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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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an. Ein süßlicher Geruch nach Krankheit weht heraus.
    »Großartig. Wir leben in einem Crack-Haus«, sagt Silas, sobald der Mann die Tür wieder zugeschlagen hat.
    Als wir das oberste Stockwerk erreichen, schreien meine Muskeln mit Klette um die Wette. Laute Musik dröhnt von unten zu uns herauf – so laut, dass die Anlage genauso gut neben uns hätte stehen können. Silas stellt unsere Taschen ab und sucht nach dem Schlüssel, aber das ist nicht nötig: Als ich mich gegen das Türblatt lehne, schwingt die Tür nach innen auf und kracht gegen die Wand.
    »Nun denn«, sagt Scarlett. Als weder Silas noch ich mich bewege, betritt sie das Apartment. Silas und ich blicken uns kurz in die Augen, bevor wir ihr folgen.
    Das Apartment ist offen, es gibt keine Wände, die einzelne Räume abtrennen. Der gemusterte Kupferstuck hängt hoch über unseren Köpfen, und unsere Schritte hallen so laut, als wären wir in einem Museum. Ehrlich gesagt fühle ich mich auch ungefähr genau so. Die Wände sind mit Reißzwecken gespickt, an denen noch Posterüberreste hängen, und in einer Ecke stapeln sich Magazine: Ausschnitte von Frauen in verschiedenen Nacktheitsgraden. Die Fenster sind riesig, einige davon gesprungen, andere fehlen ganz. Das Apartment riecht muffig und klamm, wie ein Keller. Auf einer total verrosteten Feuerleiter vor einem der Fenster sind längst verdorrte Topfpflanzen über die Seiten ihrer Behälter gekippt.
    Es gibt Möbel – jedenfalls etwas, das den Anschein erweckt, Möbel zu sein. Ein Bettgestell wie aus den 60ern lauert in einer Nische des Hauptraumes, und den runden Esstisch ziert auf der Platte ein Graffito in Neonpink. Und die Couch … tja, die ramponierte braune Couch sieht gemütlich aus. Aber ich werde mich auf keinen Fall dort hinsetzen, ohne ein Laken darüberzulegen. Oder auch zwölf Laken. Ich habe Mitleid mit Silas, weil er auf dieser Couch schlafen muss.
    Silas wirkt entspannt, wenn auch ein wenig angewidert von der Wohnung, und Scarlett ist … tja, Scarlett. Schließlich stellt auch Klette sein Gezeter ein und beginnt Kakerlaken zu belauern und nach Mäusen zu schnüffeln.
    Als Erstes packe ich die Tasche mit den Küchenutensilien aus, mag aber nichts in die Schubladen legen. Scarlett und Silas stellen die Matratze gegen die Wand und schlagen abwechselnd mit einem Besen darauf ein. Dann hängen sie ein geblümtes Laken vor den Eingang zu der kleinen Nische, in der Scarlett und ich schlafen werden. Drei Stunden später sieht das Apartment immer noch furchtbar aus, ist aber immerhin frei von Bierflaschen und kalter Asche. Draußen bellt ein Hund wie wild
    Mit einem halbherzigen Rundblick durch den Raum sagt Silas: »Ich muss die Miete bezahlen gehen.«
    »Und ich muss das Geld für unseren Anteil heraussuchen«, fügt Scarlett hinzu und wühlt in einer Tasche herum.
    Ich schaue weg, denn ich will gar nicht wissen, welche Gegenstände unserer Großmutter sie versetzen will.
    »Kommst du mit, Rosie?«, fragt Silas und lehnt sich gegen eine der vielen Eisensäulen, die das Apartment durchbrechen.
    Ich weiß, dass ich besser mitgehen sollte. Dass Scarlett im Anschluss auf eine Jagd hofft, ist nicht zu übersehen: Gewissenhaft befestigt sie ihr Beil am Gürtel. Aber in Wahrheit will ich gar nicht jagen. Ich will zu Hause sein. Wie oft habe ich mich gefragt, wie wohl das Leben außerhalb von Ellison aussieht, nur um mich jetzt, da ich in Atlanta bin, nach der kleinen Stadt zu sehnen?
    »Nein. Ich bleibe hier und packe zu Ende aus«, antworte ich und stemme mich dabei auf die Anrichte.
    Scarlett wirft mir einen langen Blick zu, und ich weiß, sie kann die Frustration in meinen Augen lesen. Sie nickt.
    »Okay«, sagt sie und wirft mir den Gürtel zu, an dem die beiden Messer mit den Knochengriffen gesichert hängen. »Behalt die Messer immer am Leib, selbst hier drinnen.«
    Silas lächelt mich freundlich an, dann gehen Scarlett und er los. Sie ziehen die Tür heran, bis sie ins Schloss fällt, und ihre Schritte hallen laut wider, als sie die Treppe hinuntersteigen. Einmal mehr wird die Tür des Junkies aufgerissen, als sie diese passieren. Ich seufze, lasse mich in einen der Stühle sinken und stelle meine Füße auf die Werkzeugkiste. Ich glaube, sie gehörte mal Pa Reynolds.
    »Sei nicht dumm, Leoni«, sagte Pa Reynolds, als er die Werkzeuge hinten aus seinem uralten Pick-up lud. Sägemehl hing in seinem Haar, und seine Overalls waren ständig mit Grasflecken übersät. »Das Haus eines Mannes

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