, sie gehört zur Society, aber sie marschiert nicht immer in Reih und Glied. Die Allianz der Homosexuellen, die sie innerhalb der Koalition geschmiedet hat, ist nicht ohne Einfluss, den sie oft für ihre Zwecke benutzt. Aber sobald ich die Frischlinge erwähnt habe, war Funkstille bei ihr. Was wiederum bedeutet, dass irgendwas im Busch ist. Nicht, dass ich das nicht schon selbst rausgefunden hätte. Aber inzwischen glaube ich, dass auch Terry und Tom dabei ihre Finger im Spiel haben. Zumindest Tom, der versucht, Terry von allen abzuschotten. Und das neue Zeug? Ist vermutlich auf Terrys Mist gewachsen oder hat auf die eine oder andere Weise mit seinen Plänen zu tun. Sollte das tatsächlich der Fall sein, ist die ganze Sache ordentlich was wert, nicht nur die paar Kröten, mit denen er mich wohl abspeisen will. Also werde ich Terry besser nicht danach fragen, wie ich am besten nach Uptown komme. Stattdessen werde ich mir etwas Zeit nehmen, bevor ich ihm meine Nachforschungen präsentiere. Soll er doch warten. Wenn ich jetzt auf eigene Faust losziehe, komme ich vielleicht dahinter, was er vorhat. Und das könnte sich auszahlen. Wirklich auszahlen. Es würde nicht nur für die Miete, sondern auch für Evie reichen.
    Das muss einfach klappen.
    Weil mich keine zehn Pferde mehr in die Nähe des Mädchens bringen.
     
    – Hey, Baby.
    – Hey.
    – Wie geht’s?
    – Besser.
    – Gut.
    Während ich telefoniere, marschiere ich durch Wohnzimmer, Küche, Schlaf- und Badezimmer der oberen Wohnung und sammle herumliegenden Müll ein. Essensverpackungen in der Küche, Werbeflugblätter für Schlüsseldienste und Hundebetreuer, die unter meiner Tür durchgeschoben wurden, eine leere Packung Kleenex auf dem Spülkasten der Toilette. Ich stopfe alles in einen großen, grünen Müllsack.
    Über die Leitung kann ich das Fernsehgerät im Hintergrund hören, eine Comedysendung mit eingespieltem Gelächter. Nur das, und ihren Atem.
    – Was machst du gerade?
    – Fernsehen. Und du?
    – Ich putze.
    – Wie bitte?
    – Nicht mit dem Wischmopp oder so. Ich bin oben und sammle ein bisschen Müll ein.
    – In deiner Wohnungsattrappe.
    Ich höre, wie sie durch die Kanäle zappt. Werbung, ein Musikvideo, Shoppingsender, schneller und schneller. Dann verstummt das Gerät.
    – Du hast mich heute sitzen lassen.
    – Ich weiß.
    – Heute war ein richtiger Scheißtag für mich.
    – Ich weiß.
    – Und du hast den Schwanz eingezogen.
    – Hm.
    – Weißt du, was komisch an dir ist?
    – Nämlich?
    – Wenn ich dich wirklich brauche, bist du immer für mich da. Deswegen verzeihe ich dir den ganzen anderen Mist.
    Ich nehme eine weiße Plastiktüte, die als Mülleimer dient, vom Haken an der Badezimmertür. Sie ist voll mit von lippenstiftverschmierten Taschentüchern und Tamponverpackungen. Ich stopfe die Tüte in den grünen Sack.
    – Ja, verstehe.
    – Wenn das aber nicht mehr der Fall sein sollte, wenn du in irgendetwas reingeraten bist, musst du es mir sagen. Wenn dir alles zu viel wird, muss

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