Blutsauger
Mobiltelefon von Dr. Brugger angerufen, da war er schon tot. Das ist alles, was wir dazu wissen.« So ganz perfekt war sein Deutsch dann doch wieder nicht.
»Hat er gesagt, warum er angerufen hat?«
»Er sagt, es ist Freundschaft gewesen.«
Comisario Figueras verfolgte das Gespräch mit Interesse.
»Gibt es die Möglichkeit, die Telefonverbindungen nachzuverfolgen?«, wollte Häberle wissen.
Der Einsatzleiter stutzte. »Sie meinen, Telefon … Telefon äh …«
Figueras übersetzte Häberles Frage ins Spanische.
»Si, si, si, si«, gab sich der Einsatzleiter mit seiner kräftigen Stimme informiert. »Natürlich, ja. Aber Telefonica und Telekom Español prüfen. Das dauert ein paar Tage.«
Häberle wollte etwas sagen, doch er wurde durchs Öffnen der Tür unterbrochen. Dort erschien ein weiterer Uniformierter, hinter dem sich ein Mann zeigte, den der Chefermittler sofort als Deutschen einstufte. Er war groß, schlank. Die Spanier wechselten einige Sätze miteinander, worauf sich Figueras genötigt sah, für Häberle zu dolmetschen. »Sie sagen, es habe sich eine Person aus Deutschland im Büro der Geschäftsleitung aufgehalten.« Figueras deutete auf ihn. »Der da.«
»So?« Häberle sah zu dem Mann hoch. »Dann darf ich fragen, wer Sie sind?«
Der Deutsche wurde in den Raum geschoben, während sein spanischer Begleiter an der Tür stehen blieb.
»Darf ich vielleicht mal fragen, was hier eigentlich abgeht?«, empörte sich der Mann.
Häberle stellte sich vor, stand auf und schüttelte ihm die Hand. »Und Ihr Name?«
Er zögerte und nahm die Aufforderung an, sich neben den Chefermittler zu setzen. »Mein Name ist Friedrich Hoyler – und ich hab mit allem, was sich hier abspielt, nichts zu tun, aber auch gar nichts.« Er hatte sein Selbstbewusstsein wiedergefunden. »Ich lasse mich hier auch nicht festhalten.«
»Dann wird sich ja alles ganz schnell aufklären«, beruhigte ihn Häberle. »Aber was führt Sie sonst hierher?«
»Ich … um es genau zu sagen, ich musste ein paar Dinge mit der Geschäftsleitung klären.«
»Dann stehen Sie in geschäftlichen Verbindungen mit dieser Einrichtung hier?«
»So kann man das nicht ausdrücken«, versuchte sich Hoyler herauszureden. »Es sind gewisse Beteiligungen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Privatkredite sozusagen.«
»Investoren, Geldgeber«, kommentierte er Hoylers Erklärung. »Sie wollen nach Maronns Festnahme nach dem Rechten sehen.«
»Ich hab hier nichts zu sagen«, erwiderte er schnell und sah in die Runde der spanischen Polizisten. Offenbar hatte er Angst, noch länger festgehalten zu werden. »Ich bin auch nicht im Einzelnen informiert, was hier läuft.« Er machte nicht den Eindruck, sich in die Ecke drängen lassen zu wollen. »Oder glauben Sie, ein Aktionär von Daimler ist über alles informiert, was in der Firma geschieht?«
Ziemlich weit hergeholt, dachte Häberle. Er hielt es für angebracht, seine Erkenntnisse anzubringen: »Sie sind natürlich in Sorge, wer Interesse daran hat, Sie aus diesem angeblich so profitablen Unternehmen rauszukegeln.«
»Sie sind informiert?«, fragte Hoyler knapp.
»Auch die Polizei hat so ihre Quellen«, gab Häberle leicht verstimmt zurück. »Also – es gibt da jemanden, der Ihnen und den anderen, die ich noch nicht kenne, in die Quere gekommen ist.« Häberle versuchte es mit einer Schocktherapie: »War’s Dr. Brugger? Hat der genauso aussteigen wollen wie Dr. Fallheimer? Und hat man ihn deswegen eliminiert? Oder hat er etwas gewusst, was jemandem hätte gefährlich werden können?«
»Ich muss doch sehr bitten, Herr Häberle«, zischte Hoyler, während Figueras den anderen Spaniern stichwortartig übersetzte, was zwischen den Deutschen gesprochen wurde. »Sie sollten bei allem, was Sie da sagen, nicht nur ans Geschäftliche denken. Es gibt viele Gründe, jemanden umzubringen.«
»So?« Häberle ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Und das wäre?«
»Frauen«, kam es zurück. »Frauen, Herr Häberle. Oder ist Ihnen bei Ihren Recherchen auf der Insel hier entgangen, weshalb sich der Herr Dr. Brugger, fern von Frau und Kindern, hier für eine Woche eingenistet hat?«
63
Linkohr musste sich eingestehen, dass das, was Kerstin angeleiert hatte, ein Volltreffer war. Allerdings konnte er ihn noch nicht so richtig zuordnen. Sie war in sein Büro gekommen, hatte den Besucherstuhl an den Schreibtisch gezogen und ihm wortlos, aber mit stolzer Miene einige Ausdrucke vorgelegt.
»Das ist ja
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