Blutrote Kuesse
hatte keine Ahnung, was mit mir los war. Ein kleiner rationaler Teil von mir schrie lauthals, dass diese Frau uns dabei helfen konnte, Hennessey das Handwerk zu legen, und ich mich gefälligst im Zaum halten solle. Der Rest wollte in blinder Wut über sie herfallen und konnte mit rationalem Denken nichts anfangen.
Ohne meine Hand loszulassen, führte Bones mich zu einer Couch in der Nähe. Aus dem Augenwinkel verfolgte ich, wie Francesca ihm hinterhersah und sich die vollen roten Lippen leckte.
Mit der freien Hand holte ich aus und ließ sie klatschend auf dem Hinterteil landen, dem sie gerade nachgegeifert hatte. Finsteren Blicks drückte ich ordentlich zu und musste mein letztes bisschen Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht laut zu kreischen: Gefällt dir das? Alles meinst Bones blieb stehen und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Hastig und beinahe verwirrt zog ich die Hand weg und schüttelte kräftig den Kopf, damit ich wieder zur Besinnung kam.
»'tschuldigung«, murmelte ich.
»Schon in Ordnung«, antwortete er, und sein Lächeln gab mir das Gefühl, gar nicht so bescheuert zu sein, wie ich mich gerade aufgeführt hatte. »Fällt mir bloß ein bisschen schwer, so zu laufen.«
Ich musste lachen, als ich mir vorstellte, wie er so versuchte, eine größere Strecke zu bewältigen, ich immer an ihn geklammert, eine Hand unter seiner Achsel, die andere auf seinem Allerwertesten. Wäre schon ein bisschen umständlich.
»Du kannst meine Hand jetzt loslassen«, flüsterte ich. Ich war der Meinung, ich hätte mich jetzt im Griff, und war fest entschlossen, mich wie eine Erwachsene zu benehmen. Okay, möglicherweise hatten er und unsere kleine Möchtegern-Überläuferin irgendwann einmal eine Affäre gehabt. Aber das war vielleicht schon hundert Jahre her. Da waren meine Großeltern noch nicht einmal geboren gewesen. Das konnte ich verkraften. Als Mann hätte ich sie ja auch nicht von der Bettkante gestoßen. Na also. Schon richtig erwachsen.
Bones ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder, auf den freien Platz neben ihm setzte sich Spade (was ihn mir gleich sympathischer machte), sodass Francesca wohl oder übel mit dem Sessel uns gegenüber vorliebnehmen musste. Mein Überlegenheitsgefühl hielt jedoch nur so lange an, bis sie es sich lässig bequem machte und die Beine übereinanderschlug.
Ich brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass mein Gesicht gerade knallrot angelaufen war. Der Saum ihres Kleides reichte ihr kaum bis zu den Oberschenkeln und hatte nichts der Fantasie überlassen. Bones' Finger legten sich um meine und drückten sie. Seine Hand war noch warm, weil er mich gerade erst losgelassen hatte. Da musste er mich auch schon wieder festhalten, sonst wäre ich aufgesprungen und hätte ihr aus meiner Jacke einen Schlüpfer gebastelt.
»Wir wissen alle, warum wir hier sind«, sagte er mit unbewegter Stimme, als hätte Francesca ihm nicht eben noch ihren gestutzten Busch präsentiert. »Dass ich hinter Hennessey her bin und du zu seinen Gefolgsleuten gehörst, ist kein Geheimnis, Francesca. Ich weiß, dass ihr euch nicht besonders nahesteht, aber seinen Meister zu hintergehen, ist trotzdem Hochverrat. Mach keinen Fehler! Ich will ihn töten, und alle Informationen, die du mir lieferst, werden diesem Zweck dienen.«
Richtig so, Junge! Im Stillen applaudierte ich ihm. Komm gleich zum Punkt, dann ist ihr wenigstens klar, dass dich so ein bisschen nackte Haut nicht von den Socken hauen kann! Heute Nacht mache ich dich zu einem SEHR glücklichen Mann.
Francescas Mundwinkel verzogen sich. »Warum sollte ich mich mit dir treffen, wenn ich nicht wollte, dass du ihn umbringst? Wäre ich nicht überzeugt, dass du es schaffst, wäre mir das Risiko zu groß. Du weißt sehr gut, dass ich ihn seit dreiundneunzig Jahren hasse. Seit er mich aus dem Konvent geraubt und zur Vampirin gemacht hat.«
»Du warst mal Nonne?«, fragte ich ungläubig und schielte ihr sogar noch einmal kurz unters Kleid. Nicht dass ich da irgendetwas missverstanden hatte.
»Du machst doch wohl Witze.«
»Bones, warum ist sie mitgekommen? Warum muss sie unbedingt dabei sein?«, erkundigte sich Francesca, ohne mir auch nur die geringste Beachtung zu schenken.
Er funkelte sie mit smaragdgrünen Augen an. »Sie ist hier, weil ich es so will, Ende der Diskussion.«
Diese Reaktion hatte ihm gerade obendrein noch einen Blow Job eingebracht. Nicht dass mir dieser zusätzliche Aufwand etwas ausgemacht hätte. Es war mir im Gegenteil sogar ein
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