Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
mir keineswegs.
»Ich habe noch etwas zu trinken, vielen Dank«, erklärte James kurzerhand und deutete auf sein Glas. Die Stewardess nickte wohlwollend und legte eine Hand auf seine Schulter.
»Selbstverständlich. Wenn sie noch einen Wunsch haben, dann lassen sie es mich bitte wissen.« James nickte und Miss Blooming verschwand hinter ihrem Vorhang.
Ich reckte meinen Kopf und sah mich um. Außer uns saßen noch drei weitere Personen in der First-Class, doch wir waren die Einzigen, die bereits das Essen vor sich stehen hatten.
»Wenn du so weitermachst, verlangen die anderen Fluggäste ihr Geld zurück«, sagte ich beiläufig, während ich kritisch eine meiner Wachteln untersuchte. Ein Cheeseburger wäre mir viel lieber gewesen, als diese seltsamen, kleinen Vögel, an denen ja gar nichts dran war.
»Womit weitermache?«, wollte James wissen.
»Na mit unserer Miss Blooming zu flirten«, erklärte ich ihm. »Sie hat ja kaum noch Zeit für die anderen Gäste«, ich machte eine kreisende Fingerbewegung in Kopfhöhe. James sah sich kurz um, dann drehte er sich wieder zu mir.
»Es hat nicht den Anschein, als würde sich einer der anderen Passagiere vernachlässigt fühlen, aber wenn du weiterhin so unfreundlich bist, wird sie uns bald auf dem Trockenen sitzen lassen«, stellte er fest und spießte ein Gnocchi mit seiner Gabel auf.
»Ha, dass ich nicht lache«, stieß ich hervor, »Die kommt immer wieder zurück, die ist wie ein hartnäckiger Hautpilz, glaub mir. Auf ihrem Namensschild müsste eigentlich Miss Herpes stehen.« James verschluckte sich und ich klopfte ihm solange auf den Rücken, bis der Hustenanfall sich gelegt hatte.
»Wieso isst du überhaupt etwas?«, fragte ich neugierig und sah zu, wie er eine weitere Gabel in den Mund schob.
»Erstens, weil es nicht so übel ist und zweitens weil ich mir angewöhnt habe nicht aufzufallen«, erklärte er kauend.
»Menschenessen schmeckt dir also?«, fragte ich überrascht. In allen Romanen, die ich gelesen hatte, hassten Vampire menschliches Essen und nahmen es nur zu sich, wenn es gar nicht anders ging.
»Ja, es schmeckt mir«, versicherte mir James.
Nach dem Essen zog ich mir die Schlafmaske über die Augen, die ich zusammen mit einer kuscheligen Decke aus einem Fach an meinem Sessel gezogen hatte, fuhr selbigen in eine angenehme Liegeposition und machte es mir bequem.
Ich versuchte mich zu entspannen und in einen wohlverdienten Schlaf hinüber zu gleiten, doch meine Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen. Es war so viel Unvorstellbares in den letzten 36 Stunden passiert, dass es mir immer noch wie ein Traum vorkam.
Ich hatte zwar das, was geschehen war und was ich erfahren hatte, zur Kenntnis genommen, aber verarbeitet hatte ich es gewiss noch nicht und die Angst, dass ich mich in ein blutrünstiges Monster verwandeln könnte, nagte an meinen Nerven.
Noch ein paar Stunden, dann würde ich Gewissheit haben und im gleichen Atemzug überlegte ich, wie es weitergehen würde, wenn ich mich wirklich verwandeln sollte.
James hätte mit Sicherheit keine Lust, ewig mein Kindermädchen zu spielen und das würde zwangsläufig bedeuten, dass ich auf eigenen Beinen stehen musste. Und was war mit meiner Schwester?
Könnte ich Kimberly besuchen, wenn ich ein Vampir war, oder wäre das undenkbar, weil ich über sie herfallen würde?
Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf umher, auf der Suche nach Antworten, die James mir noch schuldig war. Ich wälzte mich unruhig in meinem Sessel hin und her und schaffte es schließlich doch noch ein wenig Schlaf zu finden.
Kapitel 7
Im Flughafen London Heathrow
führte mich James in einen Coffee-Shop, wo wir an einem gemütlichen Ecktisch Platz nahmen. Wir hatten einen fast dreistündigen Aufenthalt, bevor unser Anschlussflug nach Inverness ging.
»Ich gehe kurz nach draußen, um in Ruhe mit Leam zu telefonieren«, erklärte James und wedelte mit dem Handy in seiner Hand. Dann legte er eine Geldscheinklammer mit Pfund Noten vor mich auf den Tisch. »Für mich bitte einen Espresso«, sagte er und verschwand, bereits mit den Fingern auf der Tastatur, aus der Tür.
Ich sah auf meine Armbanduhr, auf der noch immer die New Yorker Uhrzeit eingestellt war. Dort war es jetzt genau 24.00 Uhr, aber wie viele Stunden musste ich hinzurechnen? Ich blickte mich verstohlen um und entdeckte eine Wanduhr über dem Verkaufstresen, die 05.00 Uhr anzeigte. Während ich zur Theke ging, um James seinen Espresso und mir
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