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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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fragte Darlene.

    »Kapstadt«, sagte Clare.
    »Meine Heimat. Sie fehlt mir. Das viele Grün.« Darlene ging ihr voran in ein penibel aufgeräumtes Wohnzimmer und bedeutete Clare, Platz zu nehmen.
    »Was hat Sie nach Walvis Bay verschlagen?«
    »Die Armee«, antwortete Darlene. »Mein Mann war hier stationiert. Er war Major in einer Spezialeinheit.«
    »Und jetzt?« Clares Blick wanderte über die blumengemusterten Sofas und den Porzellannippes.
    »Ach, das ist schon so lange her«, meinte Darlene. »Damals sah er unglaublich gut aus. Er war vierzig. Ich war zweiundzwanzig und verliebt. Was wusste ich schon? Also bin ich ihm gefolgt. Als Nelson Mandela zehn Jahre später Walvis Bay an Namibia zurückgab, hat er mich mit nichts sitzen lassen. Seitdem bin ich allein.«
    »Sie sind geblieben?«
    »Ich hatte mich eingewöhnt. Meine Ehe war kaputt. Ich hatte zu unterrichten begonnen. Ich mochte es, ich mochte die Kinder.Also habe ich meinen Mädchennamen wieder angenommen und ein neues Leben begonnen.«
    »Daher kannten Sie auch Kaiser Apollis?«
    »Es ist eine kleine Stadt.«
    »Sie haben ihn unterrichtet?«
    »Vor vielen Jahren. In der ersten Klasse. Er war ein so süßer kleiner Junge. Verzehrte sich nach Zuneigung.«
    »Erzählen Sie mir von ihm«, bat Clare.
    »Die übliche Geschichte. Sein Vater verlor die Arbeit. Dann verschwand er. Kaiser kam schmutzig zur Schule, oft hatte er blaue Flecken. Seine Mutter trank und ging in den Hafenkneipen anschaffen.«
    »Was geschah mit ihr?«
    »Sie starb. An Aids, nehme ich an. Obwohl man hier lieber ›nach kurzer Krankheit‹ sagt.«
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen, Darlene?«

    Darlene ließ die Teeblätter in ihrer Tasse kreiseln, als hoffte sie, dass sie die richtige Antwort daraus lesen würde. »Das war in der Schule. Am letzten Mittwoch.«
    »Was wollte er dort?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte ihn seit Monaten nicht gesehen. Er wirkte so« – sie schüttelte den Kopf – »verlassen. Also habe ich ihn gefragt, ob er mitkommen und mir helfen wollte.«
    »War er gekommen, um Sie zu sehen?«
    »Das habe ich ihn nicht gefragt. Ich nehme es an. Früher hat er mir oft geholfen, alles für den Kunstunterricht am Donnerstag vorzubereiten. Das hat er gern gemacht. Er war talentiert. Wirklich talentiert. Wenn er nicht ausgerechnet in dieses Leben hineingeboren worden wäre, wer weiß?« Sie verstummte, als hätten ihre Spekulationen sie erschöpft.
    »Was hat er für Sie erledigt?«
    »Er half mir mit den Pulten und mischte die Farben an. Ich mache zurzeit ein Recyclingprojekt mit meinen Erstklässlern. Kaiser half mir, Sachen zu zerschneiden. Alles vorzubereiten. Außerdem hat er ein Sandwich gegessen, das ich ihm geschenkt habe.«
    »Hat er sich mit Ihnen unterhalten?«
    »Eigentlich nicht. Er hatte nur gern etwas zu tun.«
    »Wie lange war er bei Ihnen?«
    »Eine Stunde schätzungsweise. Vielleicht etwas länger. Er mischte die Farben und sagte dann, dass er jetzt gehen würde. Also habe ich ihm etwas Geld gegeben, und er zog ab.«
    »Er hat nicht zufällig gesagt, wohin er wollte?«
    »Nein. Und ich habe ihn nicht gefragt.«
    »Wie viel Geld haben Sie ihm gegeben?«
    »Wie viel?«, wiederholte Darlene. »Das weiß ich nicht mehr. Vielleicht zehn Namdollar in Münzen.«
    »Ist er deswegen zu Ihnen gekommen?«
    »Vielleicht.« Darlene zuckte die Achseln. »Wie gesagt, wir
haben nicht viel miteinander gesprochen. Er hat nie gebettelt. Das konnte er nicht ausstehen. Er war ein stolzer Junge. Aber wenn er irgendetwas für mich erledigte, gab ich ihm Geld.«
    »Waren Sie überrascht, als sie ihn auf der Schaukel sitzen sahen?«
    »Herman Shipanga hat ihn gefunden.«
    »Shipanga trägt keine Highheels.« Clares Stimme blieb unnachgiebig.
    »Nein, stimmt«, flüsterte Darlene. Ihre Hände begannen sich wie von selbst zu massieren. Es war so schwer, die Ereignisse in der richtigen Reihenfolge zu behalten. Sie war über den Kindergartenspielplatz gegangen, als sie das Quietschen der beschwerten Schaukel gehört hatte, angeschubst von einer kurzen Böe, die Papierfetzen über ihren Weg trieb.
    »Inspektor Damases auch nicht«, fuhr Clare fort. »In dem Sand rund um die Schaukel waren kleine Löcher. Ich bin sicher, dass sie mit den Schuhen übereinstimmen, die Sie am Montag getragen haben. Die Sie geputzt haben.«
    Darlene rief sich in Erinnerung, wie sie fast in Hypnose und mit stechenden Schmerzen im Unterleib auf die besetzte Schaukel zugegangen war. Sie war in die

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