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Blutrotes Wasser

Blutrotes Wasser

Titel: Blutrotes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Torsten Krueger
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ihr an den Hintern fassen? Gott, war ihm heiß, und natürlich stand sein Schwanz schon aufgeregt an der Türöffnung des Reißverschlusses und wollte raus.
    Gott. Er drückte Lena an sich. Spürte ihre Finger, wie sie seinen Po tätschelten. Lázlo spürte Schweißtropfen in den Augen und wusste nicht, ob es Tränen waren; er wollte weinen, o ja, aber auch lachen, und ihr Haar duftete und ihr Atem pustete wie ein heißer Wüstenwind über seinen Hals.
    Der Song war zu Ende. Träumerisch löste sich Lena von ihm, schaute ihn an, prüfend, ernst, aber offenbar gefiel ihr, was sie sah, denn sie lächelte. Und sagte: »Durst!«
    21.05 Uhr, Loránd-Eötvös-Universität, V. Bezirk
    Professor Radelodz putzte seine Brille. Er hasste diese Gläser, aber Kontaktlinsen vertrug er nur kurz. Nur zu … seinen speziellen Einsätzen benutzte er die. Sonst musste er mit der Brille zurechtkommen und sie putzen – denn Fettflecken auf den Gläsern konnte er erst recht nicht ertragen. Radelodz war eben ein ordentlicher, strukturierter Mensch. Seine Feinde nannten ihn penibel. Er lächelte nur. Sein Universitätsbüro lag im Dunkeln, allein der Computerbildschirm leuchtete: In mehreren Fenstern liefen Daten durch, Zahlenreihen, die außer ihm kaum jemand entschlüsseln konnte. Radelodz nickte lächelnd. Hervorragendes Datenmaterial. Das komplette Unterwassersystem der Molnár János mit erstaunlich genauen Messungen zu Fließgeschwindigkeit und -richtung. Fast tat es ihm leid.
    Aber nur fast.
    Er lauschte, aber vom Gang draußen kam kein Geräusch. Immer noch lächelnd beugte er sich über die Tastatur und begann zu tippen. Die Zahlenfolgen auf dem Bildschirm zitterten ängstlich.
    21.22 Uhr, Old Man’s Club, Akácfa utca
    In der Pause kam Imre Rutschek zu ihnen. »Lena! Hast alten Mann Freude gemacht.« Ungestüm packte er ihre Hand und tätschelte sie.
    »Es ist toll!«, beruhigte ihn Lena.
    »Ja? Gefällt dir Musik?« Imre strahlte sie an. »Jazz nicht Franz Liszt, aber ich spiele gerne. Er macht … jünger. Möchtest du noch trinken? Wir haben Kredit!«
    »Nein danke«, lachte Lena. »Das ist Lázlo, ein Freund von mir.«
    Imre drehte sich zu ihm und streckte die Hand aus. »Freue mich, Landsmann.«
    Aber Lázlo schlug nicht ein. Jedenfalls nicht mit der Hand – er ließ einen kurzen Satz auf Ungarisch los, der Imre aber wie ein Schlag zu treffen schien.
    Ohne zu antworten, wandte er sich wieder an Lena. »Ich gehe zurück zu Geige.« Das strahlende Leuchten in seinen Augen hatte Traurigkeit Platz gemacht. »Die ist noch älter als ich. Viele Spaß noch, Lena.«
    Erst als er im Gedrängel verschwunden war, zischte Lena: »Was hast du zu ihm gesagt, verdammt?«
    »Dass er seine verschmierten Altmännerhände von dir lassen soll.«
    »Aber wieso? Der ist doch total nett!«
    Lázlo lachte bitter auf. »Nett? Das sind sie alle. Du bist so naiv, Lena.«
    »Und du bist ein dummes Arschloch!«
    23.34 Uhr, Burgberg, Tunnelanlage
    »Was willst du denn hier?« Janosch funkelte ihn an.
    »Antworten«, murmelte Lázlo. Zwischen seinen Schläfen pochte es und sein Kopf eierte herum wie ein Holzkreisel kurz vorm Stillstand. Wieder einmal war er müde und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Die vielen Gläser Guinness hatten ihr Übriges getan.
    »Antworten«, nickte Janosch und wieder blühte dieses faltige, unheimliche Lächeln über sein Gesicht. »Die findest du allerdings bei Holló. Und nur bei ihm.« Er klopfte an die Tür und lauschte. »Geh rein«, sagte er dann.
    Lázlo drückte die Tür auf. Der Rabe saß hinter dem Tisch, hatte den schwarzen Umhang um sich gezogen, als würde er frieren. Die silberne Maske wandte sich Lázlo zu. »Komm«, sagte er wie immer mit leiser, metallisch verzerrter Stimme.
    Lázlo machte ein paar unsichere Schritte. »Ich … möchte nicht stören.«
    »Der Sohn deines Vaters stört mich niemals, Lázlo. Aber auch ein Rabe muss manchmal schlafen und die Flügel senken. Ich bin müde, mein Treuer. Was bedrückt dich?«
    Noch einen Schritt machte Lázlo, dann blieb er stehen. »Ich … ich fühle mich so seltsam. Als wäre ich krank. Und ich frage mich …« Er konnte nicht weiter. Die hellen Augen funkelten ihn durch die Metallschlitze an.
    »Was fragst du dich?«
    »Diese Gewalt«, brachte Lázlo heraus. »Diese Geheimnistuerei. Diese Maske da …« Er hörte, wie seine Stimme zitterte. Oder war es schon ein Winseln? »Ist das wirklich nötig?«
    »Setz dich«, sagte der Mann, der sich Holló nannte,

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