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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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nämlich die Beweise auf dem Präsentierteller serviert hat, die Digga brauchte, um Papa auszuschalten. Wie konnte sie auch wissen, dass Papas Mann dumm genug war, sich in der Tiefgarage einen Schuss zu setzen und einfach wegzupennen? Tja. Aber das war nur das Sahnehäubchen auf dem, was du da oben ohnehin schon in Erfahrung gebracht hattest. Digga hält jetzt alles Nötige in der Hand, um Predo öffentlich zur Rede zu stellen. Und sobald Predo wegen dem Wiederauftauchen von Anathema auf seinem Territorium unter Druck gerät, bietet ihm das einen Anlass, die Vandewater öffentlich zurechtzustutzen und ihre Macht zu beschneiden. Dann ist’s vorbei mit ihrer Unabhängigkeit, und er schickt seine eigenen Leute in die Morningside-Siedlung. Und wie profitiert die Society von alldem? Also, Digga hat dich in den Zug gesetzt. Eigentlich hätte er dich lieber noch ein bisschen länger bei sich behalten, sozusagen als Kronzeugen. Dass du so zum Aufbruch gedrängt hast, hat den Plan ein bisschen aus dem Ruder laufen lassen, aber auch das haben wir hinbekommen. Predo sorgte dafür, dass du unbehelligt nach Hause fahren konntest. Ich habe Tom so lange zurückgehalten, bis du mit dem Grafen geredet hattest. Der Graf hat dir was vorgespielt, und dann hab ich Hurley mitgeschickt, um sicherzugehen, dass ihr beide auch heil hier landet. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Graf mit seiner Arie loslegte und du ebenfalls mit der Wahrheit rausgeplatzt bist. Zumindest mit deiner Sicht der Wahrheit. Aber ist Wahrheit nicht immer etwas Relatives?
    Er hebt die Hände und lässt sie wieder auf den Tisch fallen.
    – So laufen die Dinge eben manchmal. Nicht immer. Aber gelegentlich. Glaub mir, so einen Drahtseilakt will man nicht jeden Tag abziehen. Aber manchmal erwischt man eben eine günstige Konstellation. Und das Überleben der Infizierten in der Welt verlangt es eben ab und an, dass wir Bündnisse eingehen, über die im Grunde niemand so genau Bescheid wissen will. Es ist nicht so, dass wir nicht an die Prinzipien glauben, die wir verkünden. Aber manchmal muss man sich eben etwas verbiegen, um nicht gebrochen zu werden. Das Wetter ist nicht immer so, wie man es gerne hätte, Joe. Manchmal muss man es selbst machen. Manche Pflanzen wachsen nicht ohne Regen. Das sehe ich ganz pragmatisch.
    Ich denke an den zutiefst von seinen Prinzipien überzeugten Tom, der jetzt als Spion und Verräter in die Geschichte eingehen wird.
    – Tja, das war’s.
    Ich sehe mich um.
    – Und Lydia?
    Er schüttelt den Kopf.
    – Lydia ist sauber. Die ganze Mauschelei hätte sie niemals mitgemacht. Sie ist moralisch absolut integer. Klar, auch sie hatte ihre Rolle in dem Spiel. Aber das war ihr zu keinem Zeitpunkt bewusst.
    – Wo ist sie jetzt?
    – Sie trommelt ihre Leute zusammen. Was die Probleme innerhalb des Clans angeht, verhalten sie sich neutral. Sie verbreiten einfach nur die Neuigkeiten. Also, will sagen, sie überbringen die Botschaft den richtigen Leuten.
    – Und wie lautet die Botschaft?
    Er hebt die Schultern, lässt sie wieder fallen.
    – Tja, Mann, das weißt du doch. Du warst schließlich dabei. Wir haben nichts zu verbergen.
    – Wie lautet die Botschaft, Terry?
    – Die Botschaft lautet: Alles ist cool. Es gab ein bisschen Ärger, aber jetzt ist alles wieder cool.
    – Was für Ärger?
    – Tja, wir dachten, es wäre das Beste, wenn wir die Koalition gar nicht erwähnen. Das könnte ein paar Leuten ziemlich sauer aufstoßen. Putschversuch, heißt es jetzt. Nicht besonders elegant, klingt aber nach einem internen Problem. Kann jeder revolutionären Bewegung mal passieren.
    – Klar. Verstehe. Das ist der Preis, den man in dem Geschäft zahlen muss.
    – Genau. Der Preis der Politik.
    Ich stecke mir eine Zigarette in den Mundwinkel.
    – Ja, die Politik. Politisch gesehen bist du bei der ganzen Sache recht ungeschoren davongekommen.
    – Nun, also, so würde ich das nicht sagen. Ich bin knapp einem Putsch entgangen. Hab einen Spion im innersten Zirkel unseres Clans entlarvt. Klingt alles in allem nicht nach einem Freudentag für die Society.
    Ich zünde mir die Zigarette an.
    – Ja, wenn man’s so sieht.
    Ich sehe mich nach etwas um, wo ich das abgebrannte Streichholz hinwerfen kann, und entscheide mich für den Boden.
    – Andererseits hat sich alles in deinem Sinne entwickelt.
    Terry beugt sich vor und hebt das Streichholz auf.
    – In welchem Sinne meinst du, Joe?
    Er geht zum Spülbecken hinüber und lässt das

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