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Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust

Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust

Titel: Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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nicht zu stolpern.
    Sie war es nicht gewohnt, so herausgeputzt zu werden. Schlimmer noch, sie fürchtete, dass ihr Mieder, wenn sie sich nicht perfekt gerade hielt, bis zu ihrer Taille rutschen könnte. Oder dass ihre Locken, die auf ihrem Kopf zu einer komplizierten Frisur aufgetürmt und mit einem Reif aus Gold und Edelsteinen gehalten wurden, sich aus der Frisur befreien könnten. Sie riskierte einen knappen Blick, schielte an ihrer Brille vorbei, um sich zu versichern, dass sie nicht auf den Saum trat.
    Sie konnte ihre rosigen Rundungen sehen, die über den eckigen Ausschnitt ihres Kleids quollen. Zwar verschleierte ein Stück elfenbeinfarbener Spitze ihre Brüste. Aber ein Gentleman, der sie überragte, bekam sicher unschickliche Einblicke …
    „Miss Yates, Sie sehen bezaubernd aus.“
    Sie verharrte, vorgeblich um sich selbst zu präsentieren, aber insgeheim versuchte sie, ihre Kleidung zu richten. Der Seidenschal aus Norwich, den sie über ihren Arm drapiert hatte, verrutschte schon wieder. Ihr Absatz verfing sich in dem bodenlangen Saum.
    Sir Randolph hielt sich ein Monokel ans Auge und wandte sich an seine Frau. „Ausgezeichnete Arbeit, meine Liebe.“
    Althea konnte ein ironisches Lächeln nicht verkneifen. Der Unterton war unmissverständlich. Wir werden schnell einen Freier finden und sind diese Sorge wieder los .
    Lady Peters, eine hübsche Vierzigjährige mit aschblondem Haar, üppigen Rundungen und überwältigend dunklen Augen, tätschelte Sir Randolphs Arm. „Die Ehre gebührt vor allem unserer Miss Yates. Sie ist wahrlich ein Juwel. Und sie hat einen guten Geschmack.“
    Althea errötete. Sie hasste es, sich wie ein Ausstellungsstück im British Museum zu fühlen. Sie griff nach den elfenbeinfarbenen Röcken ihres Kleids und versuchte einen weiteren Schritt. Ihre erste Unterredung mit Lady Peters war nicht gerade erfolgreich gewesen. Daher konnte sie spüren, wie erleichtert ihre Gönnerin war, weil sie sich immerhin ordentlich angekleidet hatte. Sie dachte wieder an ihren ersten Nachmittag im Haus.
    Gunst und Freundlichkeit ausstrahlend hatte Ihre Ladyschaft Althea in einen riesigen Salon geführt, der so groß war wie das gesamte obere Stockwerk des Gasthauses in Maidensby. Er sprach vom unglaublichen Reichtum der Familie. Teppiche mit exotischen Mustern bedeckten den Boden. Die Möbel waren luxuriös und den eleganten Linien der griechischen Antike nachempfunden oder von sinnlich-orientalischer Verschwendung geprägt. Glänzendes Holz, reiche Seiden- und Samtstoffe, beeindruckende Tapeten. Vieles von Lady Peters’ Reichtum verdankte sie ihrer Mitgift. Sie war Cousine zweiten Grades eines Herzogs. Althea konnte sich kaum vorstellen, wie schön dann erst Yannicks Zuhause sein musste.
    Hier und da standen Kuriositäten, die ihre Aufmerksamkeit fesselten. Eine Sheela-na-Gig – ein keltisches Symbol der Fruchtbarkeit. Sie errötete, als sie diese Steinfigur einer lachenden Frau sah, die ihre Schamlippen mit einer Hand öffnete. Eine Reihe großer, dünner Steine mit gerundeter Spitze. Erst nachdem sie diese eine Zeit lang angestarrt hatte, erkannte sie, dass es Phalli waren.
    „Haben Sie bereits viel Zeit in London verbracht, Miss Yates?“
    Althea zuckte schuldbewusst zusammen. Um Himmels willen, sie hatte gerade darüber nachgedacht, welche der langen, dicken Steinpenisse Yannick und Bastien am ähnlichsten waren.
    „Haben Sie sich bereits eine Meinung über London gebildet, Miss Yates?“, fragte Lady Peters erneut mit einem höflichen, aber taxierenden Lächeln.
    Altheas Teetasse klapperte auf der Untertasse. Sie musste sich konzentrieren. Lady Peters beurteilte gerade ihre Fähigkeiten, mit Gentlemen zu flirten und sie zu necken. Das sich hinziehende Schweigen ließ vermutlich sämtliche Alarmglocken im Kopf Ihrer Ladyschaft schrillen. Ihr Vater durfte nicht erfahren, dass sie es nicht wenigstens versuchte.
    Strich die Lady bereits potentielle Kandidaten von ihrer Liste? Ging sie in Gedanken die Liste bis zum Ende durch, wo sie die verzweifelten Freier aufgelistet hatte, die dringend eine Frau suchten? Althea konnte sich vorstellen, wie es hinter der Stirn Ihrer Ladyschaft arbeitete, obwohl ihr Gesichtsausdruck starr blieb: Der alte x-beinige Soundso – der würde sie nehmen. Oder Lord Diesunddas, der ist stocktaub. Er wird nicht merken, wenn sie so ruhig ist .
    Das sanfte Ticken der Standuhr untermalte ihre schlechte Vorstellung, während sie verzweifelt in ihrem Kopf nach einer

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