Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
strich mir lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich stutzte, denn mir fiel wieder ein, worüber ich mit James noch hatte reden wollen.
»Was ist?«, wollte er wissen.
»Wenn dem so ist, wie du sagst ... dann waren diese beiden Vampire auf mein Blut aus, weil jemand der Meinung ist, es sei immer noch mächtig?«
»Eine gute Frage«, murmelte James nachdenklich.
»Und falls das der Grund war, was wollen sie dann mit meinem Blut anfangen?«
»Ich habe keine Ahnung, mein Engel. Was mich aber noch mehr interessieren würde, ist, wer es auf dich abgesehen hat. Dass die beiden nur Handlanger waren, ist offensichtlich ...« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. »... aber von wem?«, fügte er hinzu.
»Und woher wussten sie, dass ich genau an diesem Abend in einem Londoner Club sein würde? Ein Zufall war das ganz sicher nicht. Diese Frage geht mir schon seit dem Abend durch den Kopf, als sie mich angegriffen hatten.« Jetzt waren es James Augen, die bei meiner Feststellung zur doppelten Größe anwuchsen.
»Du denkst jemand hat ihnen verraten, wo du sein wirst?« Ich nickte, denn eine andere Erklärung gab es nicht. Derjenige, der vor einigen Monaten die Ubour vor unserem Angriff gewarnt hatte, hatte mit hundertprozentiger Sicherheit auch hier seine Finger im Spiel. Doch diesmal begrenzte sich die Zahl der Verdächtigen auf eine Handvoll Personen. Nur wenige hatten von meinem Ausflug nach London gewusst. Das Beängstigende daran aber war, dass sie alle zu unserem Freundeskreis zählten.
»Die beiden Vampire hatten es gezielt auf mich abgesehen. Sie kannten sogar meinen Namen. Ich denke nicht, dass sie zufällig dort aufgetaucht sind. Jemand der wusste, wo ich an diesem Abend sein würde, hat es ihnen gesagt.« Ich konnte förmlich hören, wie sich jedes einzelne Rädchen in James Gehirn drehte, als er über meine Worte nachdachte.
»Aber das würde ja bedeuten, dass ...«, er stockte und sah sichtlich entsetzt aus.
»... dass der Verräter einer unserer engsten Freunde ist«, beendete ich seinen Satz.
Es folgte ein langes Schweigen. Keiner von uns beiden sagte ein Wort. Erst nach einer ganzen Weile, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, hob James den Kopf und sah mir direkt in die Augen.
»Alles in mir sträubt sich das zu glauben«, sagte er sichtlich bedrückt.
»Geht mir genauso«, stimmte ich ihm zu und strich ihm mitfühlend über den Oberarm. Zu wissen, dass einer unserer besten Freunde uns verraten hatte, lag auch mir schwer auf der Seele. Doch wie musste es erst für James sein, der die meisten dieser Vampire schon seit Hunderten von Jahren kannte? Er legte die Hände vors Gesicht und schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Ich habe Angst zu erfahren, wer der Verräter ist und davor, was ich dann tun muss.« Ich nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte. Ich wusste nur zu gut, wie er sich gerade fühlte.
»Ich weiß«, erklärte ich mitfühlend, rutschte ganz nah an seine Seite und legte meinen Kopf auf seine Schulter. So saßen wir eine ganze Zeit lang einfach nur da und schwiegen. Jeder von uns gab sich seinen eigenen Gedanken hin, obwohl ich mir sicher war, dass wir dasselbe dachten. Immer und immer wieder ging ich die Namen derer im Geiste durch, die für den Verrat verantwortlich sein konnten.
Es kamen nur sechs Personen infrage, die mir alle sehr nahe standen: Aiden, Sille, Gabriela, Balthasar, Evan und Pater Finnigan. Natürlich, es gab noch eine Handvoll Vampire auf der Burg, die für die Bewachung der Anlage zuständig waren, doch diese waren alle erst nach unserem letzten Ubour-Abenteuer zu uns gestoßen. Außerdem hatten wir ihnen keine Details über unseren Ausflug nach London mitgeteilt.
Ich ertappte mich dabei, wie ich versuchte einen weiteren Verdächtigen zu finden, um meine Freunde von der Liste streichen zu können. Doch so sehr ich mich auch anstrengte und nachdachte, es gab niemanden sonst. Der Verräter war eindeutig einer dieser sechs Personen. Der Gedanke schnürte mir die Kehle zu.
»Was machen wir denn jetzt?«, flüsterte ich. James lachte freudlos auf.
»Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als den Verräter zu finden«, entgegnete er und stand auf. Er sah einen kurzen Augenblick nachdenklich auf einen Punkt an der Wand vor sich, dann drehte er sich wieder zu mir. Sein Blick war nun nicht mehr verletzt und verzweifelt, sondern spiegelte pure Entschlossenheit wider.
»Freund oder nicht, derjenige, der uns verraten hat, ist dafür verantwortlich, dass viele
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