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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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getötet haben …«
    »93«, murre ich, fahre mit der Hand über die moosige Oberfläche des Picknicktisches und schüttele den Kopf. »Wir haben 93 getötet.« Fast einhundert Wölfe, aber in Anbetracht der Jahrhunderte mit jagenden, unsterblichen Wölfen, die Potenzielle suchen und neue Monster erschaffen, zieht sich mir bei dem Gedanken, nur 93 von ihnen getötet zu haben, der Magen zusammen. Die übrigen Fenris haben vielleicht noch nicht einmal den Unterschied in ihrer Mitgliederzahl bemerkt.
    Ich schüttele mich, denke weiter nach. »Ich wette, die Rudel gehen alle nach Atlanta – erinnert ihr euch an die Mordserie dort? Das sind große, alte Rudel. Glocke, Pfeil, Münze … und das wiederum setzt voraus, dass die kleineren Rudel nicht auch jagen. Sperling wird größer, also wäre es für sie sinnvoll, da draußen zu jagen – sie werden Wölfe in der ganzen Region haben. Das wiederum schließt aus, dass die Rudel ihre Kräfte vereinen, um den Potenziellen zu erwischen – vermutlich werden die Wölfe gegen Ende hin immer mehr danach streben, einen neuen Wolf zu erschaffen, mehr noch, als ihn für ihr eigenes Rudel zu gewinnen. Wir haben keine Chance, sie alle zu töten.«
    »Wir können jeden Tag jagen. Außerdem ist Silas zurück – er kann uns helfen.« Sie meint es gut, aufmunternd, aber ich kann die Enttäuschung bei der Aussicht auf eine endlose Jagd in ihrer Stimme hören.
    Silas nickt halbherzig, als wir bei seinem Wagen ankommen.
    »Die Mondphase beginnt nächsten Samstag.« Er verzieht das Gesicht, als er die Tage an den Fingern abzählt. »Dann ist Vollmond. Also werden die Rudel 29 Tage scharenweise unterwegs sein, um den Potenziellen zu finden, bis zum nächsten Vollmond. Gott, ich wünschte, Pa hätte mehr über sie gewusst …« Er bricht ab. Ich wünschte mir das auch, mehr als alles andere. Was aus einem Mann einen Potenziellen macht, scheint in einem verwirrenden Code festgelegt zu sein, den nur die Wölfe entschlüsseln können. Sicher, wir wissen, dass es um einen bestimmten Mann in einer bestimmten Mondphase geht. Aber ohne die genauen Voraussetzungen können wir das Auftreten eines Potenziellen nicht vorhersagen und weder bestimmen, wo er sein wird, noch ihn vor den Monstern finden. Es würde keinen Unterschied machen, wenn wir gar nichts darüber wüssten.
    Die Geräusche des Festes sind nun laut, aufdringlich und viel zu fröhlich für die dunkle Wolke, die meine Gedanken verhängt. Eine Gruppe Kinder starrt auf meine Narben, und eines von ihnen ist so gefesselt von meinem Anblick, dass es aus Versehen den leuchtend grünen Ballon loslässt, den es in Händen hält. Langsam steigt er auf und verschwindet im hohnschreiend blauen Himmel.
    Wir steigen ins Auto, sitzen einige Augenblicke schweigend in der stickigen Luft. Silas fährt vom Parklatz, und wir schlängeln uns durch die Menschenmassen in Rot und Grün. Menschen, die keine Ahnung haben, dass sie ein Monster in ihrer Mitte hatten. Und dass noch mehr dieser Monster kommen werden. Silas betätigt den Blinker, und wir entkommen endlich der feierwütigen Herde. Wir können die Wölfe nicht so schnell wie nötig töten. Ich kann nicht genug tun. Unschuldige Mädchen werden sterben, und ein neuer Fenris wird geboren werden. Neue Fenris sind stärker, schneller und hungriger als jeder andere Wolf.
    Frustration schlägt über mir zusammen, als wir in unsere Straße einbiegen. »Also verlieren wir einfach. Bis sie den Potenziellen finden, lassen wir Mädchen sterben, während die Rudel jeden Tag mehr Wölfe ausschicken.«
    Silas weicht einem Gürteltier auf der Straße aus. »Was wäre … was wäre, wenn wir dorthin gehen würden?«
    »Wohin gehen?«
    »In die Stadt. Wenn wir sie dort jagen würden, wo sie zahlreicher sind. Wo sie sich zusammenrotten.«
    Ja, das erscheint auch mir sinnvoll. Die perfekte Jagd, von Anfang an.
    Die perfekte Jagd. Zu perfekt.
    »Es wird nicht funktionieren. Wir können nicht einfach nach Atlanta gehen, Silas. Wir können uns nicht einmal ein Apartment nehmen. Wir sind total pleite.« Ich rechne es im Kopf durch. Ich habe recht.
    Wir schleppen uns ins Haus, und ich lasse mich fast augenblicklich auf die Couch fallen, die Finger an die Schläfen gepresst.
    Silas gleitet langsam auf einen hölzernen Stuhl in unserer Küche. »Ich kann für einen Teil des Apartments bezahlen.«
    Ich hebe die Augenbrauen, Rosie schnappt überrascht nach Luft.
    »Du willst in die Stadt gehen?«, frage ich

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