Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
wie weit sie vorangekommen waren. Ich hielt mich jedoch zurück, denn ich wusste, dass sie noch lange nicht in den Hamptons angekommen waren.
Die Fahrt würde mindestens drei oder vier Stunden dauern und das auch nur, wenn sie relativ zügig aus Manhattan herauskamen. Immer wieder starrte ich auf die kleine Uhr auf einem der Nachttische, doch die Zeit schien still zu stehen und die Zeiger bewegten sich wie zähfließender Honig. Irgendwann hielt ich es dann doch nicht mehr aus und konzentrierte mich ganz auf meinen Gefährten.
» James? «, ich versuchte in seine Gedanken einzudringen, doch ich spürte eine Barriere, die mir den Zugang verweigerte. Mein Herz begann plötzlich zu rasen und ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Es war ihm ganz sicher nichts geschehen, er hatte seinen Geist bestimmt nur abgeschirmt, um sich voll und ganz auf seine Aufgabe zu konzentrieren, beruhigte ich mich. Ich sollte mir wirklich abgewöhnen, immer gleich das Schlimmste zu befürchten, was aber nicht so leicht war, bei dem was ich in der letzten Zeit alles erlebt hatte.
Einen Moment überlegte ich, ob ich auf dem Sessel neben Ian Platz nehmen sollte, entschied mich dann aber doch lieber für den Schreibtisch, um nicht der vollen Lautstärke seines Gesanges ausgesetzt zu sein.
Um mich von meiner inneren Unruhe etwas abzulenken, nahm ich einen der bunten Hotelprospekte und überflog ihn gedankenverloren. Dann verstummte Ian und ich atmete innerlich auf. Doch die Ruhe war nur von kurzer Dauer, denn nun stimmte er ein neues Lied an, in das er sich immer mehr hineinsteigerte.
Wieso konnte man seine Augen schließen, die Ohren aber nicht, fragte ich mich und holte tief Luft. Als Ian zum Refrain kam, entfuhr seiner Kehle ein derart schriller, unmenschlicher Ton, dass ich erschrocken zusammenfuhr und der Prospekt zu Boden fiel.
»Jetzt reicht es aber«, schrie ich in seine Richtung, dann kroch ich unter den Schreibtisch und tastete nach dem Heft, als mit einem Mal das Telefon klingelte. Mit einem dumpfen Knall stieß ich mit meinem Kopf gegen die Tischplatte und fluchte laut. Es klingelte wieder und ächzend kroch ich unter dem Tisch hervor.
»Dasch Telefon klingelt«, erklärte Ian und nippte an seinem Glas.
»Oh, gut, dass du es sagst, ich hatte schon befürchtet der Sessel macht seltsame Geräusche«, zischte ich wütend in seine Richtung und rieb mir den schmerzenden Hinterkopf, dann hob ich ab.
»Ja bitte?«, sagte ich knapp und lauschte, doch es war nichts zu hören, und gerade als ich wieder auflegen wollte, meldete sich eine männliche Stimme.
»Hast du wirklich geglaubt, dass du vor mir weglaufen kannst?« Ich benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu wissen, wer da am anderen Ende der Leitung war.
»Christopher«, knurrte ich und mein ganzer Körper versteifte sich.
»Sehr gut, ich sehe du hast mich noch nicht vergessen«, antwortete er. Sein Tonfall verriet mir, dass er sich anscheinend sehr über meine Reaktion amüsierte und das machte mich wütend.
Ian und Berta waren sofort zu mir geeilt, als ich seinen Namen erwähnte, und sahen mich mit weit aufgerissenen Augen an. Berta schüttelte aufgeregt mit dem Kopf, um mir mitzuteilen, dass ich mich nicht auf ein Gespräch mit ihm einlassen sollte, doch ich ignorierte sie und drehte mich von ihnen ab.
Jetzt einfach aufzulegen, würde bedeuten ihn zu verärgern, und da er meine Schwester in seiner Gewalt hatte, war das sicher keine gute Idee. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie es ihr ging und ob sie überhaupt noch am Leben war, doch genau das musste ich jetzt herausfinden. Bei dem Gedanken, dass er ihr bereits etwas angetan haben könnte, schnürte sich mein Magen zusammen.
»Wo ist Kimberly?«, wollte ich wissen. Als er nicht sofort antwortete, beschleunigte sich mein Puls. Eine ganze Weile war es still, dann stieß er ein heiseres Lachen aus, das mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
»Es ist schon wirklich bemerkenswert, wie sehr du dich um sie sorgst, aber hab keine Angst, noch geht es ihr gut«, beantwortete er meine Frage. Ich schloss ganz kurz erleichtert die Augen, besann mich dann schnell wieder auf Christopher, der sicher nicht angerufen hatte, um etwas Smalltalk mit mir zu halten.
»Was willst du?«, fragte ich und versuchte den Ärger zu unterdrücken, den ich verspürte als er wieder zu Lachen begann.
»Das liebe ich an dir, Claire. Du redest nicht lange um den heißen Brei herum, das hast du noch nie getan.«
»Komm endlich zur
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