Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
Ihr damit, dass Zayan mich erwählt hat … Euer Hoheit?“ Sie benutzte den Titel und die förmliche Anrede, um ihr zu schmeicheln.
„Um die Zwillinge zu verführen und sie zu entzweien, natürlich. Das war verdammt schlau von Zayan“, schnurrte die Königin. „Zumal er nicht in der Lage ist, Yannick zu zerstören.“
Einen Moment war Althea erleichtert. Zayan konnte Yannick nicht wehtun. Dann jedoch begriff sie die Tragweite der anderen Worte. Um die Zwillinge zu verführen und sie zu entzweien . Eiskalte Furcht rann über ihr Rückgrat.
„Aber Zayan hatte damit nichts zu tun …“ Die Träume! „Zayan hat meine Träume kontrolliert?“, rief sie entsetzt. Die Träume waren keine Vorausahnungen gewesen. Kein Zeichen ihrer Bestimmung. Sie war von einem bösen Vampir manipuliert worden.
„Ja. Zayan hat sie in Ihre Träume geschickt.“
„Um sie zu entzweien? Aber warum?“
„Zayan kann Yannick nicht zerstören“, wiederholte die Königin ungeduldig.
Altheas Widerstand regte sich bei diesem verachtungsvollen Tonfall. „Und wieso ist er nicht in der Lage, Yannick zu zerstören, Euer Hoheit?“
Die Königin lehnte sich mit einer fließenden Bewegung in den Polstern zurück. „Weil dieser liebliche Junge unter meinem Schutz steht – und dem Schutz von jemandem, der um einiges stärker ist als ich.“
„Euer Schutz … Dann habt Ihr Yannick befreit.“ Sie erinnerte sich an seine Worte. Ein Pakt mit dem Teufel. Diese Frau war der Teufel, von dem Yannick gesprochen hatte.
„Er war mit meinem Preis für seine Freiheit einverstanden.“ Die mandelförmigen Augen verengten sich zu Schlitzen. „Er war einverstanden, seinen Bruder zu finden und Zayan für mich zu zerstören. Yannick rief nach mir. So konnte ich zu ihm gelangen. Bastien aber war zu sehr in seiner Wut, seinem Zorn und den an ihm begangenen Betrug gefangen, als um sein Leben zu feilschen. Er hätte nicht mal nach seinem eigenen Bruder gerufen. Nachdem Zayan von Yannicks Befreiung erfahren hatte, wusste er, dass er Bastien zerstören musste, um seine eigene Sicherheit zu bewahren. Und das wird er, wie du gesehen hast, nicht tun.“
Was wusste die Königin über die vorangegangene Nacht im Mausoleum? Erneut spürte Althea, wie Röte in ihre Wangen stieg. „Darum hat er versucht, Bastien zu reizen, damit er Yannick tötete.“
„Ja. Die Zwillinge sollten einander zerstören. Es gibt eine besondere Verbindung zwischen den beiden. Es gibt zwischen ihnen den Zauber der Zwillingsgeborenen – Vampire, die aus Zwillingen oder sogar Drillingen geschaffen werden, haben schon im sterblichen Leben eine enge Bindung, sie sind Teil eines Ganzen. Der Zauber, der ihnen im unsterblichen Leben verliehen wird, ist um einiges stärker.“
Die tiefroten Lippen verzogen sich wieder zu einem teuflischen Lächeln. „Und so hat Zayan dich in ihre Träume geschickt. Um sie zu locken, um ihnen Lust zu schenken und die Erfahrung der Liebe. Keiner der beiden hat je gewusst, was Liebe ist. Sie hatten einen grausamen Vater und eine schwache Mutter. Beide starben, ehe sie die wahre Liebe einer sterblichen Frau erfahren durften. Zayan erkannte, dass sie trotz ihrer starken Bindung beide gewillt wären, für eine Liebe zu töten, die sie für sich beanspruchen wollten.“
Aber war das, was sie selbst für die beiden fühlte – der Schmerz und die Freude und das schnellere Schlagen ihres Herzens, sobald auch nur ein Gedanke an die beiden aufkam – war das wahre Liebe? Oder war es nur von Zayan erschaffen worden? Wurde sie von ihm kontrolliert wie eine Spielzeugpuppe?
Verdammt, das machte sie noch wahnsinnig. Sie wollte nicht zulassen, dass dieses Ungeheuer ihr Herz kontrollierte.
„Ein köstliches, kleines Ding.“ Zu ihrem Entsetzen musste Althea mit ansehen, wie die Königin Sarah abschätzig betrachtete und die Zunge über ihre Eckzähne glitt.
Althea zog langsam ihren Pflock aus der Tasche.
„Keine Sorge, meine Liebe. Ich esse tagsüber nicht.“ Die Königin sah so amüsiert drein, dass Althea errötete und unwillkürlich erzitterte.
„Ich bin sicher, Ihre lustvollen Aktivitäten mit diesem süßen, kleinen Ding werden Zayans Untergang nur beschleunigen.“
Beschämt senkte Althea den Blick. „Warum?“ Aber jetzt verstand sie, warum sie so einen verrückten Drang verspürt hatte, diese Dinge zu tun.
„Sein Ziel ist es, dass Sie mehr und mehr Ihre sinnliche Natur akzeptieren. Er will aus Ihnen eine noch größere Verlockung für Bastien machen.
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