Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
Vom Netzwerk:
Gläser und Holzkisten. In einer Ecke stapelten sich abgenutzte Hufeisen, in einer anderen Wäschesäcke.
    Misstrauische Blicke begegneten mir und ich spürte, dass ich hier nicht willkommen war.
    Eine große Frau, deren kupferrotes Haar in verschwitzten Strähnen an ihren roten Wangen klebte, kam auf uns zu und sah finster auf uns herab. Als sie die Wunde entdeckte, verschränkte sie die Arme vor dem üppigen Busen und deutete mit dem Zeigefinger anklagend auf Angoulevent. »Was hast du nun schon wieder gemacht? Kann man dich nicht einen Moment aus den Augen lassen? Ich schwöre, wenn du es fertigbringst, dich gleichzeitig von einer Kutsche überfahren zu lassen und in einem Weinfass zu ertrinken, wäre ich nicht überrascht!« Dann fluchte sie, als gäbe es kein Morgen mehr, und half mir, Angoulevent auf einen Hocker am Kamin zu setzen. »Hol mir frisches Wasser und Nähzeug«, wies sie eine Küchenmagd an, die rasch die Küche verließ, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.
    »Annabelle, Liebste, du verschreckst mit deinem Temperament die Leute«, sagte der Narr, aber seine Stimme klang gepresst.
    »Mein Temperament wird dir gleich helfen, du Nichtsnutz. Glaubst du, ich hätte nichts Besseres zu tun? Warum muss ich meine Zeit damit vergeuden, dich zusammenzuflicken. Schon wieder!«
    Angoulevent sah mich schief grinsend an. »Sie liebt mich, das ist kaum zu überhören, nicht wahr, Prinzessin?«
    »Zweifellos.«
    Er nickte zufrieden, während Annabelle laut rief: »Was glotzt ihr so, macht euch wieder an die Arbeit!«
    Das Schaffen in der Küche ging weiter, die Köchin führte ein strenges Regiment. Unschlüssig stand ich neben dem Schemel.
    »Eine Dame wie Ihr hat in der Küche nichts verloren«, sagte Annabelle und sah demonstrativ zur Tür. »Wenn Ihr möchtet, lasse ich Euch eine Nachricht zukommen, wenn es diesem Idioten hier besser geht.«
    Hinter ihrem Rücken zwinkerte mir der Narr zu, während er versuchte, sich das zerrissene Hemd über den Kopf zu ziehen.
    »Das wäre schön.« Ich wäre gern geblieben, aber ich hatte das Gefühl, dass das Küchenpersonal mich nicht hierhaben wollte. Das war ihre Welt, nicht meine, hier konnten sie sagen, was sie wollten, und ich störte sie dabei. Sie misstrauten mir, und dass eine adlige Dame einen blutenden Mann in ihre Küche brachte, machte mich in ihren Augen höchst verdächtig.
    »Macht Euch keine Sorgen, Schönste, morgen bin ich so gut wie neu«, erwiderte Angoulevent. »Habt Dank für Eure Hilfe.«
    »Erzählt bitte niemandem davon«, bat ich. »Mein Vater ...«
    Der Narr nickte und wandte sich zu Annabelle, die mürrisch »Von mir aus« brummte. Angoulevent sah nacheinander alle Bediensteten an, die zur Zustimmung die Köpfe senkten, als hätte der König selbst einen Befehl gegeben.
    Das war sie also, die Macht des Roi des ménestrels. Ein Blick genügte und sie folgten seinem Befehl, als käme er von ganz oben.
    »Lasst mich wissen, wie es Euch ergeht«, sagte ich noch einmal, dann verließ ich mit einem letzten Blick auf den blutenden Narren die Küche.
    Als sich die Tür hinter mir geschlossen hatte, lehnte ich mich erschöpft dagegen. Erst jetzt bemerkte ich, dass mir vor Aufregung und Anstrengung die Knie zitterten. Auf dem Gang war niemand zu sehen und für einen Moment schloss ich die Augen und atmete ein paarmal tief durch.
    Ob die Männer ihre Suche nach dem Narren aufgegeben hatten? An diesem Tag würden sie mit ihrem Vorhaben jedenfalls kein Glück haben. Umringt von Leuten, die ihm treu ergeben waren, war der Narr in Sicherheit, und die Köchin würde bestimmt jedem, der versuchte, sich ihm mit schlechten Absichten zu nähern, den Pelz abziehen.
    Als ich nun an mir hinuntersah, stellte ich fest, dass Blut auf meinen Mantel gelangt war. So konnte ich unmöglich in die Falknerei zurückgehen, der Blutgeruch würde die Tiere nervös machen. Hastig löste ich den Mantel und drehte ihn auf die andere Seite. Nur an einigen Stellen war das Blut durch den Stoff gedrungen, sodass ein Betrachter bei einem flüchtigen Blick die Flecken durchaus übersehen konnte. Es hätte mir noch gefehlt, dass die Klatschmäuler im Louvre erzählten, dass Mademoiselle de Montmorency blutüberströmt durch die Gänge gelaufen war. Wie könnte ich Vater auch je erklären, dass ich Freundschaft mit dem Narren des Prinzen Condé geschlossen hatte, der in fragwürdige Geschichten verwickelt war? Sollte er davon erfahren, würde er mich wohl in meine Kammer

Weitere Kostenlose Bücher