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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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der Mauer und spähe um die Ecke. »Sei’s drum. Aber wie soll ich einen Fenris anlocken, wenn ich gegen
das
da anstinken muss?«
    Eine Reihe Schmetterlinge schlendert in den Club, nur um von einer neuen Gruppe glitzernder Mädchen ersetzt zu werden. Ich versuche den kleinen Stich des Selbstmitleids wegen meines gezeichneten Körpers zu ignorieren. Wegen meines unzulänglichen Selbst.
Selbstmitleid ist ein nutzloses Gefühl,
rufe ich mir ins Gedächtnis.
    »Komm schon. Du weißt, dass ein Fenris niemals so eine Horde angreifen würde. Sei einfach das eine Mädchen, das sich von der Gruppe entfernt hat.« Silas’ Stimme klingt hart. Er hatte nie Mitleid mit mir und meinen Narben. Ich schätze dieses Verhalten an ihm.
    »Ich glaube«, brumme ich. »Rosie wird häufiger jagen müssen. Sie kann es locker mit ihnen aufnehmen.«
    »Oh«, sagt Silas, halb fragend. »Und du bist immer noch dagegen, dass Rosie solo jagt?« Er schiebt die Hände in die Hosentaschen und stellt sich zu mir an die dunkle Seite der Mauer. Der Mond steht voll und rund über uns, er scheint hell genug, um Silas’ Schatten an die Wand zu werfen, trotz all der Lichter der Stadt umher.
    »Du weißt, wie sie ist. Ich mache mir nur Sorgen um sie …« Ich will es nicht aussprechen, aber zu meiner Angst, sie könnte einen Fenris entkommen lassen, mache ich mir auch Sorgen, ihr könnte es nach einem Kampf wie mir gehen. Oder schlimmer. Wie Oma March. »Sie muss aber jagen, sonst sitzen wir hier auf dem Trockenen«, fahre ich fort.
    »Vielleicht. Vielleicht ist sie einfach keine Jägerin, wie du eine bist«, sagt Silas.
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Sie ist eine
fantastische
Jägerin, du weißt das. Sag ihr nur nicht, dass ich das gesagt habe.«
    »Vielleicht ist es aber nichts für sie, meine ich.«
    Ich seufze. »Es ist für niemanden etwas. Nur … was sollen wir machen? Uns zurücklehnen und hoffen, dass jemand anderes die Wölfe tötet? Es ist unsere Pflicht, Gutes zu tun, wenn wir können. Ich schaffe es nicht allein. Ohne dich war es schwer genug. Wenn ich sie auch noch verloren hätte …« Meine Stimme erstirbt.
    »Hast du schon mal über eine Karriere als Rednerin nachgedacht? Oder vielleicht als Politikerin?«, feixt Silas.
    »Man lässt Piraten nicht in Vortragsräume. Sie haben Angst, dass wir sie ausplündern«, gebe ich mit einem Grinsen zurück. Silas lacht laut genug, um ein paar aufmunternde Blicke von den Schmetterlingen zu ernten.
    »Ach komm, Lett. Lass uns ein bisschen schlafen. Und sichergehen, dass Rosie nicht von einem durchgeknallten Junkie entführt wurde.«
    »Rosie wird jederzeit mit diesem Crack-Junkie fertig. Außerdem kann ich nicht schlafen. Ich muss … ich muss mich bewegen. Was tun. Los, Silas, jag mit mir.« Es klingt flehender als beabsichtigt. Die Jagd lässt alles richtig erscheinen, macht die Stadt zu einer Übergangsheimat und nicht zu einem fremden Land.
    »Dummerweise, Lett, bin ich nicht so scharf darauf wie du, auf meinen Schlaf zu verzichten«, sagt er bestimmt. »Aber du fängst jetzt deswegen nicht wieder an zu sagen, ich hätte dich im Stich gelassen, oder? Wenn ich mich dann nämlich wieder mit der kalten Du-gehst-weg-und-ich-hasse-dich-dafür-Schulter von Scarlett March beschäftigen muss, habe ich wohl keine Wahl.«
    Ich schüttele den Kopf. »Geh schon. Schlaf eine Runde. Sag Rosie, dass es spät wird, höchstwahrscheinlich. Und gib mir den Schlüssel.« Ich strecke die Hand aus, und Silas lässt den Schlüssel hineinfallen. »Hier ist unser Anteil der Miete«, setze ich hinzu und drücke ihm 100 Dollar in die Hand.
    Silas wird ernst. »Dir ist klar, dass ihr nichts bezahlen müsst. Die Miete ist nicht so schlimm. Ich nehme mal an, dass es ziemlich großen Rabatt auf Wohnungen in Crack-Häusern gibt.«
    »Ist schon okay«, sage ich schnell und stecke die Hände in die Taschen, bevor er mir das Geld zurückgeben kann.
    »In Ordnung«, sagt Silas achselzuckend. »Aber sei vorsichtig beim Jagen. Es gibt hier keine einzelnen Wölfe. Und selbst
du
wirst nicht mit einem ganzen Rudel fertig.«
    »Wir werden sehen.« Ich grinse, nicke jedoch, als Silas mir einen verzweifelten Blick zuwirft. Dann geht er, während ich den Schmetterlingen den Rücken zukehre, den Mantel enger um die Schultern ziehe und in den Park schlendere.
    Piedmont Park ist ein bisschen unheimlich – die stolzen Bäume werfen lange Schatten unter den Straßenlaternen. Nur Schatten. Es sei denn, man hält sie für real. Ich gehe

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