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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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gleichzeitig nüchtern war und außerdem nie gewalttätig wurde, als mildernde Umstände anzurechnen.
    »Aber nein. Nicht sie. Es waren die Besucher. Ich habe nach ihnen gesucht, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.«
    »Und hast du sie gefunden?« Riedwaan merkte, wie seine Fingerspitzen vor Anspannung zu prickeln begannen.
    »Nein.Aber ich habe die Namen der zwei Freunde, die Hofmeyr in seinem Geständnis belasten wollte.«

    »Woher hast du die denn?«
    »Das wird dir schwer zu schlucken geben, Faizal, aber es gibt immer noch ein paar Leute, die mir einen Gefallen schuldig sind.«
    »Wer sind sie?«, fragte Riedwaan. »Hofmeyrs Freunde?«
    »Malan.«
    »Malan?«
    »Malan.« Februarie weidete sich an Riedwaans Ratlosigkeit.
    »Was für ein hilfreicher Name. Davon muss es Tausende geben.«
    »Der hier leitet einen Sicherheitsberatungsdienst etwas außerhalb von Goodwood bei Kapstadt.«
    Riedwaan kannte diese ehemaligen Industrievororte gut. Goodwood war eine arme Arbeitergegend, die sich trotz der vielen Hinterhöfe mit aufgebockten Autowracks an ihren anständigen Ruf klammerte. »Hast du seine Nummer?«
    »Jesus, Faizal. Hast du schon mal was von einem Telefonbuch gehört? Phoenix Engineering. Schlag’s nach.«
    »Gib sie mir, Februarie. Ich weiß, dass du sie hast.«
    »Okay. Ich stehe nämlich gerade vor dem Gebäude.« Februarie lachte.
    »Ich dachte, du wärst im Royal«, wunderte sich Riedwaan. »Diese Scheißmusik, die da im Hintergrund läuft.«
    »Beleidige nicht den Mann in Schwarz«, sagte Februarie. »Das war Johnnie Cash auf meinem neuen Tonbandgerät.«
    »Entschuldige, entschuldige«, sagte Riedwaan. »Erzähl mir, was du siehst.«
    Februarie hatte am Ende einer vermüllten Sackgasse geparkt. »Massive Eisengitter an der Vorderseite«, berichtete er. »Ein Stapel Post an der Haustür. Niemand zu Hause.Alles leer. Alle ausgeflogen.«
    »Und wann, deiner Meinung nach?«, fragte Riedwaan.
    »Die Nachbarn hier sind nicht besonders gesprächig, aber
eine alte Lady hat mir verraten, dass seit einem Monat niemand mehr hier war.«
    »Sie kennt die Leute?«
    »Nein. Sie hält ihre Vorhänge geschlossen. Das ist keine Gegend, in der man besonders auf seine Nachbarn achtet. Sie hat mir nur erzählt, dass ein Mann herkam und das Haus als Lager benutzte. Dann verschwand er wieder und… nichts. Ich habe mir die Firma genauer angesehen. Nicht viel, abgesehen von ein paar Einfuhr-/Ausfuhrgenehmigungen nach Pakistan.«
    »Und der andere?«
    »Welcher andere?«
    »Hofmeyrs anderer Freund?«
    »Ach, der… Janus Renko.«
    »Russe. Das hat in der Armee bestimmt Ärger gegeben.«
    »Soweit ich gehört habe, hat er sich nichts gefallen lassen. Die Eltern waren Immigranten.«
    »Weißt du, wo er ist?«
    »Seit zehn Jahren fehlt von ihm jede Spur. Keine Eltern, keine Geschwister. Keine Exfrauen wie bei Malan. Keine Kinder wie bei Hofmeyr. Vielleicht hat er seinen Namen geändert oder er hat sich einen neuen Pass zugelegt und ist weggezogen«, meinte Februarie. »Könnte auch tot sein, und dann würdest du einem Geist nachjagen.«
    »Wo hat deine Zeugin aus McGregor sie gesehen?« Riedwaan zündete sich eine Zigarette an und ging hinüber, um Clares Schaubild zu betrachten.
    »Hat sie gar nicht. Sie hat nur kurz bevor der Major erschossen wurde zwei Garnituren zusätzlicher Bettwäsche bemerkt. Da habe ich mich doch gefragt, wen Hofmeyr zu Besuch hatte.«
    »Danke, Februarie. Ich kauf dir eine Kiste Bier, wenn ich zurück bin.«
    Riedwaan legte das Telefon weg und blickte wieder auf die Fundorte der Jungen. Ein Dreieck wie zur Landvermessung
zwischen Rooibank, dem Kuiseb-Delta und der hässlichen Betonschalstein-Stadt. Ziemlich genau das Gebiet, in dem Südafrika während des jahrzehntelangen Krieges in Namibia Tausende von elenden, sandgepeinigten Wehrpflichtigen kampieren ließ. Warum sollte einer dieser Männer freiwillig zurückkommen? Walvis Bay war so ziemlich der übelste Armeeposten gewesen, an den man hatte versetzt werden können.
    Riedwaan betrachtete die Bilder von Kaiser Apollis, Fritz Woestyn, Nicanor Jones und Lazarus Beukes genauer. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, sie zu erschießen? Ausgezehrte kleine Aussätzige, die ihren zwanzigsten Geburtstag wahrscheinlich auch so nicht erlebt hätten.
    Er setzte sich an Clares Schreibtisch, öffnete ihre korrekt geführten Ordner und suchte nach den Abschriften ihrer Vernehmungen. Details. Der Teufel steckte immer im Detail. Riedwaan öffnete das

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