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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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gefährliches Leben.«
    »Ist es das nicht immer für einen König?«
    Waren die beiden anderen Männer etwa deswegen hinter ihm her? Gab es Streit zwischen den Spielleuten?
    Langsam schritten wir auf den Ausgang zu. Weil Angoulevent nur schwer vorwärtskam, dauerte es eine halbe Ewigkeit, in der uns die Blicke der Vögel verfolgten, die wie Wächter an den Seiten saßen und stumm Zeugen der Ereignisse wurden. Ich fürchtete, sie könnten jeden Moment wieder in Gekrächze ausbrechen und die Männer zurückbringen, aber ihre Schnäbel blieben geschlossen. Hin und wieder war ein Glöckchen zu hören, wenn ein Falke das Bein bewegte. Das Geräusch schien mir übermäßig laut in der Stille der Scheune.
    »Wollt Ihr mir nicht sagen, was Euch zugestoßen ist, vielleicht kann ich Euch helfen.«
    »Ihr seid sehr gütig, Mademoiselle Charlotte, aber ich fürchte, dabei könnt Ihr mir nicht helfen. Ich verrate Euch ein Geheimnis: Im Louvre schlaft Ihr besser mit offenen Augen.«
    »Sicher übertreibt Ihr.«
    Ein raues Lachen war zu hören. »Ich wünschte, es wäre so. Aber Ihr seht selbst, was passiert, wenn man sich mit den falschen Leuten einlässt.«
    »Und das habt Ihr?«
    »Aber ja. Es ist kein Geheimnis, dass ich meinem Herrn ergeben bin, das passt so manchem nicht.«
    »Aber wenn Euch jemand angreift, um dem Prinzen Condé zu schaden, dann sollte der König davon erfahren. Immerhin ist Condé sein Großneffe.«
    Wieder erklang das raue Lachen. »Den König interessiert es nicht, wenn die Diener seines Neffen ihren Dienst nicht mehr erfüllen können, weil sie mit aufgeschlitzten Bäuchen in der Seine schwimmen.«
    »Ihr jagt mir Angst ein mit Euren Reden.« Hatten die Männer wirklich versucht, den Narren umzubringen? Mitten am Hof?
    Seine Wunde sprach eine deutliche Sprache und in Angoulevents Aussage hörte ich Verbitterung. »Die Männer, denen ich dieses Andenken hier verdanke, stehen im Dienst der Leonora Concini, der italienischen Vertrauten der Königin. Ihr werdet sie schon noch kennenlernen. Die Königin wird es mir kaum danken, wenn ich sie beim König verpetze. Nein, solche Dinge trägt man besser unter sich aus, glaubt mir. Wir wissen, wie man mit solchem Pack verfahren muss.«
    Ich schüttelte den Kopf über das Gehörte, als könnte ich mich so dagegen verschließen. Sollte ich dem Narren glauben? Wer wusste schon, ob er die Wahrheit sprach oder nur versuchte, ein eigenes Verbrechen zu vertuschen. In welche Geschichte hatte ich mich da nur verstricken lassen? Madame Morens und Vater wären sicher entsetzt, wenn sie wüssten, was ich hier schon wieder trieb.
    Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich dem Narren helfen musste, und die alte Bertha hatte immer gemeint, dass man auf sein Bauchgefühl hören sollte, denn es waren die Engel, die einem etwas zuflüsterten. Vielleicht wollten sie ja, dass ich dem Narren half.
    An der Tür angekommen, streckte ich vorsichtig den Kopf durch den Spalt und sah nach draußen, doch Concinis Männer waren nirgendwo zu sehen. Der Platz hinter der Falknerei lag verlassen, das vereiste Pflaster spiegelte die Sonne wider.
    »Wohin soll ich Euch bringen?«
    »Es wäre besser für Euch, wenn wir uns hier verabschieden. Wenn Euch jemand mit mir zusammen sieht, könnte das zu Tratsch führen, der Euch wenig gefallen wird.«
    »Seid nicht albern, Ihr könnt kaum aufrecht gehen. Ohne jemanden, der Euch stützt, werdet Ihr es nirgendwohin schaffen. Und wie Ihr wohl wisst, ist es mir nicht neu, dass über mich geklatscht wird.«
    Ich machte mir keine Illusionen darüber, dass der Tratsch nicht auch bei ihm angekommen war, aber er hatte offensichtlich weit schwierigere Probleme, als über meine Erziehung nachzudenken. In seinen Augen sah ich weder Mitleid noch Boshaftigkeit, nur ein vorsichtiges Abwägen, ob er meinem Hilfsangebot trauen konnte. Ich war erleichtert darüber, dass er nicht über die Sache mit dem Marquis urteilte.
    Angoulevent deutete auf die Tuilerien, die früher ein eigenes Schloss gewesen waren, aber inzwischen mit dem Louvre durch die Große Galerie verbunden waren. Ein wunderschöner Park lag zwischen den Schlössern, dessen Beete jetzt allerdings unter einer Schneeschicht lagen. Zum Glück ging die Sonne bereits unter und tauchte den vor uns liegenden Park in lange Schatten. Hier waren nicht so viele Menschen unterwegs, der Park mochte im Sommer gut besucht sein, aber im Winter lag er ruhig.
    »Nun gut, Mademoiselle, wenn Ihr so freundlich wäret, dann bringt

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