Blutrot - Die Farbe der Lust - Page, S: Blutrot - Die Farbe der Lust
umkommen. Die Gärten sind hier so hübsch und angenehm kühl … und niemand stört uns …“ Ihre Wimpern flatterten. Sie erwartete, dass er ihr anbot, sie zu begleiten. Ihre Hüfte rieb sich verführerisch an seinem Oberschenkel. Zugleich tanzten ihre Finger an seinem Unterarm hinauf, bis sie seinen Bizeps erreichten und ihn kühn streichelten.
Yannick biss die Zähne zusammen. Warum sollte er sich heute Abend darüber ärgern?
Es war verrückt, zum ersten, großen Ball der Saison zu kommen. Für die feine Gesellschaft war er ein Earl, der auf Freiersfüßen wandelte – eine erstklassige Beute auf dem Heiratsmarkt. Und da er ohnehin selten bei gesellschaftlichen Ereignissen erschien, war er schwer zu erhaschen, und das wussten die Frauen.
Zwischen Hunderte warmer Körper eingezwängt zu sein – und von denen waren mehr als die Hälfte attraktive Frauen – stellte seine Selbstkontrolle auf eine harte Probe. Seine Eckzähne hatten sich vorgeschoben, und er musste auf jede seiner Bewegungen achten, um sich nicht zu verraten. Ein stechender Schmerz schoss von seinen Zähnen durch den Körper, als er den quälenden Duft des Bluts von über fünfhundert Menschen einatmete.
Seit er ein Vampir geworden war, hatte er nicht riskiert, an einem Ball teilzunehmen.
Lady Aubrey neigte den Kopf und offenbarte ihm ihren langen, weißen Hals.
Nur ein kleiner Biss …
Es wäre so einfach. Er könnte die hübsche Lady in die Dunkelheit des Gartens locken und könnte leicht von ihrem köstlichen Blut kosten …
Nein. Und das nicht, weil er fürchtete, entdeckt zu werden. Nein, er war heute Nacht wegen Althea hergekommen. Und er sollte verflucht sein, wenn er es nicht schaffte, seine Vampirnatur zu verbergen.
Er nahm die Hand Ihrer Ladyschaft von seinem Arm und küsste ihre in einem Satinhandschuh steckenden Fingerspitzen. „Das können wir nicht verantworten, wenn Sie ohnmächtig werden, meine Liebe. Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten, wenn Sie die befreiende Brise auf der Terrasse genießen wollen.“
Lady Aubrey senkte den Fächer. Enttäuschung war in ihren Augen zu lesen. „Werden Sie mich nicht begleiten, Lord Brookshire?“
„Ich muss leider ablehnen, meine Liebe. Ich suche nach einer bestimmten jungen Lady. Die Lady, von der ich hoffe, sie wird mir den ersten Walzer reservieren.“
„Wirklich?“ Ihre dunklen Augen glitzerten bei der Aussicht auf Klatsch. „Und wer mag diese junge, glückliche Frau wohl sein?“
Bei Gott, er hasste das hier. Der Klatsch, die Spielereien, die starren Regeln. Alles, was er wollte, war, Althea für sich zu beanspruchen. Diese Nacht wollte er bei ihr sein.
„Ein Engel“, antwortete Yannick knapp. Mit diesen Worten ließ er Lady Aubrey stehen. Es kümmerte ihn nicht, wie grob er sie behandelte.
Er wollte Althea. Er suchte nicht nur nach ihr, weil sie in großer Gefahr schwebte. Er hasste sich dafür. Er war dazu erzogen worden, ein Gentleman zu sein, und er sollte genug Ehre im Leib haben, um sie ziehen zu lassen, damit sie sich einen Ehemann suchte. Ihr Vater hatte die Wahrheit gesagt. Sie verdiente einen hingebungsvollen Ehemann; sie verdiente es, Kinder zu haben.
Er war ein egoistischer Bastard gewesen, dass er es überhaupt in Erwägung gezogen hatte, ihr Herz zu erobern. Allein der Gedanke, sie zum Vampir zu machen! Er konnte sie nicht aus ihrem glücklichen, sterblichen Leben reißen. Das war ihre Zukunft. Mit ihm hatte sie keine Zukunft.
Aber jetzt musste er sie vor allem beschützen.
„Reservieren Sie mir einen Walzer, Miss Yates. Ich muss heute Nacht mindestens einmal mit Ihnen tanzen.“
Althea zitterte, als Bastien ihr diese Worte ins Ohr flüsterte. Der Hauch seines heißen Atems ließ ihre Haut prickeln. Sie drehte sich auf dem Absatz zu ihm um. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie seinen geheimnisvollen, intensiven Blick erwiderte. Seine silbernen Augen schimmerten im Schein der zahllosen Kerzen. Sein Haar, das er elegant im Nacken zusammengefasst hatte, glänzte wie reines Gold. Eine Strähne hatte sich gelöst und umspielte die scharfe Linie seiner hohen Wangenknochen. Wie in ihrem Traum trug er schöne Kleider: ein schwarzes Jackett über einer goldenen Satin-Weste und dazu eine schwarze Hose. Er kam näher, lehnte sich gegen sie und drückte sie gegen die Wand. Seine Haltung war ungeniert vertraulich.
Sie schaute sich um, ob es Augen gab, die sie beobachteten. Aber in dem dichten Gedränge konnte sie niemanden sehen, der sie offensichtlich
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