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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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wir mal an, dem wäre nicht so?
    Jetzt weiß ich, wie der Hase läuft. Und er sieht, dass ich’s kapiert habe.
    – Nein.
    – Jetzt hör mir doch erst mal zu. Lass mich ausreden.
    – Nein.
    – Joe.
    Er beugt sich vor.
    – Du hast die Kanone, aber wir sind hier immer noch in meinem Haus.
    Scheiße.
    Ich stecke die Waffe weg. Bringt mir ja sowieso nicht viel.
    Er reibt sich die Hände.
    – Okay. Cool. Jetzt können wir miteinander quatschen, so richtig, meine ich. Du hast mir ein paar sehr interessante Fragen gestellt. Wirklich tiefschürfender Kram, der bis ganz an die Wurzeln reicht, wo man nicht einfach hingehen und wild draufloshacken kann. Wenn man nämlich die falsche Wurzel erwischt, stirbt der ganze Baum. Du bist doch schon eine ganze Weile dabei, und in den letzten Jahren hast du ein paar ziemlich krasse Sachen miterlebt. Inzwischen weißt du recht gut, wie’s läuft. Du bist sogar ziemlich weise geworden. Aber so ist das nun mal. Wenn man lange genug durchhält, wird man früher oder später in bestimmte Dinge reingezogen. Punkt. Da führt kein Weg dran vorbei. Wir sind nicht viele, und von denen mit echtem Überlebensinstinkt gibt’s noch weniger. Früher oder später musstest du ja was über die ganze Sache rausfinden. Denk an die Leute, mit denen du’s letztes Jahr zu tun bekommen hast, und was die alles auf der Pfanne hatten. Überleg, was du über das System erfahren hast, wie es hinter den Kulissen funktioniert. Wie wenig du vorher davon wusstest. Denk mal ernsthaft drüber nach.
    Er schweigt und sieht mich an.
    Und ich denke nach.
    Ich denke nach, und es macht mir Angst.
    Er nickt.
    – Siehst du? Verstehst du, was ich sagen will? Hey, Mann. Nicht jeder pflegt Kontakte zu DJ Grave Digga, Dexter Predo, mir und der alten Frau Vandewater. Von Daniel ganz zu schweigen. Hast du eine Ahnung, wie viele Leute mehr als einmal zu ihm vorgelassen werden? Wie viele ihr erstes Treffen mit ihm überhaupt überleben? Das ist keine lange Liste, Mann. Ob’s dir gefällt oder nicht, du wirst, wie soll ich sagen, langsam eine ziemlich große Nummer.
    Er hebt einen Finger.
    – Jetzt pass gut auf. All die Details, die du aufgedeckt hast, sind Teile eines großen Puzzles. Du kannst es nur noch nicht erkennen. Aber mach so weiter, und du wirst immer mehr verstehen. Leider bist du unabhängig. Nicht jedem wird es gefallen, dass du einen Einblick in die verborgenen Mechanismen erhältst. Ein Unabhängiger ist nicht loyal. Man weiß nie, was er plant. Das macht die Leute misstrauisch. Um ehrlich zu sein, selbst mir geht das manchmal auf den Keks. Dabei will ich doch nur Ruhe und Frieden. Und wie soll ich die aufrechterhalten mit einem Unabhängigen, der solche Dinge weiß? Das macht manche Leute ganz schön nervös. Und früher oder später wird jemand aufhören, fünf grade sein zu lassen, wird dir zeigen, wo der Hammer hängt. Ach, scheiß auf die Metaphern, jemand wird dich in die Sonne zerren. Genau wie Tom. Und zwar genau aus demselben Grund. Weil er allen auf den Keks gegangen ist.
    Er lehnt sich zurück.
    – Und deshalb sitze ich jetzt hier und biete dir einen Job an, von dem ich weiß, dass du ihn nicht haben willst.
    – Ich kann mich nur wiederholen. Nein.
    – Joe, Mann. Es muss nicht wie in alten Zeiten sein. Was heute so lief, na ja, das war einfach schlechtes Karma. Aber so ist es nicht jeden Tag. Hauptsächlich geht’s darum, Präsenz zu zeigen. Ein Auge auf die Dinge zu haben. Also das, was du im Grunde sowieso schon tust. Klar, wenn jemand aus der Reihe tanzt, müsstest du das übernehmen. Aber alles in eigner Regie. In dem Job hast du die Lizenz, Leuten in den Arsch zu treten. Und diese Lizenz kannst du anwenden, wann immer du willst. Ohne Einschränkungen. Tom hat den Job beschissen erledigt. Aber du, du bist dafür wie geschaffen. Das wissen wir beide.
    Ich nehme meine Waffe an mich und stecke sie in meinen Gürtel.
    Dann erhebe ich mich.
    Er steht ebenfalls auf.
    – Komm schon, Joe. Ich kenn dich doch. Du willst doch immer wissen, was abgeht. Du bist neugierig. Du könntest an der Quelle sitzen, genau dort, wo alle Fäden zusammenlaufen.
    Ich gehe zur Tür.
    – Nein.
    Plötzlich steht er vor mir.
    – Bitte, Mann. Ich will dir nicht drohen oder so, aber weißt du, so geht’s nicht weiter. Nicht mehr. Mir persönlich wär’s ja egal. Aber Digga? Predo? Die werden das niemals durchgehen lassen. Niemals. Du musst dich uns anschließen, Joe. Es gibt keine andere Möglichkeit. Rein oder

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