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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ich mal welche hatte?
    – Nö.
    – Ja. Ist lange her.
    Sein Blick scheint zu verschwimmen.
    – Zwei Mädchen. Zwillinge. Und eine Frau. Ich wollte Söhne zeugen. Was für ein Klischee. Sie schenkte mir die Mädchen. Und mehrere Fehlgeburten. An einer ist sie schließlich gestorben. Mädchen. Sie wollten nie das tun, was ich ihnen sagte. Ich war ein erbärmlicher Vater.
    Sein Blick richtet sich wieder auf mich, und er schüttelt den Kopf.
    – Seltsam. Ich denke nicht oft an sie. Und an das andere Leben. Es war ein Traum vor dem Erwachen. Bevor ich meine wahre Natur erkannte.
    Er zuckt mit den Schultern.
    – Ich werde am Ende wohl doch senil. Setz dich.
    Er deutet auf den Boden, und ich nehme Platz. Er lässt sich mir gegenüber mit dem Rücken zur Wand nieder.
    – Was hast du auf dem Herzen, Simon? Vermutlich bist du nicht gekommen, um dich uns anzuschließen.
    – Nein.
    – Um was geht es dann? Du willst etwas in Erfahrung bringen, nehme ich an.
    – Genau.
    Er wartet. Ich warte ebenfalls. Er hat den längeren Atem, und schließlich gebe ich auf.
    – Ich brauche einen Namen.
    Er verdreht die Augen.
    – Einen Namen. Du hast doch schon zwei. Den, mit dem du geboren wurdest, und den, den du dir selbst gegeben hast.
    – Den Namen von jemand anderem.
    – Von wem?
    – Keine Ahnung. Ich muss ins Gebiet jenseits der 110th und brauche dort eine Kontaktperson. Irgendjemand, der sich da auskennt.
    Er kratzt sich die Rippen, die unter der gespannten Haut hervorragen. Seine Finger verschwinden fast in den Ritzen dazwischen.
    – Jenseits der 110th. Der Hood. Luther Xs Reich.
    – X ist tot.
    – Wirklich?
    Ich sehe ihm tief in die Augen und versuche herauszufinden, ob er mich verarschen will. Keine Chance. Schwarze Steine in einem finsteren Brunnenschacht.
    – Sie haben ihn vor zwei Jahren liquidiert. Ein Anschlag der Koalition. Heißt es zumindest. Jetzt hat seine ehemalige rechte Hand dort das Sagen, DJ Grave Digga.
    – Ein Anschlag, heißt es. Tja, meiner Meinung nach hat ihn das Vyrus lediglich in eine andere Welt transportiert. In die wirkliche Welt.
    – Sag das dem Typen, der X die Dolche in die Augen gebohrt hat.
    – Das Instrument ist unerheblich. Das Vyrus hat ihn zu sich geholt.
    – Okay, mag sein. Aber tu nicht so, als wären das Neuigkeiten für dich, Daniel. Du weißt genau, dass sie X abserviert haben. Du erfährst alles, was abläuft. Mich interessiert, ob du einen Kontakt hast.
    Er streckt die Beine aus, legt die Fußknöchel übereinander und verschränkt die Arme hinter dem Kopf.
    – Du hast eine weite Reise vor dir.
    – Stimmt. Deswegen sollte ich auch langsam aufbrechen.
    – Was willst du dort überhaupt?
    Ich könnte ihn anlügen. Aber darauf würde er nicht hereinfallen.
    – Ich soll was für Terry Bird rausfinden. Seine Frischlinge tanzen aus der Reihe.
    Er hebt die Augenbrauen.
    – Terrys Frischlinge tanzen aus der Reihe? Und er weiß nicht Bescheid? Sieht ihm gar nicht ähnlich. Worum geht es?
    – Es gibt da eine neue Droge.
    – Eine neue Droge.
    Ich fahre mit der Zunge über meine Lippen.
    – Sie schießen sich das Vyrus. Anscheinend hat jemand rausgefunden, wie man es ohne Wirtskörper am Leben erhält. Und die Frischlinge ziehen sich das rein.
    – Aha.
    Er schließt die Augen.
    – Das schon wieder.
    Ich sehe ihn erstaunt an.
    – Wie bitte?
    Er öffnet die Augen.
    – Nicht so wichtig, Simon.
    – Hast du gerade das schon wieder gesagt?
    Er nimmt die Hände vom Kopf, zieht die Knie an und legt seine Unterarme darauf.
    – Simon, es gibt nichts Neues unter der Sonne. Alles ist, wie es immer war. Es gibt nur eine große Veränderung, derer die Welt harrt. Die Welt ist wie ein Ei, das endlich seine Schale abwerfen will, um von der Enklave in ein neues Sein geleitet zu werden. Bis dahin ist alles nur der immergleiche Mist.
    Ich beuge mich vor.
    – Ich weiß. Dann verwandelst du dich in Ektoplasma und führst deinen Kreuzzug an, und wir zerfallen alle zu Feenstaub und werden eins mit dem Kosmos. Du hast gesagt, schon wieder .
    – Habe ich das tatsächlich? Seltsam. Ich werde wohl am Ende doch senil.
    – Daniel.
    – Simon. Genug jetzt. Ich bin müde. Du wolltest einen Namen?
    – Ja.
    – Der Bruder, der dich eingelassen hat, hast du ihn erkannt?
    – Mann, für mich seht ihr alle gleich aus. Ein Haufen längst überfälliger Gerippe. Dich erkenne ich auch nur, weil du noch ein bisschen toter aussiehst als der Rest der Truppe.
    Er lacht. Seine Lippen schieben sich über graues

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