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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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meinst …?« Fiedlers Stimme klang etwas ängstlicher.
    »Wenn alle Stricke reißen, können wir ihn hochgehen lassen – oder etwa nicht?« Hoyler musste vor einer roten Ampel unsanft stoppen.
    »Den Doc hochgehen lassen«, wiederholte Fiedler, als sei dies eine gänzlich abwegige Idee. »Aber dann … dann gehen wir mit hoch. Ist dir das bewusst?«

53
    Während sich der Leiter der Polizeidirektion, Hans Baldachin, nach kurzer Rücksprache mit der Landespolizeidirektion dazu durchgerungen hatte, Häberle schon morgen nach Gran Canaria fliegen zu lassen, war auch bei der Staatsanwaltschaft in Ulm eine Entscheidung gefallen. Deren Leiter Dr. Wolfgang Ziegler hatte den Vorschlag Häberles aufgenommen, kurzfristig zu einer Pressekonferenz einzuladen. Ob die Zustimmung daran lag, dass Ziegler befürchtete, der Lokaljournalist Georg Sander würde die Berichterstattung auf Eigenrecherche stützen, oder ob es Häberles Drängen war, vermochte niemand zu sagen. Der Chefermittler jedenfalls hatte empfohlen, endlich an die Öffentlichkeit zu gehen, um damit gewisse Zeugenaufrufe verknüpfen zu können. Dabei kam es ihm weniger auf die überörtlichen Medien an, als viel mehr auf die Heimatzeitung. Deshalb wurden die Zeitungen, Rundfunk- und TV-Stationen zwar per Mail eingeladen, doch war davon auszugehen, dass in Anbetracht des nur zweistündigen Vorlaufs außer Sander kaum jemand kommen würde. Außerdem hatte Ziegler den Termin auf 17.30 Uhr festgelegt. Denkbar ungünstig für die Printmedien, die auf einen Redaktionsschluss hinarbeiten mussten.
    Sogar Sander hatte sich darüber geärgert. Seit er sich gestern Abend mit seinem Anruf bei Stock eine Abfuhr geholt hatte, war er wild entschlossen, Licht in die Angelegenheit zu bringen. Längst schrien es die Spatzen von den Dächern der Stadt, dass in der Klinik Schreckliches geschehen sein musste. Aber weder der Klinik-Leitung noch der Landkreisverwaltung als Träger des Hauses hatte er etwas entlocken können. Es kam selten vor, dass er derart gegen Wände knallte oder auf Granit biss. Je größer der Widerstand gegenüber seinen Recherchen wurde, desto heftiger kniete er sich hinein. Als er gerade dabei war, an diesem Aschermittwochnachmittag seinen Artikel zu schreiben, der aus vielen Mutmaßungen bestehen würde und sich auf Aussagen vager Quellen stützte, hatte ihn die unerwartete Einladung zur Pressekonferenz erreicht.
    Tatsächlich war neben ihm nur das Lokalfernsehen gekommen, nämlich die Filstalwelle, die mit Redakteurin, Kameramann und Praktikanten anrückte.
    Polizeipressesprecher Uli Stock, dem der Verdruss über den ausgefallenen Feierabend im Gesicht stand, hatte sich in dem zum Konferenzraum umfunktionierten Aufenthaltsraum des Polizeireviers zwischen Baldachin und Ziegler gesetzt, neben dem wiederum Häberle Platz nahm.
    Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln durch Baldachin übernahm Ziegler das Wort: »Wie Sie gerüchteweise inzwischen erfahren haben, haben sich am vergangenen Wochenende in der Helfenstein-Klinik zwei Todesfälle ereignet, die nicht natürlichen Ursprungs zu sein scheinen.« Wie immer drückte er sich gepflegt und vorsichtig aus. Erst nach und nach, so fuhr er fort, habe sich abgezeichnet, dass Dr. Fallheimer nicht infolge des Verkehrsunfalls verstorben sei, sondern »durch die Verabreichung einer Substanz, deren Art und Weise und Herkunft uns bis heute unerklärlich ist.«
    Sander schrieb eifrig mit, während die Fernsehkollegin neben ihm ihr digitales Aufnahmegerät kontrollierte. Alles, was er den Tag über mühevoll recherchiert hatte, war mit einem Schlag Makulatur, dachte der Lokaljournalist. Jetzt war es erstmals raus: An der Klinik war ein Verbrechen geschehen, über das die Öffentlichkeit vier Tage lang im Unklaren gelassen worden war.
    »Gleichzeitig haben wir es mit dem Tod einer Röntgenassistentin zu tun«, sprach Ziegler emotionslos weiter. »Über die Art und Weise ihres Ablebens – das werden Sie mir nachsehen – möchte ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben machen.« Er sprach Sander direkt an. »Da geht es um ermittlungstaktische Gründe, über die ich im Moment nicht reden möchte.« Ziegler räusperte sich und kratzte sich im fülligen, gelockten Haar. »Inwieweit beide Fälle miteinander verknüpft sind, entzieht sich bisher unserer Erkenntnis. Beziehungsweise, wir wollen unsere Theorien dazu hier und heute nicht preisgeben.« Wieder ein scharfer Blick zu Sander. »Und Sie brauchen auch gar nicht zu

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