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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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die Fälle zu verbinden«, meinte Riedwaan. »Falls es überhaupt eine Verbindung gibt.«
    »Ein Schuss ins Blaue kann nicht schaden, um es mal so auszudrücken«, sagte Clare. »Mill Street. Hier musst du abbiegen.«

    Goedgevonden war das letzte Haus. Eine niedrige Feldsteinmauer verteidigte den üppigen Garten gegen das harte Karroo-Gestrüpp außerhalb. Sie hatten sich nicht telefonisch angemeldet. Clare und Riedwaan zogen es vor, die Menschen unangemeldet zu besuchen, bevor diese die Breschen in ihren Schutzmauern sichern konnten.
    »Das ist kein Hund, sondern ein Fußabtreter«, stellte Riedwaan mit Blick auf den winselnd herbeitrottenden Deutschen Schäferhund fest, während er die Fahrradglocke am Tor läutete. Eine Frau richtete sich aus dem Rosenbeet hinter der Mauer auf.
    »Mrs Hofmeyr?«, fragte Riedwaan.
    Die vielleicht fünfundfünfzig Jahre alte, streng wirkende Frau mit eisengrauem Dutt näherte sich mit einer blinkenden Gartenschere in der Hand dem Tor. Nachdem sie einen kurzen Blick auf Clare geworfen hatte, musterte sie Riedwaan kritisch.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Hund eilte nach einem kurzen Fingerschnippen an die Seite seiner Herrin und fixierte sie aufmerksam. Doch kein Fußabtreter.
    »Ich bin Riedwaan Faizal, SAPS Special Investigations. Das ist Dr. Clare Hart. Wir hätten ein paar Fragen wegen Ihres Mannes Major Hofmeyr.«
    Mrs Hofmeyr blinzelte in die Sonne. »Haben Sie eine neue Spur?«, fragte sie.
    »Noch nicht«, erwiderte Riedwaan. »Aber um das herauszufinden, müssten wir mit Ihnen sprechen.«
    »Wenn Sie von Kapstadt hergefahren sind, können Sie bestimmt einen Kaffee brauchen. Kommen Sie mit in die Küche. Dort sind wir ungestört.«
    Sie folgten ihr ins Haus und setzten sich an einen gescheuerten gelben Holztisch. Der Kaffeekessel zischte auf dem Herd. Moerkoffie , bei dem die gemahlenen Bohnen im Wasser lagen.
Mrs Hofmeyr zog ein Zierdeckchen vom Milchkrug. Die mit Glasperlen besetzten Fransen klickerten in der Stille und störten die Katze auf, die zusammengerollt auf einem blauen Kissen schlief. Das Tier warf nur einen Blick auf Riedwaan, machte einen Buckel und begann zu fauchen.
    »Was haben diese Tiere nur gegen mich?«, murmelte Riedwaan.
    »Rasputin ist keinen Besuch gewöhnt«, erklärte Mrs Hofmeyr und strich dabei über das graue Fell ihrer Katze.
    »Wir müssen Ihnen noch einmal einige Fragen über Captain Hofmeyrs Tod stellen«, sagte Clare. Das Wort »Mord« wäre zu brutal für die heimelige Atmosphäre in diesem Raum gewesen.
    »Major Hofmeyr«, korrigierte seine Witwe. »Warum wollen Sie das alles wieder aufrühren?«
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Clare, »aber wir haben den Verdacht, dass die Waffe, mit der man Ihren Mann erschossen hat, bei einem weiteren Verbrechen verwendet wurde.«
    »Wie grässlich«, flüsterte Mrs Hofmeyr und presste die Hand auf den Mund. »Hier in der Nähe?«
    »In Namibia«, antwortete Riedwaan. »In Walvis Bay.«
    Mrs Hofmeyr zog die Stirn in Falten. »Was ist passiert?«
    »Vier Menschen wurden erschossen«, sagte Riedwaan. »Darum wäre es uns eine große Hilfe, wenn Sie uns noch einmal erzählen könnten, was Ihrem Mann widerfahren ist.«
    »Eigentlich habe ich alles schon der Polizei erzählt, aber gut. Sie haben ihn mit einem Kopfschuss hingerichtet. Aus nächster Nähe, mit einem einzigen Pistolenschuss. Ich musste ihn identifizieren.« Mrs Hofmeyr zitterte, aber es floss keine Träne. Sie hatte ihren Vorrat längst aufgebraucht. »Als ich ihn sah, sah er wieder so jung aus. All die Jahre waren wie ausgelöscht. Ein Leben ausradiert.«
    »Wann war er aus dem Haus gegangen?«, fragte Clare.
    »Früh. Noch vor sieben, würde ich sagen. Ich habe noch
geschlafen, als er ging. Als ich um halb acht aufwachte, war der Tee, den er mir hingestellt hatte, eiskalt.« Sie drehte die Tasse auf der Untertasse. »Warum hätte ihn jemand foltern wollen?«
    Riedwaan konnte sich durchaus vorstellen, dass eine ganze Reihe von Menschen liebend gern den Mann in Fetzen geschnitten hätte, der während der schmutzigsten Jahre des Krieges, den Südafrika in Namibia geführt hatte, ein Sondereinsatzkommando geleitet hatte. Damit war er Herz und Hirn der Einheit gewesen. Letztendlich hatte Hofmeyrs Mörder ihm beides genommen. Aber das sprach er nicht aus.
    »Einer der hiesigen Polizisten meinte, es seien Gangster gewesen«, berichtete Mrs Hofmeyr. »Im Dorf sagt man, ein paar 28er wären hier gewesen.«
    Die Nummerngangs. Südafrikas apokryphe

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