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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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anderen Seite von Cheddar Gorge, etwa drei Meilen außerhalb des Dorfes. Ann war jedoch ziemlich sicher, dass sie nicht so weit zu fahren brauchte. Der flotte Trab des Haflingers ließ den Wald an ihr vorbeifliegen. Im Dorf hatten sie Sincais Flucht inzwischen sicher schon bemerkt und den Richter herbeigerufen. Vielleicht würde sie einigen Dorfbewohnern auf der Straße begegnen, falls sie unterwegs waren, um Erich zu informieren.
    Aber die Straße nach Maitlands war menschenleer. Mit zunehmender Nervosität, die ihr die Brust zuschnürte, trieb sie den Haflinger zu einem leichten Galopp an. Der Wagen holperte über die Straße, und sie zügelte das Pferd erst wieder, als sie den Rand des Dorfes erreichte. Dort ließ sie das Tier am Hammer und Amboss vorbei zum Rathaus traben. Die Leute auf der Straße zeigten auf sie und tuschelten, aber Ann versuchte, nicht darauf zu achten. Sie musste den Friedensrichter sprechen. Dringend. Nur daran durfte sie jetzt denken.
    Vor dem von mächtigen Steinmauern umgebenen Rathaus hielt sie an, sprang vom Wagen und klopfte ihrem Pferd den Hals. »Braver Junge, Max.« Das hübsche Tier mit der blonden Mähne, die fast ebenso hell war wie ihr eigenes Haar, schnaufte von der Anstrengung. »He, Junge«, rief sie einem kleinen Burschen in der Nähe zu. »Ein Schilling, wenn du mein Pferd bewegst.« Mit ausgestreckter Hand kam der Junge angelaufen. Max warf ein paar Mal den Kopf zurück und wieherte durch die geblähten Nüstern, als Ann sich von ihm entfernte.
    Statt den Vordereingang zu benutzen, ging sie um das Gebäude herum. Um die offene Tür zu den beiden Zellen, die dahinterlagen, hatte sich eine neugierige Menge versammelt. Die Leute flüsterten und tuschelten ängstlich miteinander.
    »Einfach so verschwunden ist er!« Das war Jemmy.
    »Die Zellentür war noch verschlossen, hörte ich«, warf Mrs. Scrapple ein.
    »All der Knoblauch und das andere Zeug konnten ihn nicht halten. Was hat Van Helsing sich dabei gedacht?«
    »Was ist das für einer, der durch eine verschlossene Tür entweicht? Vielleicht hatte Van Helsing recht.« Mr. Watkins, der sich unter den Leuten befand, klang unsicher, aber einige in der Menge grunzten zustimmend.
    Dann drehten sich plötzlich alle zu Ann herum. Schweigen empfing sie, als sie stehen blieb.
    »Ist Squire Fladgate hier?«, fragte sie und konnte nur hoffen, dass ihre Stimme nicht zitterte.
    »Haben Sie uns etwas zu sagen?« Eine ihr vertraute gebieterische Stimme erklang hinter der Menge, die sich respektvoll teilte. Dann erschien Richter Fladgates beleibte Gestalt in der offenen Tür.
    »Ich muss Sie sprechen, Sir.«
    »Und ich Sie, junge Frau.« Er trat vor, und tuschelnd zog die Menge sich zurück.
    Ann schluckte. »Können wir irgendwo unter vier Augen reden? Vielleicht im Gasthof?«
    »Hatten Sie etwas damit zu tun?«, erkundigte sich der Richter streng.
    »Womit?« Ann sah die unverhohlene Anklage in den Gesichtern der Umstehenden, als sie sich scheinbar irritiert umblickte.
    »Mit Sincais Flucht.«
    So. Dann hatte Erich also recht gehabt. Sie dachten tatsächlich, sie und Sincai wären Komplizen. Das würde ihr Anliegen noch zusätzlich erschweren. »Ist er geflohen?«, fragte sie mit großen Augen und verrenkte sich den Hals, um an Fladgates massiger Gestalt vorbeizuschauen.
    »Sie sind eine schlechte Schauspielerin«, entgegnete der Richter nur.
    »Wie könnte ich ihn aus einer verschlossenen Zelle herausgeholt haben?«, erwiderte sie, um einen ungläubigen Gesichtsausdruck bemüht.
    »Weil Sie ’ne Hexe sind!«, schrie Jemmy. »Sie können zaubern.«
    »Sie glauben, ich hätte ihn mit Zauberei da herausgeholt?« Sie lachte. »Das können Sie doch wohl nicht ernsthaft in Betracht ziehen, Sir. Sie sind ein gebildeter Mann.«
    Der Friedensrichter errötete. »Irgendwie ist er jedenfalls aus der verschlossenen Zelle entkommen. Mr. Steadly hier hat den Schlüssel die ganze Zeit bei sich gehabt.« Mit einem Nicken deutete er hinter sich.
    Ann drehte sich um. Der Bow Street Runner war erschienen. Seine dunkelblauen Augen waren hart und kalt, sein Mund zu einer grimmigen, schmalen Linie verzogen. Die Menge drängte vor. »Vielleicht können wir ein paar Worte miteinander reden, Miss?« Er streckte die Hand aus, und bevor Ann es verhindern konnte, ergriff er ihren Arm kurz über dem Ellbogen.
    Ein niederschmetterndes Gefühl durchströmte sie. Steadly stand in seiner Dienststelle unter Verdacht, Bestechungsgelder anzunehmen. Deshalb war er

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