Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
einem der Ledersessel im Salon und musterte Aiden. Er hatte mir gegenüber Platz genommen und schüttelte resigniert den Kopf.
»Du glaubst doch nicht wirklich an diesen Schwachsinn, Claire? Wenn es einen sechsten Blutrubin geben würde, wüsste ich davon.«
»Es ist mir egal, was du denkst Aiden. Ich habe dir eine Frage gestellt und möchte eine Antwort. Weißt du, wo deine Mutter ist?« Aiden starrte das Whiskeyglas in seinen Händen an, als habe er noch nie zuvor einen so faszinierenden Gegenstand gesehen.
»Aiden?« hakte ich nach. Er sah auf und seufzte.
»Sie hat mir eine Nachricht zukommen lassen«, gab er zu. Seine Stimme war dabei so leise, dass es selbst mir schwerfiel, ihn zu verstehen.
»Was?«, schrie ich aufgebracht.
»Es tut mir leid. Aber meine Mutter hat mich gebeten, niemandem etwas zu sagen«, versuchte er sich zu verteidigen. Mein Puls raste und ich schnappte laut nach Luft.
Einerseits war ich stinksauer auf Aiden, weil er uns verschwiegen hatte, dass es seiner Mutter gut ging, andererseits war ich unheimlich aufgeregt.
»Wo ist sie?«, fragte ich ruhig.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Aiden.
»Wieso lügst du mich an?«, schrie ich. »Ich dachte, wir wären Freunde.« Aiden sprang aus dem Sessel auf, als hätte seine Hose Feuer gefangen. Er starrte mich an und seine Reaktion drückte Schmerz und gleichzeitig Wut aus.
»Wir sind Freunde und ich sage dir die Wahrheit«, verteidigte er sich.
»Ach ja? Du hast mir auch nicht gesagt, dass es ihr gut geht und sie sich bei dir gemeldet hat. Und das, obwohl du wusstest, wie große Sorgen wir uns alle gemacht haben. Woher soll ich wissen, dass du mir nicht jetzt gerade auch wieder etwas verheimlichst?«
Aiden lief rot an. Ich blickte auf 190 cm personifizierte Wut.
»Verdammte Scheiße, Claire. Es gibt einen guten Grund, warum sie mich gebeten hat, mit niemandem darüber zu sprechen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es mir gefallen ist, aber ich halte meine Versprechen. Und nur weil du an das Märchen glaubst, dass es einen sechsten Blutrubin gibt, werde ich mein Wort nicht brechen. Begreif endlich, dass James niemals zurückkommen wird. Setze dich endlich mit deiner Trauer auseinander und akzeptiere das Unausweichliche. Er ist weg, Claire, kapierst du das nicht? Muss ich ihn erst ausfindig machen und vor deinen Augen zur Strecke bringen, damit du aufwachst?« Aiden brüllte und ich war mir sicher, dass man ihn auch noch außerhalb der Burg sehr deutlich verstehen konnte.
»Du Arschloch«, keifte ich, holte schwungvoll aus und knallte ihm eine. Aiden rührte sich nicht und sah mich fassungslos an.
»Geht es dir jetzt besser?«, sagte er sanft. Sofort schämte ich mich dafür, ihn geschlagen zu haben und ließ den Blick sinken. Anstatt mir jedoch böse zu sein, machte er einen Schritt auf mich zu und nahm mich in die Arme.
»Es tut mir leid«, murmelte ich in sein Hemd.
»Mir tut es auch leid«, antwortete er. »Wenn du wirklich daran glaubst, dass es diesen ominösen Stein gibt, dann werde ich dir selbstverständlich helfen ihn zu finden«, versprach er. Ich sah auf.
»Ehrlich?«
»Ehrlich!«, versicherte Aiden und lächelte.
Anschließend folgte ein sehr langes Gespräch. Aiden erzählte mir, dass Baobhan Shin ihn schon vor ein paar Tagen kontaktiert hatte und dass sie die Vermutung hatte, eines der Bruderschaftsmitglieder sei ein Verräter. Deshalb hatte er auch nichts gesagt.
Ich berichtete ihm von dem Pergament und zeigte ihm die Notizen, die ich mir gemacht hatte. Zwar glaubte er noch immer nicht so recht daran, dass es diesen sechsten Blutrubin wirklich gab, aber er wollte mir zur Seite stehen.
Aiden versprach mir, mich noch im Morgengrauen zu seiner Mutter zu bringen. Erst hatte ich darauf bestanden sofort zu gehen, doch er war der Meinung, es sei besser zu warten, bis es hell sei. Denn wenn es wirklich einen Spitzel auf der Burg gab, so könnte uns dieser am Tag nicht folgen. Widerwillig gab ich nach, konnte es aber nicht erwarten, endlich aufzubrechen.
»Auch wenn Baobhan Shin meine Mutter ist und sie dich wirklich mag, muss dir klar sein, dass sie einen hohen Preis für ihre Informationen verlangen wird, sofern sie wirklich etwas über einen solchen Stein weiß«, erklärte er.
»Wenn sie mir helfen kann, werde ich ihr alles zahlen, was sie verlangt«, antwortete ich und meinte es auch so.
Aiden nickte und seufzte laut. Es war, als ahne er, was sie von mir verlangen würde.
Am Horizont färbte
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