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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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Mademoiselle. Wie es scheint, hindert er Euch daran, Euch zu bewegen!«
    Die anderen Mädchen kicherten und ich rieb mir die schmerzenden Schläfen.
    Die Laune der Königin wurde auch nicht besser, als nach einer Stunde der Herzog de Mayenne, der Großkämmerer des Königs, eintrat und sich an meine Seite stellte. Er beugte sich zu mir und sagte: »Der König wünscht Eure Anwesenheit in seinen Privatgemächern«, worauf mir entwischte: »Pardon?«, denn ich war sicher, es läge hier ein Irrtum vor. Die anderen standen auf einmal sehr still und lauschten dem Gespräch.
    »Der König bittet Euch, ihn aufzusuchen, Mademoiselle de Montmorency.«
    »Mich?«
    De Mayenne nickte, wobei er aussah, als sei ihm die ganze Angelegenheit furchtbar lästig. Vielleicht nahm er es mir immer noch übel, dass Condé ihn meinetwegen in der Galerie hatte stehen lassen.
    Ungehalten winkte die Königin Richtung Tür. »Nun geht schon, Ihr haltet die Proben auf, Mademoiselle. Wenn der König Euch zu sehen wünscht, dann habt Ihr diesem Wunsch nachzukommen.«
    Ihre harschen Worte erstaunten mich. Hastig erhob ich mich. In meinem Rücken konnte ich die Blicke der anderen Mädchen deutlich spüren.
    Schweigend und nervös folgte ich dem Großkämmerer durch die Gänge in einen anderen Flügel. Dieser Teil des Louvre war mir unbekannt. Aber mir fiel auf, dass deutlich mehr Wachen an den Treppenaufgängen postiert waren.
    »Die Herzogin de Guise wird während Eures Gesprächs mit dem König anwesend sein. Ihr müsst also nicht um Euren Ruf besorgt sein«, informierte mich der Herzog, ohne mich anzusehen. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Offenbar war es für ihn nicht ungewöhnlich, Leute in die Gemächer des Königs zu begleiten. Immerhin hatte er als Großkämmerer uneingeschränkt Zugang zu diesen.
    Vor den königlichen Appartements standen nicht nur Diener, sondern auch Männer der königlichen Garde. Genau wie ihr Hauptmann, Marschall de Vitry, sahen sie jeden finster an, der an ihnen vorüberging. Schon als ich den Gang entlangkam, maßen sie mich mit wachsamen Blicken. Als wir nur noch wenige Schritte davon entfernt waren, öffnete ein Page hastig die Türen und ein Diener verkündete dem König meinen Namen. Dann traten beide zur Seite und ließen mich hinein.
    Mit klopfendem Herzen betrat ich die Gemächer des Königs. Der Page folgte mir und schloss hinter mir die Tür, danach stellte er sich an die Wand und schaute zu Boden.
    Im Gegensatz zu allen anderen Räumen des Louvre waren die Gemächer des Königs vergleichsweise schmucklos. Die Wände waren nicht tapeziert, nur auf den Dielen lagen schwere Teppiche gegen die Kälte. An einer Wand hatte er mehrere Waffen hängen, Stich- und Schusswaffen, die gebraucht aussahen. Daneben hing ein Porträt seiner Mutter, der Königin von Navarra, die schon seit Langem tot war.
    Das Herzstück des Zimmers bildete der große Eichenschreibtisch in der Mitte, der sich unter der Last der Schriftstücke, die darauf lagen, zu biegen schien. Es war ein wildes Durcheinander an Papieren und Landkarten. Auf einem Schemel in der entferntesten Ecke saß die Herzogin von Guise. Auch sie hatte den Blick abgewandt und las ein Buch.
    Der König selbst saß in einem großen Sessel am Kamin, die Füße ausgestreckt und an den Knöcheln übereinander geschlagen. Er sah entspannt aus. Was man von mir nicht behaupten konnte.
    Ich machte meinen Knicks vor ihm, dieses Mal schaffte ich es sogar, ohne umzufallen, und wartete darauf, dass er etwas sagte.
    Einen Moment lang sah er mich nur an, dann winkte er. »Kommt. Setzt Euch.« Er deutete auf einen Schemel neben seinem Stuhl. »Hat Euch der Ball gestern gefallen?«
    »Ja, Eure Majestät.«
    »Gut, gut, es geht ja schließlich nicht an, dass unsere Untertanen mit dem unzufrieden sind, was sie am Hofe vorfinden, wenn sie so lange davon geträumt haben, hierherzukommen, nicht wahr?« Er schien keine Antwort zu erwarten und die Äußerung selbst nicht ganz ernst zu nehmen, daher schwieg ich. Seine Nähe verwirrte mich, immerhin saß ich zu Füßen eines der mächtigsten Männer der Welt und ich fragte mich, was er wohl von mir wollte.
    »Ihr seht Eurem Vater nicht besonders ähnlich, Mademoiselle, ebenso wenig wie Eurem Bruder.«
    »Ich schlage eher nach meiner Mutter, Eure Majestät. Henri hat mehr von unserem Vater.«
    »Zumindest was sein Äußeres betrifft. Er erscheint mir manches Mal recht ungestüm, oder irre ich mich?«
    Ich wollte dem König nicht

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