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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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mich dorthin, in den Küchentrakt. Die Köchin Annabelle wird sich um mich kümmern.«
    »Und Ihr könnt ihr trauen?«
    »Aber ja, sie gehört zu meinen Leuten. Wir sind durch Blut verbunden, genau wie wir zwei ab heute.«
    »Zweifellos Eures.«
    Der Narr grinste mich an, aber es war ein schiefes Grinsen. Angoulevent hakte sich bei mir unter, biss die Zähne zusammen und im Schutz der Bäume liefen wir schwankend den Weg zu den Tuilerien. Ein flüchtiger Beobachter mochte glauben, wir wären nur ein Paar, das einen abendlichen Spaziergang unternahm. Ich hatte mir die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit mich niemand erkannte, falls doch jemand an uns vorübereilen mochte.
    Alle paar Schritte musste der Narr stehen bleiben, um Luft zu holen, und ich nutzte die Gelegenheit, um über die Schulter Blicke nach hinten zu werfen. Doch ich konnte keine Verfolger ausmachen. Im Schnee waren unsere Fußspuren deutlich zu sehen. Beunruhigt stellte ich fest, dass es ein Leichtes war, uns zu folgen, wenn die Männer ihre Suche auf der anderen Seite der Falknerei fortsetzen sollten.
    »Beeilt Euch, Angoulevent, wir müssen weiter«, drängte ich den Narren, der die Zähne zusammenbiss und weiterhumpelte. Auch mir lief inzwischen der Schweiß über die Stirn, denn Angoulevent zu stützen erforderte Kraft. Er war schwerer, als er aussah.
    »Was passiert, wenn Ihr diesen Männern erneut begegnet? Ihr könnt Euch nicht ewig verstecken.«
    »Macht Euch um mich keine Sorgen, ich war nur unvorsichtig. Es wird kein zweites Mal passieren. Seid versichert, ich weiß, auf mich achtzugeben, und ich habe treue Gefolgsleute, denen mein Leben etwas wert ist. Es gehört schon ein bisschen mehr dazu, den König der Spielleute umzubringen, als ein kleines Messer.«
    Ich machte mir nicht die Mühe, ihn zu verbessern. Was immer ihn da in der Seite getroffen hatte, war sicher mehr als nur ein kleines Messer gewesen, aber das wusste er vermutlich selbst.
    »Werdet Ihr es wenigstens Eurem Herrn, dem Prinzen Condé, sagen?«
    »Das sollte ich wohl, aber er wird nicht überrascht sein. Leonora Concini und mein Herr vertragen sich so gut wie eine Schlange und ein Habicht. Er hält sie für eine Natter, die den Geist der Königin vergiftet. Sie hat ihm nie verziehen, dass er sich nicht um sie bemüht wie viele andere Speichellecker am Hof. Sie traut ihm nicht und lässt keine Gelegenheit aus, ihn bei den Majestäten schlechtzumachen. Mein Herr hat zuweilen ein schwieriges Temperament, wen wundert es also, dass die Situation angespannt ist. Diplomatie gehört nicht zu seinen Talenten.«
    »Ich hörte davon.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Aber Ihr haltet viel von Eurem Herrn, scheint mir.«
    »So mancher mag das nicht verstehen, aber so ist es, und es hat seine Gründe. Der Prinz war mir einmal sehr behilflich, als ich in großer Not steckte. Das vergesse ich nicht. Ich weiß, dass die Leute wenig freundliche Worte über ihn finden. Seine Verschlossenheit macht es schwierig, sich ihm zu nähern, aber es gibt gute Gründe für sein Verhalten.«
    »Ihr meint, das Misstrauen der Katholiken, weil er in La Rochelle aufgewachsen ist?«
    »Unter anderem.«
    Ich hoffte, der Narr würde weiterreden, aber das Gespräch strengte ihn zu sehr an, deshalb legten wir den Rest des Weges schweigend zurück. Auch mir gingen langsam die Kräfte aus.
    Als wir endlich bei den Tuilerien angekommen waren, atmete ich erleichtert aus. Wir betraten das Schloss durch einen Seiteneingang, der der Dienerschaft vorbehalten war. Der Adel nutzte diese Gänge nicht, denn sie waren schmal und ohne Prunk. An den Wänden hingen keine Bilder und die Fenster besaßen einfache Holzrahmen ohne jegliche Verzierung. An mancher Tür musste sogar ich mich bücken, um hindurchzugehen.
    In diesen Gängen begegneten wir nur wenigen Menschen, diese aber hielten Abstand, als hätten sie Angst, dem Narr zu nahe zu kommen. Unter ihren skeptischen Blicken senkte ich den Kopf und schob die Kapuze noch ein Stück tiefer ins Gesicht.
    In der Küche der Tuilerien herrschte reges Treiben. Der Geruch von Zwiebeln hing in der Luft und über der Feuerstelle drehte auf einem Spieß ein kleines Schwein, dessen Fett ins Feuer tropfte. Die Diener hielten mitten in den Bewegungen inne, als sie uns hereinstolpern sahen, und nervös schaute ich mich um. Ein Dutzend Menschen drängte sich in den engen Räumlichkeiten, die offenbar nicht nur zum Kochen, sondern auch als Lager dienten, denn überall standen Körbe,

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