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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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unglaublich«, kommentierte er das Gelesene. »Am Dienstagmorgen hin und gestern Abend zurück«, interpretierte er erneut, was auf den Papieren stand.
    »Ja, mit der Condor hin und mit der Air Berlin zurück«, erklärte Kerstin und deutete mit dem Finger auf die entsprechende Zahlenreihe. »Von Stuttgart nach Santa Cruz«, ergänzte sie.
    Die Fluggesellschaften hatten schnell reagiert und die Passagierlisten nach dem Namen Marion von Willersbach durchsucht. Doch so ganz konnte Linkohr Kerstins Freude über diesen Volltreffer nicht teilen. Er zögerte einen Moment lang, um sie dann auf seine Bedenken aufmerksam zu machen: »Santa Cruz liegt nicht auf Gran Canaria. Das ist doch, soweit ich weiß, die Hauptstadt von Teneriffa.«
    »Bravo«, erwiderte sie und grinste. »Der Herr kennt sich auch außerhalb Geislingens in der Geografie aus. Der Kurztrip ging nach Teneriffa, ganz klar. Gebucht mit den Daten der richtigen Frau von Willersbach von der Kuchalb. Also mit gestohlenen Papieren, wie ich dir von Anfang an gesagt habe.«
    »Aber eben Teneriffa«, blieb Linkohr hartnäckig.
    Kerstin schlug die Beine übereinander und beugte sich mit dem Oberkörper provokant über die Schreibtischkante. »Weiß denn der Herr, wie weit Teneriffa von Gran Canaria entfernt ist?«
    »In Kilometern kann ich das nicht ausdrücken – aber wohl nicht sehr weit.«
    »Eine knappe Fährstunde«, entgegnete sie süffisant, um ebenso siegessicher hinzuzufügen: »Schon mal was von Fred Olsen gehört?«
    »Fred Olsen? Der Name ist mir im Zusammenhang mit diesem Fall noch nicht untergekommen.«
    »Siehst du, mein lieber Mike. Augen auf. Recherche ist alles.«
     
    Häberle hatte sich Hoylers Adresse geben lassen – in der Hoffnung, dass die spanischen Behörden den Deutschen nicht auch noch in Untersuchungshaft nahmen. Aber dafür schien es nach dem jetzigen Ermittlungsstand keinerlei Handhabe zu geben.
    Comisario Figueras chauffierte seinen deutschen Kollegen nach San Agustin, wo Häberle sich mit einer jungen Frau treffen wollte. Er bedankte sich bei Figueras für die Hilfe, hinterließ ihm eine Visitenkarte und versprach, ihn über seine weiteren Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten.
    Lena war eine aufgeweckte junge Frau. Groß, schlank, selbstbewusst. Häberle hatte sich mit ihr telefonisch in einem kleinen Lokal an der Strandpromenade bei San Agustin verabredet. Die Sonne stand bereits hoch am Horizont und Lenas Kleidung entsprach der sommerlichen Wärme: Sie sorgte mit ihren ausgefransten kurzen Jeans und ihrem engen, ärmellosen T-Shirt durchaus für gewisses Aufsehen, wie Häberle den Blicken der abseits sitzenden Männer entnehmen konnte. Er selbst genoss die Nähe zu dieser attraktiven Frau und wünschte sich für einen Moment, nicht dienstlich hier zu sein. Er bestellte zwei Fruchtsaftgetränke und begann das Gespräch einfühlsam, indem er den Tod ihres Vaters bedauerte. Lena reagierte zwar mit ernster Zurückhaltung, schien jedoch, wie Häberle es erleichtert einschätzte, nicht gerade in ein seelisches Tief gestürzt worden zu sein. Sie erklärte, dass sie für Samstag einen Heimflug gebucht habe, um mit ihrer Mutter die weiteren Modalitäten zu klären.
    Häberle hörte aufmerksam zu, wechselte gekonnt das Thema und hob die Vorzüge eines Aufenthalts auf den Kanaren hervor, da er selbst einige Male jenes leichte Lebensgefühl erfahren habe, das den Mitteleuropäern so fremd sei.
    Lena lauschte ihm, als sei er ein Dozent an der Uni, und sah ihn mit großen blauen Augen an. Sie trug einen Pferdeschwanz, der bei jeder Kopfbewegung neckisch wippte. Sie war braun gebrannt und hätte auf den ersten Blick eine Reiseleiterin sein können, dachte Häberle. Nachdem der freundliche Ober die Getränke serviert hatte, prosteten sie sich zu. Der Chefermittler, an dessen Jeanshemd die beiden obersten Knöpfe geöffnet waren, schwitzte. Vermutlich würde er optisch nicht unbedingt zu dieser jugendlichen Frau passen. Aber es gab genügend Männer seines Alters, die sich gerne mit jungen Damen schmückten, die ganz gewiss ihrerseits die Vorzüge solcher Herren genossen.
    Der Kommissar sah über die Balustrade der Strandpromenade auf das tiefblaue Meer hinaus. »Sie haben Sorge um Max Frenzel«, stellte er nach kurzer Denkpause fest. »Sie sagten mir am Telefon, er habe mal eine Kühlbox nach Laichingen gebracht.«
    Sie nickte so heftig, dass ihr Pferdeschwanz wieder auf und ab tanzte. »Ja, mir ist dies alles wieder eingefallen, als ich von

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