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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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Fingern auf dem Lenkrad herumtrommelt.
    »Na ja, es ist nicht Ellison. Aber ich glaube, dir wird die Wohnung gefallen, die wir mieten«, fährt er fort. »Liegt in einer ziemlich coolen Gegend, man kann da eine Menge kreative Sachen machen. Es gibt da ein Gemeindezentrum, mit Tanz-, Töpfer- und Malkursen und diesen ganzen Sachen. Es ist irgendwie heruntergekommen, aber künstlerisch.«
    »Oh«, sage ich und schaffe es nicht, die Enttäuschung in meiner Stimme zu verbergen. Normalerweise ist es okay für mich, kein Leben neben der Jagd zu haben, außer mein Blick fällt auf schillernde Beispiele aus der Welt der Nicht-Jäger wie Sarah Worrell und ihre Freundinnen neulich in der Drogerie. Jetzt werde ich es jeden Tag sehen: Menschen, die nicht jagen, Menschen, die nicht einmal wissen, dass die Fenris existieren … und dann ich.
    »Findest du …«, fange ich an, drehe mich dann aber um, um sicherzugehen, dass Scarlett wirklich schläft und nicht nur so tut. Ihre Brust hebt und senkt sich anders, wenn sie wirklich schläft. Zufrieden wende ich mich dann erneut Silas zu und wähle meine Worte mit Bedacht: »Findest du, dass ich eine gute Jägerin bin?«
    Silas wirkt verwirrt. »Natürlich. Du und Lett, ihr seid die besten Jägerinnen die ich …«
    »Nein, nicht ich und Scarlett. Nur ich.«
    Silas fährt ein bisschen langsamer und blickt zu mir herüber. »Ja. Ja, auf jeden Fall. Du bist verdammt tödlich, wenn du ein Messer in der Hand hast, Rosie.«
    Ich lächele, schüttele den Kopf und erinnere mich an die Zeiten, als Silas seine älteren Brüder wegen der Worte angeranzt hat, mit denen sie vor meinen »jungfräulichen Ohren« um sich geworfen haben. Es ist irgendwie befriedigend, zu merken, dass sich seine Einstellung geändert hat.
    »Richtig«, sage ich. »Du weißt schon, wir jagen zusammen. Aber bei Scarlett ist das … na ja … es ist wie ein Teil ihrer selbst.«
    »Wirklich? So weit ist es schon gekommen?«, scherzt Silas, runzelt aber die Stirn, als ich nicht lache.
    »Du weißt, was ich meine. Es treibt sie an.«
    »Dich nicht?«
    »Ich weiß nicht. Also … vielleicht. Es spielt keine Rolle. Ich verdanke Scarlett mein Leben, weißt du?«
    »Ja, aber wie ich deiner Schwester schon sagte: Das bedeutet nicht, dass sie dich für immer in einen Käfig sperren muss. Es sei denn, du willst in einen Käfig eingesperrt sein. Warte, das hört sich bescheuert an.« Silas schüttelt den Kopf und seufzt. »In deiner Gegenwart verheddere ich mich immer in meinen eigenen Worten, Rosie.«
    »Das ist meine ganz besondere Wirkung auf Menschen«, scherze ich, doch sein Gesicht bleibt ernst, als er leicht nickt. Ich grinse nervös.
    Silas setzt neu an, senkt die Stimme.
    »Ich versuche nur zu sagen: Deine Schwester hat dir nicht das Leben gerettet, damit du es der Jagd verschreibst. Nicht, wenn du nicht magst. Wenn du mehr willst vom Leben.«
    Ich antworte nicht, denn genau darin liegt das Problem. Jäger wollen nicht
mehr –
zumindest keine, die mit Scarlett March zusammenleben. Es ist ziemlich schwierig, Tanzstunden zu rechtfertigen, wenn deine ältere Schwester währenddessen versucht, die Welt zu retten.
    Wir fahren weiter und schweigen die meiste Zeit, während die Sonne über uns aufgeht. Scarlett wacht auf, als sie nahezu direkt über uns steht. Erst am Nachmittag entdecken wir erste Hinweise auf die Stadt, die unser Ziel ist. Wir fahren durch Dörfer, die nicht viel anders aussehen als Ellison, dann größere Städte, dann Reihen von Tankstellen und Autohändlern, bis schließlich die höchsten Gebäude am Horizont erscheinen. Sie wachsen, als würden sie uns genauso schnell entgegenkommen wie wir ihnen. Irgendwann winden wir uns unter einer Brücke hindurch, und die Stadt verschluckt uns mit ihren stählernen Mündern.
    Ich drehe mich um. Scarlett wirkt nervös, harte, kalte Augen, die über das Stadtbild fliegen. Sie wirkt sonst nie nervös. Ihre Stimmung lässt meine Nerven vibrieren, ein Gefühl, das die hektische Geschäftigkeit der Stadt nicht gerade verbessert. Überall sind Menschen. Mehr Menschen, als ich jemals zuvor in meinem ganzen Leben gesehen habe. Mehr Autos, mehr Gebäude, soweit das Auge reicht, ein Irrgarten aus Silber und grauem Beton, beleuchtet von farbenfrohen Schildern. Überall flackernde Lichter, leuchtende gelbe Taxen. Scarlett sinkt leicht in ihrem Sitz zusammen, lässt die Haare vor ihr vernarbtes Auge fallen und zieht die Ärmel nach unten, um ihre Arme zu bedecken.
    »Warte

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