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Blutrot wie die Wahrheit

Blutrot wie die Wahrheit

Titel: Blutrot wie die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Pratt, Esq., beeidet:
    War seit ca. drei Jahren Anwalt der Verstorbenen; bescheinigt ihr tadellosen Charakter, zog sich vor sechs oder acht Jahren von der Bühne zurück. Fiona Gannon von Febr. 1863 bis April diesen Jahres in seinem (Mr. Pratts) Haushalt beschäftigt, danach Anstellung bei der Verstorbenen. Mr. Pratt „erleichtert, dass sie gegangen ist“, da unverschämt und undiszipliniert; war aus diesem Grund fassungslos, als seine Mandantin sie einstellte.
    Erastus W. Baldwin, Coroner von Suffolk County, sagt aus, dass eine Obduktion keine weiteren Erkenntnisse bringen dürfe, da Todesursache in beiden Fällen „auch für einen Laien klar ersichtlich sein sollte“.
    Im Fall Virginia Kimball: Eintrittswunde konsistent mit Schussverletzung im oberen linken Brustbereich zwischen 4. und 5. Rippenknochen, Kugel verblieb in der Verstorbenen.
    Befund: Schussverletzung mit Todesfolge.
    Bei Fiona Gannon: Durch Pistolenschuss verursachte Kopfwunde, Kugel dringt durch rechte Schläfe ein und verbleibt im Schädelinneren.
    Befund: Schussverletzung mit Todesfolge.
    Nach Abschluss aller Zeugenaufnahmen, geduldiger Anhörung und ausführlicher Beratung fanden die Geschworenen zu folgendem Urteil:
    Boston, Massachusetts
    County of Suffolk, 2. Juni 1869
    â€žWir, die Unterzeichnenden als die vom Coroner von Suffolk County zur Untersuchung des Todesfalls von Mrs. Virginia Kimball einberufenen Geschworenen, gelangen zu dem Urteil, dass genannte Virginia Kimball am Dienstag, dem 1. Juni 1869, gegen vier Uhr Nachmittag in ihrem Haus in der Mt. Vernon Street, Boston durch einen Pistolenschuss zu Tode kam.
    Des Weiteren kommen wir, die Geschworenen, zu dem Schluss, dass besagter Pistolenschuss ihr von Fiona Gannon, ihrer Dienerin, beigebracht wurde. Daraus ergibt sich für uns folgender Tathergang: Mrs. Kimball überraschte bei ihrer Heimkehr Miss Gannon in ihrem Schlafzimmer beim Diebstahl. Als Mrs. Kimball sie zur Rede stellte, nahm Miss Gannon die Pistole, von der sie wusste, dass sie sich unter dem Kopfkissen befand, und schoss ihre Dienstherrin einmal in die Brust. Da sie Mrs. Kimball tot glaubte, legte sie die Waffe beiseite, um sich wieder ihrem verwerflichen Tun zu widmen. Mrs. Kimball lebte indes noch, konnte die Waffe an sich bringen und schoss zweimal auf Miss Gannon, wobei die erste Kugel den Fensterrahmen, die zweite jedoch Miss Gannon in die rechte Schläfe traf und unverzüglich zu ihrem Tode führte.“
    Cornelius Bingham, Phineas Ladd, Edward Ackerman, Philip Sheridan, Davis Cavanaugh, Silas Mead und Lawrence Burke
    Nell überflog noch einmal die Aussage des Coroners. „Autopsien wurden somit keine vorgenommen?“
    â€žEs liegt immer im Ermessen des Coroners, dem der Fall übertragen wird“, sagte Cook, der ihr über die Schulter sah und mitlas. „Er kann beschließen, einen Arzt hinzuzuziehen, oder aber die Leiche – beziehungsweise die Leich en – selbst zu untersuchen und dann seinen eigenen Befund abzugeben. Und selbst wenn er eine Obduktion anordnet, so muss er den Ergebnissen des Arztes keineswegs zustimmen – der letztendliche Befund unterliegt allein seinem Ermessen.“
    â€žAber die Coroner sind doch medizinische Laien!“
    â€žAllerdings.“
    â€žEin Arzt hätte durchaus noch etwas für den Fall Bedeutsames finden können.“
    â€žNun ja …“ Cook nahm ihr das Protokoll aus der Hand und blätterte darin herum. „In manchen Fällen vielleicht. Aber so ungern ich auch mit Skinner einer Meinung bin, so muss ich doch sagen, dass es ziemlich offensichtlich scheint, dass die beiden hier erschossen worden sind. Auch die Zeugenaussagen bestätigen diese Vermutung.“
    â€žAber nur, weil man sie zu so wenigen Punkten befragt hat. Die ganze Untersuchung war doch ein Witz! Es wurde ja gerade mal ein bisschen an der Oberfläche des Falls gekratzt. Ich hätte herauszufinden versucht, mit wem Mrs. Kimball befreundet war, mit wem sie – außer mit Mr. Thurston und Mr. Pratt – noch verkehrte. Hatte sie Liebhaber, gab es Feinde? Dann wäre da noch der Umstand, dass sie seit Jahren schon nicht mehr auf der Bühne gestanden hatte, dass ihre Diamanten nur Imitate waren, was vermuten lässt, dass sie die Originale verkauft hat. Hatte Sie Schulden? Und wenn ja, bei wem? Pflegte sie einen aufwendigen Lebensstil? Hatte sie kostspielige Laster wie Opium oder Glücksspiel?

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