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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Staatsanwalt. Ich werde die Kriminalpolizei unterrichten und darüber hinaus die Klinik-Verwaltung informieren.« Er nickte den drei Personen freundlich zu und verließ den Raum.
    Moschin wartete, bis der Chef außer Hörweite war, um dann langsam und nachdenklich zu fragen: »Hat diese Katzenfrau denn irgendetwas hinterlassen, aus dem sich eine DNA ableiten ließe? Haare, Speichel oder Schuppen?«
    Salbaisi schichtete gerade einige Unterlagen in seinen Aktenkoffer, Brigitte mühte sich am Computer ab. Die Frage des Arztes ließ sie beide aufhorchen. Tatsächlich – plötzlich fiel es ihnen ein: Die Dame hatte zu ihrem Katzengewand nicht nur Handschuhe getragen, sondern auch ihre Haare so fest unter diese enge Kopfbedeckung gezwängt, dass kaum etwas von ihrem Körper zurückbleiben konnte, mit dem eine Erbgutanalyse durchgeführt werden könnte. Ganz abgesehen davon, dass sich in diesem Behandlungszimmer im Laufe der Nacht vermutlich die Spuren von mehreren Dutzend Patienten finden ließen, würde man nur akribisch genau die Liege, den Stuhl oder den angrenzenden Fußboden untersuchen.
    »Ich denke, dass wir darauf nicht hoffen können«, antwortete Salbaisi deshalb und klappte seinen Aktenkoffer zu. »Aber wieso sollten wir auch die DNA brauchen?«
    »Es könnte sein, dass der Staatsanwalt zu der Auffassung gelangt, diese Frau könnte etwas mit Anjas Tod zu tun haben.«
    Brigitte zuckte zusammen. »Sie meinen doch nicht etwa wirklich, diese Frau hätte Anja umgebracht?«
    Salbaisi schien darüber ebenso verwundert zu sein. »Sie haben selbst gesehen, Herr Kollege, dass es keinerlei Fremdeinwirkung gegeben hat. Ich verstehe deshalb Ihre Frage nicht ganz.«
    Moschin zuckte gelassen mit den Schultern. »Ich gebe das nur zu bedenken. Denn wenn erst mal der Staatsanwalt im Hause ist, müssen wir mit allem rechnen.«
    Er verließ wortlos den Raum.
     
    Wie ein Schleier hatte sich die Trauer um Anja über die Klinik gelegt. Wer mit der lebenslustigen Frau im Arbeitsalltag eng verbunden gewesen war, konnte an diesem Sonntagvormittag keinen klaren Gedanken fassen. Einige ihrer engsten Kolleginnen fühlten sich, als sei ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Sie alle hatten es zwar täglich mit schlimmen Schicksalsschlägen zu tun, aber jetzt, da es sie selbst betraf, spürten sie ein kollektives Entsetzen, eine tiefe innere Angst und diese Ohnmacht gegenüber dem Tod, der eine offenbar gesunde Frau nicht verschont hatte. Auch nicht hier in der Klinik, umgeben von all diesen Apparaten, die dem einem Zwecke dienten – der Verlängerung und Bewahrung des Lebens.
    Die Sorge zweier junger Krankenschwestern hingegen, die mit der Röntgenabteilung höchst selten in Berührung kamen, galt eher Fallheimer, den sie bereits während ihrer Ausbildung als überaus beliebten Oberarzt kennengelernt hatten, der die neue Ärztegeneration verkörperte wie kaum ein anderer: Er war keiner dieser Halbgötter in Weiß, von denen die jungen Frauen gesprächsweise gehört hatten. Keiner dieser Unnahbaren, die noch vor zwei, drei Jahrzehnten durch jedes Krankenhaus geschwebt sein sollten, hochnäsig, arrogant, forsch. Vom Hörensagen wussten beide, dass mit dem neuen medizinischen Direktor frischer Wind durchs Haus geweht war. Und davon hatten sie sich inzwischen selbst überzeugen können. Dieser Doktor praktizierte Patientennähe und legte großen Wert auf funktionierende Teams. Es war eine Atmosphäre des Vertrauens und der gegenseitigen Verantwortung entstanden, die sich über alle Abteilungen hinweg erstreckte.
    Davon profitierten überdies die Patienten, die sich nicht mehr als anonyme Nummern fühlten, sondern die fürsorgliche Pflege und Obhut zu schätzen wussten. Immerhin nahm dieser medizinische Direktor namens Alexander Stuhler jede Gelegenheit wahr, auf die Vorzüge seines vergleichsweise kleinen Hauses hinzuweisen, das über ein Netzwerk mit den größeren Kliniken in Ulm und Göppingen verbunden sei und auf vielen Gebieten eine Reihe von erfahrenen Fachärzten aufweise. Er selbst schrieb Fort– und Weiterbildung groß und galt als weltweit anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Sonografie, wie sie auf vielfältige Weise zur Diagnose innerer Krankheiten herangezogen wurde.
    Manuela, eine der beiden Krankenschwestern, musste an all dies denken, während sie in ihrem Stationszimmer jene Medikamente bereitlegte, die zur Mittagszeit einigen Patienten verabreicht werden mussten.
    Ihre Kollegin Andrea war zur

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