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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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wecken, und wartete ... worauf? Auf Mrs. Simpson? Ein Wunder? Die Bestätigung seiner Schuld?
    Das Buch auf dem Schoß, saß Mrs. Simpson schnarchend in einem Ohrensessel in der Ecke bei dem Kleiderschrank. Sie würde erst am Morgen erwachen, wenn Stephan den leichten Zwang aufhob, der sie im Schlaf gefangen hielt. Van Helsing schlief seinen Rausch in seinem Zimmer aus. Er war schwerer ruhigzustellen gewesen, so verstört, wie er war. Ja, er war definitiv sehr aufgeregt. Weshalb? Der Morgen war noch weit entfernt.
    Stephan saß an Anns Bett und beobachtete, wie die Brust des Mädchens sich hob und senkte. Er fühlte sich gefangen wie ein Insekt in Bernstein, und die Zeit um ihn herum schien stillzustehen.
    Früher oder später würde das Blutbad in dem Jagdhaus entdeckt werden, und die Jagd nach dem Täter würde beginnen. Als Ortsfremder musste er mit Verhören rechnen. Nichts, womit er nicht fertig werden würde, aber sein Leben war schon kompliziert genug, weil er in Cheddar Gorge bleiben musste, wenn er sichergehen wollte, Callan Kilkenny zu treffen.
    Kilkenny. Stephans Gedanken schweiften von dem unschuldigen Mädchen in dem Bett neben ihm ab. Asharti selbst war auf furchtbare Weise umgekommen, ihre Saat jedoch hatte sie hinterlassen. Callan Kilkenny. Wie er wohl aussieht?, fragte Stephan sich. Würde er ihn sofort als die mächtige Kraft erkennen, die die Welt bedrohte? Er musste Ire sein. Der Name jedenfalls war irisch. Ob er rotes Haar hatte? Ein sommersprossiges Gesicht und blaue Augen? Würde sein Gesichtsausdruck verschlagen und verderbt sein wie Van Helsings oder hart und von einer Zuversicht geprägt, die davon kündete, dass er die Welt unter seine Herrschaft zu bringen gedachte?
    Stephan fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Bald würde es vorbei sein mit den Schuldgefühlen. Kilkenny würde mit seiner Armee kommen, und Stephan würde seine ganze Macht aufbieten und sie töten, einschließlich Kilkenny, oder er würde scheitern und von ihren Händen sterben.
    Der Tod wäre ihm nicht unwillkommen, doch wenn er versagte, würde die ganze Welt verloren sein. Kilkennys Armee würde wachsen, und das Gleichgewicht zwischen Mensch und Vampir würde zerstört werden. Die Menschen würden nur noch Vieh sein, dessen Blut gebraucht wurde, oder zumindest so lange, bis es zu viele Vampire gab und beide Rassen aufhörten zu existieren. Die Offenbarung würde sich erfüllen. Wenn er scheiterte, würde es keine Vergebung geben. Eine Vision der Hölle als endloses Training durch Rubius’ Töchter in den Gewölben unter Mirso schoss Stephan durch den Kopf.
    Er musste sie alle auslöschen. Aber zunächst einmal musste er bald Blut zu sich nehmen, um bei Kräften zu bleiben, und er brauchte Zeit, um seine Konzentration zu stärken. Er musste imstande sein, seine Macht schneller zu aktivieren und den Sprung zu dieser anspruchsvolleren Ebene zu schaffen, wo es möglich sein würde, die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen. Er musste besser sein, als er es in der Jagdhütte gewesen war. Und das ging nur, wenn er alle Emotionen beiseiteschob.
    Seine Glieder waren schwer wie Blei von der Ungeheuerlichkeit der Aufgabe, die vor ihm lag. Aber waren es wirklich die großen Sorgen, die einem das Herz zerfraßen, oder die kleinen Enttäuschungen, die langsam alle Erwartungen und jeden Idealismus untergruben, woran man letztendlich zerbrach?
    Stephan rollte die Schultern. Idealismus ... Den hatte er hinter sich gelassen, als sein Experiment mit Beatrix und Asharti fehlgeschlagen war. Wie naiv konnte man sein? Er hatte geglaubt, es wäre nur die traumatische Erfahrung, zu einem Vampir gemacht zu werden, was solche Vampire manchmal zu Gewalt und Wahnsinn trieb. Er hatte angenommen, er könnte Rubius und die Ältesten dazu bewegen, die Regeln zu ändern.
    Und dumm, wie er war, hatte er sich ausgerechnet Asharti ausgesucht, um seinen Standpunkt zu beweisen.
    Vor zwei Jahren hatte er begonnen, für sein Verbrechen zu bezahlen – falls irgendeine Buße diese überhaupt je sühnen konnte.
    Kloster Mirso,
September 1819
    Nackt und wie benommen saß Stephan auf seiner Bank und starrte die Wände an. Der Raum war aus solidem Felsgestein herausgeschlagen worden. Die Erbauer dieses geheimen Gefängnisses in den Gewölben Mirsos hatten sich nicht die Mühe gemacht, die rohen Felswände zu glätten. Auch die Wandbehänge konnten die raue Oberfläche nicht verbergen, sie spähte zwischen ihnen hindurch. Selbst unter den Tapisserien war sie noch

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