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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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der Fenris rauh. Er grinst noch immer.
    Dann stirbt er. Der Fenris explodiert in Schatten, die über den Waldboden huschen, unter Blätter und herabgefallene Äste gleiten, als hätten sie Angst, sich zu zeigen.
    Das Hupen eines Festwagens weht aus der Ferne herüber.
    Rosie bricht das Schweigen. »Wo sind der Typ und seine Freundin hin?« Aufmerksam späht sie zurück durch den Wald, als hoffte sie, die beiden kämen aus ihrem Versteck und sie könne sich dann um das Paar kümmern.
    »Der Wolf, den wir in der Nacht bekämpft haben, als du zurückgekommen bist, gehörte zu den Münzen«, erinnere ich Silas schnell und ignoriere meine Schwester einfach.
    Dennoch antwortet er ihr zuerst: »Sie sind zusammen zurückgelaufen, direkt nachdem der Wolf wegrannte. Wenn du mich fragst: Sie kommen klar. Sobald sie sich eingeredet haben, dass das alles nur ein Alptraum war. Und Scarlett, das bedeutet also, wir hatten einen Pfeil und eine Münze – Rosie, hast du erkennen können, zu welchem Rudel der andere gehörte, den du gestern getötet hast?«
    »Ich glaube, zum Glocken-Rudel. Ich bin mir aber nicht sicher, es könnte auch eine weitere Münze gewesen sein.«
    »Du hast dir nicht die Mühe gemacht, das herauszufinden?«, fahre ich sie rüde an.
    Rosie blafft zurück: »Entschuldigung, aber ich war damit beschäftigt, zwei Wölfe zu bekämpfen. Hätte ich vorher schon einmal die Möglichkeit zu einer Solo-Jagd gehabt, wäre ich vielleicht entspannt genug gewesen, auch auf die Rudelzeichen zu achten.«
    »Es ist das Rudelzeichen, Rosie! Wie kannst du dir da nicht sicher sein?«
    »Beruhigt euch, beide!« Silas wischt Rosies Messer an seiner Jeans ab und gibt es ihr. Dann bückt er sich, um mir mein immer noch blutiges Beil zuzuwerfen.
    Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu und säubere meine Klinge an meinem eigenen Mantel.
    »Pfeil, Glocke, Münze. Ein Abgesandter jedes Rudels. Phase – er meint die Mondphasen, oder?«, murmele ich. Dutzende von Pa Reynolds’ Geschichten über die Fenris schießen mir durch den Kopf.
    »Ja. Und er hat recht. In ungefähr einer Woche ist Vollmond, was bedeutet …« Silas’ Gedanken schweifen ab.
    »Sie sind hinter einem neuen potenziellen Fenris her. Er muss jetzt hier irgendwo sein. Hier, direkt unter unserer Nase«, beende ich den Satz für ihn. Potenzielle Wölfe sind selten, aber nicht einzigartig. Ein einzelner Biss, gerade genug, um die Haut zu verletzen – mehr ist laut Pa Reynolds nicht nötig, um einen Potenziellen voll und ganz in einen Fenris zu verwandeln. Ich schaudere. Schon zu oft habe ich mich gefragt, wie es sich wohl anfühlt, wenn einem die Seele entrissen wird. Das ist nichts, worüber ich momentan nachdenken will.
    Wir haben niemals genau herausgefunden, was einen Mann – oder Jungen – dazu befähigt, seine Seele zu verlieren und ein Monster zu werden. Bloß, dass es etwas Besonderes ist, nur zu bestimmten Mondphasen möglich und wichtig genug für die Wölfe, um ihr Territorium zu verlassen und ihn zu finden. Er zieht sie an, mit unbekannter Macht, wie mit einem Geruch, den Menschen nicht wahrnehmen können. Sie wissen nicht genau, wo und wer der Kandidat ist, aber sie spüren, dass es ihn gibt, und sie durchstreifen das ganze Land auf der Suche nach ihm.
    »Ein Potenzieller …« Silas runzelt nickend die Stirn. »Das ergibt Sinn. Es existiert kein anderer Grund für so viele Rudel, seine Mitglieder so weit rauszuschicken.«
    »Wie viele Wölfe werden sie losschicken, um ihn zu suchen?«, fragt Rosie.
    Silas und ich zucken gleichzeitig mit den Schultern.
    »So viele wie nötig. Sie wollen ihn alle für ihr Rudel haben, wollen das Rudel mit dem neuen Wolf sein. Und weil Potenzielle so selten sind, wette ich, dass jedes Rudel jede Stadt im Bundesstaat absucht oder es zumindest bald tun wird. Sobald einer von ihnen die Spur des Kandidaten aufgenommen hat, wird sich die Menge verdreifachen.«
    Wir nähern uns wieder den Picknicktischen.
    »Großartig«, sagt Rosie schwach.
    In einer großen Stadt hält jedes Rudel seine Mitglieder unter Kontrolle, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber wenn ein Wolf auf sich allein gestellt ausgeschickt wird, wenn Hunderte von Wölfen losgeschickt werden … was hält sie davon ab, sich an jedem Kleinstadtmädchen gütlich zu tun, dem sie begegnen?
    »Also, dann jagen wir einfach häufiger?«, sagt Rosie und achtet dabei genau auf meine Reaktion. »Wir jagen schon die ganze Zeit. Wir müssen Hunderte

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