Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Himmel erhoben. Als ich mich umsah, erblickte ich hinter mir einen hoch aufragenden Berg, dessen Gipfel im Nebel versunken war.
»Dieser Berg ist der Ben Hope«, erklärte mir James und beobachtete mich aufmerksam, während ich all die Eindrücke, die sich mir boten, aufsaugte wie ein Schwamm.
»Es ist wunderschön hier«, flüsterte ich, um die Stimmung nicht zu zerstören, die sich wie ein wohliger Schleier um mich gelegt hatte.
»Ja, nicht wahr«, stimmte er mir zu und sein Blick wurde fast ein wenig verträumt. »Ich bin hier aufgewachsen und das war mein Zuhause«, verriet er und deutete auf die Burg. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte und starrte ihn ungläubig an.
»Du bist auf einer Burg aufgewachsen? Bist du jetzt etwa auch noch adelig?« Er schüttelte den Kopf und sein rauchiges Lachen verursachte eine Gänsehaut auf meinen Armen.
»Mein Vater war ein Laird. Unserem Clan gehört sehr viel Land und wir waren für die Pächter und Bewohner darauf verantwortlich. Kurz nachdem ich zum Vampir wurde, starben meine Eltern und Castle Hope ...«, er deutete auf das mächtige Gebäude vor uns » ... stand einige Jahre leer, bis mein Freund Leam dort einzog.«
»Aber warum wohnst du nicht hier«, fragte ich neugierig und konnte nicht verstehen, dass jemand sich die Gelegenheit, in einer Burg zu wohnen, entgehen ließ.
»Zu viele Erinnerungen«, antwortete er und ich konnte spüren, dass es ihm schwerfiel, darüber zu reden, deshalb wollte ich ihn nicht mit weiteren Fragen bombardieren. Früher oder später würde er mir sicher alles von selbst erzählen und so nickte ich nur, um zu zeigen, dass ich verstand.
»Wollen wir? Leam fragt sich sicher schon, wo wir bleiben«, sagte James und deutete auf den schmalen Schotterweg, der direkt durch das weit aufstehende Burgtor, in den Innenhof führte. Ganz Gentleman ließ er mir den Vortritt und deutete grinsend eine leichte Verbeugung an, als ich an ihm vorbei schritt. Ich antwortete auf seine Geste mit einem Knicks und wäre fast vorne übergekippt, hätte er mich nicht im letzten Moment noch am Arm gepackt und festgehalten.
Der Burghof war rechteckig angelegt und zu allen Seiten von Gebäuden eingekreist. Die vier Wehrtürme an den Ecken hatten alle separate Eingänge und auf jedem Einzelnen waren schottische Fahnen angebracht, die sanft im Wind wehten und leise Flattergeräusche von sich gaben. Wir steuerten gerade auf den Haupteingang zu, als James mich unsanft am Oberarm packte und in den Schatten eines der Nebengebäude zog.
»Was soll das denn?«, fuhr ich ihn an, doch als ich den wachsamen Ausdruck in seinen bernsteinfarbenen Augen sah, verstummte ich augenblicklich. Irgendetwas beunruhigte ihn in höchstem Maße und nun beschlich auch mich ein ungutes Gefühl. Mit zusammengekniffenen Augen untersuchte er die Umgebung. »Stimmt etwas nicht?«, flüstere ich alarmiert.
»Wir sind nicht allein, ich kann andere Vampire riechen und damit meine ich nicht Leam«, antwortete James, während seine Aufmerksamkeit sich nun auf das Hauptgebäude richtete.
»Ich werde hineingehen und du bleibst hier«, befahl er mir mit finsterem Gesichtsausdruck.
»Auf gar keinen Fall. Ich bleibe sicherlich nicht alleine hier, ich komme mit«, widersprach ich trotzig und funkelte ihn herausfordernd an. Er wollte etwas dagegen sagen, schwieg dann aber und musterte mich nachdenklich. Anscheinend hatte er begriffen, dass ich mich keinesfalls davon abhalten ließe, ihm zu folgen.
»Stures Weibsbild«, knurrte er missmutig und zog mich am Arm hinter sich her. Wir bewegten uns im Schatten der Mauern auf den Eingang zu, der offen stand und aus dem ein fahler Lichtstrahl einige Meter auf das Kopfsteinpflaster des Innenhofs fiel.
»Rühr dich nicht von der Stelle, bis ich nachgesehen habe, ob die Luft rein ist und erst dann ...«, er hob warnend die Hand, als ich protestieren wollte, » ... erst dann werde ich dich holen. Hast du das verstanden?«
Ich nickte, auch wenn ich nicht damit einverstanden war, und sah ihm hinterher, als er geschmeidig wie eine Katze zum Eingang sprang und kurz darauf lautlos in der Halle verschwand. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper und sah mich unsicher um. Mich fröstelte, aber diese Kälte rührte mehr von der Angst als von den eisigen Temperaturen.
Dann plötzlich legte sich ein Schatten über das schwach beleuchtete Pflaster im Hof und kurze Zeit später erkannte ich James an der Tür, der mich hastig zu sich herüberwinkte. Ich
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