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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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den schrecklichen Dingen gehört habe. Und nun …«, ihr fiel es schwer, weiterzureden, »… nun, da mein Vater tot ist – und auch Herr Brugger und Anja Kastel – da möchte ich …«, sie holte tief Luft. »… ja, da möchte ich die Dinge in der Klinik nicht länger für mich behalten.«
    »Die Dinge in der Klinik«, wiederholte Häberle, dem in der vorbeiziehenden Menschenmenge eine attraktive Bikini-Trägerin ins Auge stach. »Was verstehen Sie unter ›diesen Dingen in der Klinik‹?«
    »Das hat doch schon im vergangenen Herbst jeder gewusst«, antwortete sie zögernd. »Vielleicht nicht jeder, okay, die Chefs wahrscheinlich am allerwenigsten, wie das immer so ist. Man hat was gemunkelt – dass es ein paar Herren gibt, die irgendwelche Forschung betreiben und dafür Nabelschnurblut brauchen.«
    »Ach. Und wer sollen diese Herren gewesen sein?«
    »Namen hat sich nie jemand zu sagen getraut. Ich hab meinen Dad mal direkt darauf angesprochen – er war ja in der Gynäkologie tätig –, aber er hat dies als Hirngespinst von Neidern abgetan.«
    »Sie haben ihm das aber nicht geglaubt.«
    »Damals schon, ja. Bis mir später Max von dieser Kühlbox berichtet hat. Und irgendwann hat mich die Anja Kastel – na ja …« Ein sympathisches Lächeln zog über ihr Gesicht. »… die Anja hat viel geschwätzt …, dann hat die mich auch mal indirekt danach gefragt. Vermutlich, weil sie mitgekriegt hat, dass ich Dr. Fallheimers Tochter bin.«
    »Was hat sie gefragt?«
    »Ob ich von irgendwelchen Gerüchten gehört hätte, dass mit dem Blut was nicht stimme.«
    »Und welche Vermutung hatten Sie?«, fragte Häberle vorsichtig.
    »Um ehrlich zu sein: keine. Sie wissen vielleicht, dass das Verhältnis zu meinem Vater seit der Trennung meiner Eltern nicht gerade optimal war. Außerdem war ich nur eine kleine Praktikantin in der Klinik. Warum sollte ich mich unbedingt mit meinem Vater anlegen und in irgendwelche Dinge einmischen, wenn ich nach einigen Wochen wieder weg bin?«
    »Und Max Frenzel? Der hat mehr gewusst?«
    »Max war Zivi. So eine Art Mädchen für alles. Woher ihn mein Vater kannte, weiß ich, ehrlich gesagt, nicht. Er hat ihn irgendwann für die Mitarbeit in diesem Naturschutzzentrum gewonnen und ihm die Zivi-Stelle in der Klinik vermittelt.«
    »Wo ihn jemand beauftragt hat, eine Kühlbox nach Laichingen zu bringen«, führte Häberle ihren Gedankengang fort.
    »So ist es. Wie gesagt, das alles ist mir erst in den letzten Tagen wieder bewusst geworden. Auch, dass da mal was mit seinem Autoschlüssel war.«
    Häberle erinnerte sich an das Protokoll, das der Ermittlungsbeamte des Reviers am Sonntag bei der Vernehmung Frenzels aufgenommen hatte. »Sie sind ihm abhandengekommen, die Schlüssel.«
    »Das hat er aber erst später gerafft. Und jetzt, nachdem die Sache mit seinem Auto war, erscheint mir das alles ziemlich seltsam.«
    »Noch mal zurück zu der Kühlbox. Hat er denn gesagt, wer ihm die in die Hand gedrückt hat?«
    »Jetzt hat er es mir gesagt. Erst jetzt, am Telefon.« Ihr fiel es schwer, den Namen auszusprechen. »Mein Vater war’s.«
    Häberle ließ ein paar Sekunden verstreichen, um eine weitere Frage zu stellen: »Hat er jemals etwas von einer Frau Marion von Willersbach erzählt?«
    Lena sah ihn erstaunt an. »Eine wer …?«
    Der Kommissar wiegelte ab. »War nur so eine Frage. Vergessen Sie’s.«
     
    Auf der Albhochfläche hatte es wieder stärker zu schneien begonnen. Die grauen Wolken hingen tief, sodass dieser frühe Winternachmittag so düster war, als ginge es bereits auf den Sonnenuntergang zu. Vor dem Naturschutzzentrum hatten sich in den vergangenen Wochen hohe Schneehaufen aufgetürmt. Max Frenzel war mit seinem blauen Fiesta dicht an den Eingang herangefahren. Inzwischen hatte er wieder einen Schlüssel für die seitliche Tür erhalten, nachdem sein erster mit dem Autoschlüssel verschwunden war. Um seine Insektenzucht jederzeit überwachen und versorgen zu können, brauchte er ungehinderten Zugang zu den Räumlichkeiten.
    An diesem Nachmittag jedoch war der Haupteingang geöffnet, weil der Chef dieser Einrichtung, Wilfried Wohnhaupt, ein Gespräch mit einem Handwerker hatte.
    Frenzel betrat den behaglich warmen Vorplatz, ging links zum Treppenhaus, knipste das Licht an und stieg in das Untergeschoss hinab, in dem sich hinter einer der verschlossenen Metalltüren sein kleines Labor verbarg.
    Entlang der beiden Breitseiten des Raumes waren dreireihig übereinander mehrere

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