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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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meinem Gesicht. Als er sich von mir löst, dringt sein Blick suchend in mich. Ich berühre meinen Mund, die Stelle, an der eben noch seine Lippen waren.
    »Ich …«, fange ich an und sinke zu Boden. Da ist nichts. Kein Funke, kein Feuer. Gar nichts. »Du hast recht«, flüstere ich rauh. »Ich habe nichts gefühlt.«
    »Nicht so, wie wenn du jagst«, sagt Silas und lässt sich vor mir auf dem Boden nieder. Er nimmt meine Hand in seine. »Es ist in Ordnung, Lett. Nur weil du diese Art von Liebe in der Jagd finden kannst, bedeutet es nicht, dass Rosie und ich das auch können. Wir sind Jäger, aber wir brauchen ein wenig mehr. Du nicht. Du bist ein Teil der Jagd, und die Jagd ist ein Teil von dir.«
    »Ich kann es nicht ändern«, flüstere ich unter Tränen. Wie kann es sein, dass ich noch Tränen übrig habe? »Ich kann es nicht ändern. Das bin ich, das ist alles, was ich bin. Das ist alles, was noch von mir übrig ist.«
    »Ich weiß«, sagt Silas behutsam, sanft. Er steht auf und zieht mich mit sich. »Es ist okay.«
    »Ich glaube nicht, dass ich mich ändern kann«, murmele ich. »Ich kann nicht aufhören … an die Jagd zu denken, an den Welpen, an diesen Porter …«
    Silas lächelt beruhigend und schüttelt dann den Kopf. »Lett, ich würde dich niemals irgendwie verändern wollen.
Niemals,
verstehst du?« Er drückt meine Hand fest. Ich zögere, lege dann aber meine andere Hand auf seine. Wir sind Partner. Waren es immer schon, selbst wenn ich ihn hasse, wenn er unzählige Meilen entfernt ist, wenn er meine Schwester liebt … selbst wenn es einfacher wäre, sein Glück allein zu versuchen.
    Wir schweigen eine kleine, kostbare Ewigkeit.
    »Ich habe Rosie versprochen, dich mit nach Hause zu bringen«, sagt er schließlich.
    Ich schüttele den Kopf, meine Gedanken wirbeln immer noch durcheinander. »Ich kann nicht, Silas. Auf jeden Fall nicht sofort.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagt er sanft. »Soll ich dann jetzt gehen?«
    Ich nicke, denn ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Silas dreht sich um und geht davon.
    Er blickt nicht zurück, und darüber bin ich froh, denn die Tränen haben schon wieder begonnen zu fließen.

[home]
Kapitel 20
    Rosie
    I ch gehe nach Hause zurück, die Wangen von den Tränen glatt gespült, die Nerven blank. Nur Klette erwartet mich im Apartment, und das überrascht mich nicht. Ich spritze mir Wasser ins Gesicht und mache das Licht aus, dann trage ich Klette zur Couch, in der Hoffnung, dass er mich beruhigt, bis jemand,
irgendwer,
zurückkommt. Er erlaubt mir, mein Gesicht in seinem Fell zu vergraben. Dann aber springt er weg und verfolgt einen Käfer, dessen Silhouette, vom Straßenlicht beleuchtet, über den Boden huscht.
    Die Tür öffnet sich. Es ist Silas. Sein Blick trifft den meinigen im schwachen Licht der Nacht, er presst die Lippen aufeinander. Es braucht keine Worte. Ich nicke, als der vertraute Kloß wieder meinen Hals hinaufkriecht. Silas zieht sich die Schuhe aus, sinkt neben mir auf die Couch und birgt das Gesicht in den Händen. Klette schießt zu ihm hin, beißt ihm in den Knöchel, zieht sich zurück. Beiläufig geht Silas auf das Spiel ein und schlägt nach dem Kater.
    »Kein Glück?«, frage ich schließlich.
    »Ich habe sie gefunden. Sie wollte nicht mitkommen«, sagt Silas sanft.
    Mein Gesicht spannt sich, und ich rolle mich zu einer Kugel an der Lehne zusammen.
Sie wollte nicht mitkommen.
Ich habe die andere Hälfte meines Herzens so schwer verletzt.
    Silas seufzt und rückt näher zu mir, dann nimmt er meine Unterarme in seine Hände und versucht mich in eine Umarmung zu ziehen. Ich will, dass er mich festhält, will den Geruch seiner Haut einatmen, meine Hand sein T-Shirt hinaufwandern lassen, die Wärme seines Körpers spüren. Aber etwas hält mich zurück, etwas Stärkeres als mein eigenes Verlangen. Ich entziehe mich ihm und schüttele den Kopf.
    »Ich … Ich …« Ich will sagen, dass ich nicht
kann.
Ich
kann
dich jetzt nicht so berühren, kann dich nicht an mich pressen, obwohl mein Körper danach schreit. Ich liebe meine Schwester, und das hat sie so sehr verletzt. Das hat sie fortgetrieben.
    Silas nickt traurig. »Okay, Rosie. Wieso gönnen wir beide uns dann nicht einfach ein bisschen Schlaf?«
    »J-ja«, stammele ich. »In Ordnung. Und morgen früh gehen wir los und versuchen sie nach Hause zu holen.«
    Silas nickt. »Natürlich.«
    Die Glocken draußen schlagen zwölfmal, aber es fühlt sich viel später als Mitternacht

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