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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Kissens unters Kinn und versucht, es in einen Bezug zu stopfen.
    – Warum was?
    – Warum hat Luther sich umgebracht?
    Er wirft das Kissen auf die Couch.
    – Hatte genug vom Leben, nehm’ ich an.
    Er geht zum Schrank und zieht zwei muffige Wolldecken daraus hervor.
    – Du weißt ja, wie’s ist, nicht wahr?
    Ich nehme ihm die Decken ab und lege sie auf die Couch.
    – Noch nicht.
    – Wirklich? Hast du nicht manchmal so richtig die Schnauze voll vom Leben?
    Er setzt sich auf den alten Sessel vor dem Fernseher. Ich nehme die Zigarette, die er mir anbietet.
    – Ja, doch. Manchmal schon.
    – Klar. Inzwischen geht’s mir die meiste Zeit so.
    Wir zünden unsere Zigaretten an.
    Percy greift zur Fernbedienung und schaltet den Fernseher ein. Er zappt durch ein paar Kanäle, dann schaltet er wieder ab. Ich beuge mich vor zum Aschenbecher, der auf der Armlehne seines Sessels steht.
    – Wie hat er sich umgebracht?
    – Genau, wie man sich’s erzählt. Hat sich selbst Messer in die Augen gerammt.
    – Wie hat er denn das geschafft?
    Er sieht mich an.
    – Hast du X jemals getroffen?
    – Nö.
    – Der Mann hatte Willenskraft.
    – Wieso gerade auf diese Art?
    Er zieht an einem Hebel an der Seite des Sessels, fährt die Lehne so weit zurück, dass er an die Decke starren kann, und bläst Rauch gegen die Holzpaneele über seinem Kopf.
    – Hat ihm nicht mehr gefallen, was er da draußen alles mit ansehen musste. Die Zukunftsaussichten haben ihm noch weniger gefallen.
    Er redet mit der Decke.
    – Als das Foto gemacht wurde, hatten wir eine heiße Zeit. Wir haben gekämpft. Alles hier oben gehörte der Koalition. Bis X kam. Er hat was bewegt. Erleuchtung. Revolution. Aber auch als wir endlich unsere eigenen Herren waren, war es nicht leicht für uns. Die Koalition hat uns kein Blut mehr geschickt. Wir mussten hart arbeiten, um unsere Brüder und Schwestern zu ernähren. Mussten uns mit den Latinos verbünden. Die Revolution war nur der Anfang. Aber irgendwann hatten wir’s geschafft. Scheiße, X hat schon dafür gesorgt. Eine Zeit lang hatten wir ein angenehmes Leben. Aber die Leute haben schnell vergessen, welchen Preis wir dafür zahlen mussten. Plötzlich kamen Leute wie Papa und redeten von Veränderung. Behaupteten, Luthers Zeit wäre vorbei. Sagten, wir hätten unsere Ruhe, hätten Frieden und könnten anfangen, mit der Koalition zu verhandeln. Wir sollten die Vergangenheit ruhen lassen. Es würde uns nur besser gehen, wenn wir mit der Koalition zusammenarbeiteten. Gequirlte Kacke. Die waren einfach bequem geworden. Und wollten’s noch bequemer haben. Wenn du mich fragst, steht Papa auf der Gehaltsliste der Koalition. Der verdammte Dexter Predo flüstert ihm was ins Ohr.
    Als er Predos Namen erwähnt, spuckt er aus.
    – Vielleicht hat Luther von alldem die Nase voll gehabt. Hat gemerkt, wie seine Leute immer fetter wurden und wie sich sein alter Freund gegen ihn gestellt hat. Er hat einen weiteren Krieg vorhergesehen. All das. Und dann hat er wahrscheinlich entschieden, dass er lieber nichts mehr sehen will. Zeit, zu gehen, hat er sich gesagt. Und zwar zu meinen Bedingungen. Ich hau ab, aber ich lasse meinen Leuten ein kleines Geschenk zurück, etwas, das Digga, mein cleverer Junge Digga, für seine Zwecke ausschlachten kann. Vielleicht hat er sich deswegen auf die Weise umgebracht. Auf die harte Tour. Wenn man einen Mann mit Dolchen in den Augen findet, kommt keiner auf Selbstmord. Vielmehr brach ein wütender Sturm los, und alle stellten sich hinter Digga, als er sich erhob und die Koalition beschuldigte. Die weißen Teufel haben unseren König ermordet! Ein eindrucksvolles Bild, oder nicht? Ein König mit Messern in den Augen. Und schon waren alle auf hundertachtzig.
    Er greift nach dem Aschenbecher und reicht ihn mir.
    – Stell ihn auf den Tisch da drüben.
    Ich tue, was er mir sagt.
    – Ja, Digga hat uns wieder auf den Kriegspfad geführt. Hat die Leute wachgerüttelt. Hat ihnen die Köpfe wieder zurechtgerückt. Aber jetzt geht’s von Neuem los mit dieser Beschwichtigungsscheiße. Digga kann so viele Hunde in das Becken schmeißen, wie er will, und selbst so viele totbeißen, wie er will. Früher oder später ist die Show vorbei, und er muss den Teufel höchstpersönlich an die Wand malen. Muss den Leuten beweisen, dass jenseits der Grenze Feinde auf sie lauern. Der Schläger, der dir gefolgt ist, war Schützenhilfe für Digga, aber das reicht längst nicht. Er muss beweisen, dass wir ständig bedroht

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