Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
kürzester Zeit, aber zuvor taten sie höllisch weh.
Das war der einzige Nachteil an meiner Unsterblichkeit. Ich spürte den Schmerz wie zu meinen Zeiten als Mensch und das war nicht gerade angenehm. In den letzten Wochen hatten wir mehrere Stunden am Tag trainiert und mittlerweile wusste ich mich zu verteidigen, was mir ein gutes Gefühl gab.
Robert und Aiden halfen James bei den Übungsstunden und ich bewunderte die beiden Brüder für ihre Geduld. Von James lernte ich, wie man ein Schwert benutzte. Robert unterrichtete mich in verschiedenen Kontaktsportarten. Er war der Verzweiflung nahe, da ich kein rechtes Interesse daran zeigte und mir demzufolge auch keine Griffe oder Attacken einprägen konnte.
Aidens Unterricht bestand aus 20 Prozent Praxis und 80 Prozent Theorie. Die meiste Zeit verbrachten wir in der Bibliothek und er lehrte mich alles über die verschiedenen Vampire, die es gab und die Art und Weise wie man sie töten konnte. Ich war erstaunt zu erfahren, dass einige von ihnen nur durch einen Pflock unschädlich gemacht werden konnten und eine Enthauptung bei manchen rein gar nichts nutzte.
Bei einer solchen Lehrstunde erfuhr ich auch zum ersten Mal, dass wir alle der Rasse der Upir angehörten, einem aus der Ukraine stammenden Vampir-Volk. Wurde man von einem solchen verwandelt, so wie ich, zählte man zu ihnen. Der Upir-Vampir besaß ein recht friedfertiges Wesen und vermied es, um jeden Preis, aufzufallen. Es gab aber auch andere Vampire, wie z.B. den Gayal, der nach seiner Erschaffung seine komplette Familie und alle Freunde tötete.
Jeden Tag lernte ich von Aiden mehr über die verschiedenen Rassen, aber es würde noch eine ganze Weile dauern, bis ich alle Vampir-Arten, ihre Eigenschaften und ihre Schwächen kannte. Doch ich würde es schaffen, denn ich hatte die besten Lehrer, die man sich wünschen konnte.
»Wenn ich zurück bin, habe ich eine Überraschung für dich«, sagte James, kniff mir in die Wange und grinste vielsagend, dann eilte er in den Hof, wo Ian schon auf ihn wartete. Ich sah ihm einige Augenblicke lang auf seinen Hintern, seufzte zufrieden und schlenderte dann wieder in die Bibliothek.
Ganz behutsam blätterte ich das schwere Pergament um. Das Buch, in dem ich gerade nach Informationen suchte, war mehr als 500 Jahre alt und dementsprechend porös. Teilweise war die Schrift verblasst, aber dank der übermenschlichen Sehkraft, gelang es mir mit Leichtigkeit, diese zu entziffern.
Berta und Emma saßen am Fenster und waren in ihre Strickarbeiten vertieft. Ich beobachtete sie eine Weile und war jedes Mal fasziniert, dass sie wie normale Menschen aussahen, wenn sie sich materialisiert hatten. Waren sie nicht materialisiert, dann schimmerten sie leicht bläulich und niemand außer ihrem Geisterwächter konnte sie sehen.
Emma sah auf und schenkte mir ein zaghaftes Lächeln, dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit. Zufrieden stellte ich fest, dass unser jüngster Geist an Gewicht zugelegt hatte und nicht mehr ganz so hager wirkte, wie noch vor zwei Monaten.
Emma war mit zwölf an den Pocken gestorben und das lag bereits über zweihundert Jahre zurück. Ich seufzte laut und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf das Buch vor mir. Ich überflog eine Seite, auf der von leiblichen Nachkommen die Rede war und wo erklärt wurde, wie man Vampir-Säuglinge zur Nahrungsaufnahme animierte. Ich sah auf und starrte einige Sekunden lang an die Wand mir gegenüber, während ich überlegte, ob James mir schon etwas über die Fortpflanzung von Vampiren erzählt hatte. Im Zimmer war es still und nur das Knistern des Kaminfeuers und das Klappern der aneinander schlagenden Stricknadeln waren zu hören. Ich drehte meinen Kopf zu Berta, die genau in diesem Moment aufsah und innehielt.
»Claire? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«, wollte sie wissen und musterte mich besorgt. Ich schüttelte den Kopf, die Stirn noch immer in Falten gelegt. Wieso war ich nie auf die Idee gekommen, James zu fragen ob Vampire Kinder bekommen konnten?
»Können sich Vampire fortpflanzen?«, platzte es aus mir heraus. Bertas Augen weiteten sich und auf ihrem Gesicht spiegelte sich Fassungslosigkeit.
»Ist das dein Ernst?«, antwortete sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich kam mir plötzlich irgendwie dumm vor und bereute sofort, dass ich ihr diese Frage gestellt hatte. Als ich nicht sofort antwortete, legte Berta ihr Strickzeug in den Schoß und schenkte mir ein nachsichtiges Lächeln.
»Vampire
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