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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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Nicht unweit in einer Nische stand vor einem schweren roten Vorhang eine kleine Bank, auf der ich mich niederließ, und die Schuhe abstreifte. Erleichtert seufzte ich auf.
    Plötzlich ertönte hinter mir eine bekannte Stimme: »Wie? Ihr verschmäht die Amüsements des Hofes, um Eure Schuhe abzulegen, Schönste? Ich bin zutiefst erstaunt.«
    Ich lächelte und griff nach dem Vorhang, hinter dem, wie nicht anders zu erwarten, Angoulevent im Schneidersitz vor einer Tür saß und eine Pfeife stopfte.
    »Wie kommt es, dass Ihr immer dort zu finden seid, wo ich mich niederlasse, um mich zurückzuziehen, mein Herr?«
    »Aber Mademoiselle, Ihr begeht einen Irrtum. Nicht ich bin dort, wo Ihr seid, sondern Ihr begebt Euch dahin, wo ich verweile. Ihr wollt so nett sein und anerkennen, dass ich an diesem Ort zuerst zu finden war.«
    »Ihr habt recht, das ist in der Tat eine seltsame Sache. Versteckt Ihr Euch schon wieder?«
    »Aber nein. Die Ruhe ist es, die ich suche, das ist alles. Mein Herr hat schlechte Laune. Der König hat ihm gedroht, wenn er nicht zu diesem Ball erscheint, dann lässt er ihm die Zuwendungen kürzen, und wie soll mein Herr meine unbezahlbaren Dienste bezahlen, wenn er keinen Franc mehr besitzt? Seit dem Morgen schimpft der Prinz, aber was soll einer schon tun, wenn der königliche Onkel ein Machtwort spricht?«
    Ich seufzte und klopfte auf den Platz neben mir. »So lasst uns gemeinsam die Ruhe suchen, auf diese Weise ist es doch viel netter.«
    Angoulevent setzte sich neben mich. Aus der Nähe betrachtet, sah ich die dunklen Augenringe und einen erschöpften Zug um seinen Mund.
    »Wie geht es Euch? Ist die Wunde gut verheilt? Ihr seht schlecht aus, Angoulevent.«
    »Ach, aber das höre ich nicht zum ersten Mal. Der Narr des Prinzen Condé wird selten seines guten Aussehens wegen gerühmt.«
    »Das meine ich nicht und das wisst Ihr auch.«
    Vertraulich legte er eine Hand auf meinen Arm. »Selbstverständlich, Teuerste, seid nicht verstimmt, Euer Narr macht einen Scherz. Wir wollen nicht darüber reden, was uns in den Nächten den Schlaf raubt, ja? Lasst uns lieber darüber plaudern, welchen Triumph Ihr heute feiern könnt.«
    »Einen Triumph?«
    »Aber ja doch! Ein Bild wie aus dem Paradies. Eine Diana! Wie ehemals Diana de Poitiers, der nacheinander François I. und Henri II. verfielen. Ach, was sage ich, schöner noch als die von Vater und Sohn gleichermaßen verehrte Dame!«
    »Jetzt habe ich Euch ertappt, mein Lieber, Ihr könnt meinen Auftritt unmöglich gesehen haben, sonst würdet Ihr wissen, dass ich weit von einer Diana entfernt war. Der König musste mir sogar aufhelfen! Grazie sieht wahrlich anders aus.« Inzwischen konnte ich darüber lachen, aber der Narr winkte ab.
    »Der Hof ist entzückt von Euch, glaubt mir. Ebenso wie der König. Oder glaubt Ihr allen Ernstes, er würde zu jedem sagen, dass er erfreut ist, ihn zu sehen? Nein, nein, es ist so, wie ich es Euch sage. Eure Einführung hätte nicht besser verlaufen können. An Bewunderern wird es Euch in Zukunft kaum mangeln, Gnädigste.«
    »Pff«, machte ich und sah zurück auf die Tür, deren Flügel nie vollkommen geschlossen waren, weil die Diener unablässig Tabletts mit Speisen und Getränken herbeischafften. Dahinter erklang Musik und Gelächter.
    »Dann wollt Ihr keine Bewunderer?«
    »Sind sie denn zu etwas nütze?«, erwiderte ich und dachte wieder an de Bassompierre, der wahrscheinlich gerade Vater fragte, wo ich bleibe, damit er dem Hof zeigen konnte, dass wir uns einig waren, indem er mich zum Tanz aufforderte.
    »Aber, aber, Teuerste, Ihr werdet schon noch feststellen, dass sie ihren Nutzen haben. Die einen mehr, die anderen weniger. Seht mich an, leiste ich Euch nicht gute Gesellschaft, erfreut unsere Unterhaltung nicht Euer Herz?« Mit gespielter Empörung fasste sich der Narr an die Brust, die blutroten Handschuhe bildeten einen scharfen Kontrast auf seinem schwarzen Wams.
    »Natürlich, Angoulevent, Ihr seid amüsant und wisst Interessantes zu erzählen, auch wenn ich bezweifle, dass man jedes Wort glauben darf, das aus Eurem Mund kommt.« Mein Gelächter ließ die Pagen die Köpfe drehen. Es musste seltsam auf sie wirken, wie wir da so auf der Bank saßen, der Narr und ich.
    »Seht Ihr, selbst die Diener drehen nach Euch die Köpfe.«
    »Sie sind auf Klatsch aus.«
    »Ihr seid schwer zu überzeugen, Schönste, Ihr werdet schon noch lernen müssen, Komplimente anzunehmen. Wollt Ihr mir glauben, wenn ich Euch ein Geheimnis

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