Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
dessen Name Emanuel war. James wandte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf.
»Nein, wir sollten uns auf keinen Fall trennen. Wenn sie wirklich noch hier in den Höhlen sind, wären kleinere Gruppen ihnen hilflos ausgeliefert. Wir nehmen uns zuerst den Gang mit den Fußspuren vor und sollten wir dort nichts finden, können wir nacheinander die anderen Abzweigungen untersuchen.
»Und wenn die Ubour sich in der Zwischenzeit aus dem Staub machen? Vorausgesetzt sie sind wirklich hier, was ich stark bezweifle«, widersprach Evan mit mürrischer Miene. Ich verdrehte die Augen und sah zu meinem Erstaunen, dass ich nicht die Einzige war, der seine negativen Kommentare mittlerweile auf den Geist gingen.
»Dann treffen sie draußen auf die anderen und die werden schon dafür sorgen, dass keiner entkommt«, entgegnete James. Evan schien mit dieser Antwort nicht zufrieden, doch er stellte keine weiteren Fragen. Danach richtete James das Wort an mich und seine Miene verriet mir, dass er im Bezug auf das, was er jetzt sagte, keinen Widerspruch gestattete.
»Du bleibst dicht bei Sille am Ende der Schlange«, befahl er ernst. Ich schnappte nach Luft und schnaubte dann laut auf.
»Wieso?«
»Weil ich es sage«, konterte er.
»Als ob mich das interessiert«, gab ich ärgerlich zurück. Sille, die auf sein Zeichen hin zu uns geeilt war, legte eine Hand auf meine Schulter.
»James hat recht, Claire. Es ist zu gefährlich. Lass die erfahrenen Kämpfer vorangehen. Sie wissen, was zu tun ist, falls es ernst wird«, besänftigte sie mich.
Ich konnte nicht fassen, dass James es schon wieder getan hatte. Er behandelte mich wie ein rohes Ei, entschied einfach über meinen Kopf hinweg und das, obwohl ich ihm gesagt hatte, wie sehr ich das hasste.
Hatte ich nicht bewiesen, dass ich sehr gut alleine auf mich aufpassen konnte? Unweigerlich musste ich an den Ubour im Burggarten denken, als James mich gerettet hatte und an die Nacht in Kanada, in der ich gebissen wurde.
Na gut, vielleicht war ich in dieser Beziehung wirklich noch ein Grünschnabel, aber trotzdem wollte ich solche Entscheidungen selbst treffen. Als ich jetzt jedoch in seine bernsteinfarbenen Augen sah, die mich fast flehend anblickten, gab ich auf und nickte wortlos.
James schien zufrieden und schenkte mir das Lächeln, das ich so an ihm liebte. Er ging zu Balthasar und Vasili. Die drei erfahrenen Krieger liefen vorneweg und in einigem Abstand folgte der Rest von uns. Ich zockelte neben Sille im letzten Drittel der Gruppe und versuchte immer wieder einen Blick auf James zu erhaschen, was mir aber nicht gelang, da er zu weit entfernt war und der Höhlengang durch unsere Fackeln nur spärlich beleuchtet wurde.
Wir waren ungefähr 50 Meter gegangen, als erneut eine Abzweigung nach rechts auftauchte. Die Gänge hier entpuppten sich als das reinste Labyrinth und ich wollte gar nicht wissen, wie viele versteckte Wege noch vorhanden waren. Ich hatte schon jetzt die Orientierung verloren und musste mich voll und ganz auf meine Mitstreiter verlassen, die hoffentlich wussten, wie man hier wieder raus kam. Wir gingen geradeaus weiter, bis der Gang eine scharfe Biegung nach links machte.
»Laufen wir jetzt nicht wieder zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind?«, fragte ich Sille.
»Kann gut möglich sein«, antwortete sie kurz angebunden, während ihre Augen über die Felswände zuckten, als vermute sie irgendwo eine Gefahr.
Die Luftfeuchtigkeit war enorm, auch wenn es eisig kalt war. In solchen Momenten wünschte ich mir, ich wäre einer der Vampire aus diesen neumodischen Romanen, die keine Kälte spürten, doch so war es leider nicht. Mir wurde kalt, wie jedem anderen auch, nur mit dem Unterschied, dass mein Körper sich schnell wieder regenerierte und es somit erst gar nicht zu einer Erkältung oder noch Schlimmerem kommen konnte.
Im Schein der Fackel, die Sille in Händen hielt, konnte ich deutlich die Wölkchen erkennen, die vor meinem Gesicht in der Luft entstanden, wenn ich ausatmete.
Dann plötzlich prallte ich gegen den Vampir vor mir, der so abrupt stehen geblieben war, dass ein lautes »Umpf« meine Kehle verließ.
Ich reckte den Hals, um zu sehen, warum wir nicht weitergingen, konnte aber nur einige, sich hektisch hin und her bewegende Fackeln, in der Ferne, erkennen.
»Was ist da vorne los?«, fragte ich Sille, während ich in die Luft sprang, um einen besseren Blick zu erhaschen.
»Keine Ahnung, aber wir werden es sicher bald erfahren«,
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