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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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gleiche Weise getötet. Mit einem Kopfschuss. Zwei mit verunstalteter Brust. Nicanor Jones als Nummer zwei. Kaiser Apollis, die Nummer drei. Fritz Woestyn, der Erste, hat nichts auf seiner Brust, aber alles andere passt.«
    »Was verbindet sie noch?«
    »Alle Jungen sind klein für ihr Alter und wirken feminin. Sie wurden aus kürzester Entfernung erschossen. Das verleiht der Tat eine scheinbare Intimität, nehme ich an, wobei jedoch jede Empathie fehlt und ein Bedürfnis nach totaler Kontrolle offenbar wird. Ich komme nicht von dem Gedanken los, dass
es diesem Mörder ein Bedürfnis ist, seine Opfer mit ansehen zu lassen, was ihnen angetan wird. Sie müssen ihm zuschauen, während er sie umbringt.«
    »Die Fundorte?«, fragte Riedwaan weiter.
    »Sagen wenig aus. Obwohl es so aussieht, als hätte der Täter gewollt, dass die Leichen gefunden werden.«
    »Werden noch mehr Straßenkinder vermisst?«
    »Gemeldet sind keine, was kaum überrascht. Dass diese Jungen verschwanden, hat auch niemand gemeldet.«
    »Alle obdachlos?«
    »Größtenteils ja. Apollis wohnte zeitweise bei seiner Schwester. Ansonsten lebte er mit den übrigen draußen auf der Müllkippe. Dort gibt es eine Art Asyl.«
    »Wer leitet es?«
    »Der Mann, der die Müllkippe führt«, sagte Clare. »George Meyer.«
    »War er nicht als Erster bei der Schule, wo Kaiser Apollis gefunden wurde?«
    »Das stimmt. Zusammen mit seinem Sohn.«
    »Vielleicht ist er nicht so altruistisch, wie es scheint«, meinte Riedwaan. »Wie alt ist der Sohn?«
    »Etwa sieben Jahre«, antwortete Clare. »Erste Klasse.«
    »Damit fallen sie als Team aus, würde ich meinen. Obwohl schon seltsamere Dinge vorgefallen sind.«
    »Als ich dort draußen war, habe ich mit den Straßenkindern gesprochen. Der zweite Junge, Nicanor Jones, oder vielmehr sein Leichnam wurde dort gefunden.«
    »Auf der Müllkippe?«
    »Am Zaun der Müllkippe.«
    »Hast du schon ein Täterprofil erstellen können?«
    »Nur die grundlegenden Züge«, sagte Clare. »Ich würde sagen, der Täter braucht ein Fahrzeug, das nicht allzu sehr auffällt. Wahrscheinlich lebt er allein, sonst wäre seine Abwesenheit aufgefallen. Andererseits arbeiten hier alle Schicht, darum
steht das nicht hundertprozentig fest. Eines ist aber sicher: Die Leichen werden einige Tage irgendwo drinnen aufbewahrt, bevor sie zur Schau gestellt werden.«
    »Wieso drinnen?«, bohrte Riedwaan nach.
    »Keine Anzeichen auf Tierbefall. Außerdem wurde keiner der Jungen dort umgebracht, wo er aufgefunden wurde. Also werden sie irgendwo erschossen, dann verwahrt, dann transportiert und zuletzt an ihrem Fundort platziert.«
    »Ein homosexueller Täter?«
    »Schwer zu sagen. Möglich. Homosexualität ist hier illegal, daher könnte ich mir vorstellen, dass entweder niemand von seiner Neigung weiß oder dass der Täter eine Art Mission zu erfüllen glaubt. Es deutet einiges daraufhin, dass Kaiser Apollis als Strichjunge arbeitete. Es würde mich wundern, wenn die anderen das nicht getan hätten.«
    »Sexueller Übergriff?«
    »Nichts Offensichtliches und zu der Tat Gehöriges, aber der Mörder ist gut organisiert. Und arrogant, sonst würde er nicht riskieren, diese Kinder zur Schau zu stellen.«
    »Klingt charmant«, meinte Riedwaan. »Du wirst die Proben für die forensischen Untersuchungen selbst herbringen müssen. Per Kurier kann man das nicht schicken.«
    »Nicht vor Freitag«, erklärte ihm Clare. »Ich versuche, den frühesten Flug zu nehmen.«
    »Dann werde ich alles für dich organisieren«, versprach Riedwaan. »Und ich hole dich vom Flughafen ab.«
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
    »Ich wollte mit dir darüber reden, was vor deiner Abfahrt passiert ist, und über das, was ich dir nicht erzählt habe.«
    »Ich habe deine E-Mail gelesen.«
    Offenbar war Riedwaan aufgestanden, um seine Bürotür zu schließen; am anderen Ende der Leitung herrschte undurchdringliches Schweigen. Er brach es. »Wieso willst du nicht über uns sprechen?«

    »Dafür ist es ein bisschen spät.«
    »Okay, ich hätte es dir sagen sollen. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe. Wie oft muss ich das noch sagen? Es ist meine Familie, meine Tochter. Woher soll ich verflucht noch mal wissen, wie ich damit und mit den beiden und dir umgehen soll?«
    »Beschränk dich auf sie, und lass mich da raus«, wehrte Clare ab. »Das ist besser.«
    »Clare, ich muss dich sehen.« Riedwaans Stimme klang weich und warm wie eine Berührung.
    Clare holte tief Luft

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