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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Ihnen der Name Fallheimer etwas?«
    »Ja, natürlich, ein sympathischer Arzt aus der Gynäkologie. Wieso fragen Sie danach?« Er wurde noch misstrauischer und vorsichtiger.
    »Der Mann, der mit Ihrem Auto angefahren wurde und heut früh verstorben ist …« Der Beamte zögerte. »Das war Dr. Fallheimer.«
    »Nee«, entfuhr es dem jungen Mann. »Nee. Unglaublich!« Er sprang unkontrolliert auf, ging zum Fenster und sah in den wintertristen Garten hinaus. »Fallheimer?«, wiederholte er zaghaft. »Fallheimer? Mit meinem Auto totgefahren?«
    »Schwer verletzt zunächst mal«, stellte der Beamte klar. »Später in der Klinik ist er verstorben.« Der Ermittler ließ ein paar Sekunden verstreichen, um mit ruhiger Stimme zu fragen: »Entschuldigen Sie, jetzt hab ich doch noch eine Frage. Als Sie vor drei Wochen in der Klinik gearbeitet haben, wo war das genau?«
    Der junge Mann lehnte sich mit dem Gesäß gegen den Fenstersims und steckte die Hände in die Taschen seiner überschnittenen Jeans. »Das war in Dr. Fallheimers Abteilung, in der Gynäkologie.«

22
    Dr. Moschin hatte nach dem Nachtdienst in der Klinik noch kein Auge zugetan. Die Ereignisse und in der Folge die Aufregung und unzähligen Gerüchte hatten ihn innerlich aufgewühlt. Nach dem ersten Gespräch mit dem Chef war er in sein kleines Büro gegangen, um sich in Ruhe zu vergegenwärtigen, was in den vergangenen Stunden geschehen war. Im Vorzimmer, das an diesem Sonntagvormittag unbesetzt war, hatte er sich heißen Kaffee gemacht, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Dass ihn jetzt der Chef erneut zu einem Gespräch in den zweiten Stock bat, kam ihm völlig ungelegen. Er saß ihm am abgerundeten Teil des Schreibtisches gegenüber.
    »Herr Kollege«, begann Chefarzt Dr. Stuhler und bot ihm eine Tasse Kaffee an, die Moschin jedoch dankend ablehnte. Sein Magen rebellierte und in seinem Verdauungstrakt schienen chemische Reaktionen abzulaufen.
    »Ich will Sie nach dem Nachtdienst nicht über Gebühr beanspruchen«, erklärte der Chef und nahm einen Schluck Kaffee. »Ich denke aber, dass sich polizeiliche Ermittlungen nicht ganz vermeiden lassen werden. Nun sind ja Obduktionen nach dem Tod von Patienten – wie wir beide wissen – keine Seltenheit. Und dass der Kollege Fallheimer einen Unfalltod erlitten hat, dürfte meines Erachtens außer Frage stehen. Nur bei der Frau Kastel tun sich wohl einige Fragezeichen auf, sodass man Zweifel daran haben könnte, dass in ein und derselben Nacht zwei Bedienstete dieses Hauses ums Leben gekommen sind.«
    Moschin nickte und legte die Unterarme auf die Lehne des Besucherstuhls. Sein weißer Arztkittel war geöffnet, zum Vorschein kam ein weißes Hemd mit deutlichen Schweißflecken. Die Krawatte hatte er gelöst und den obersten Knopf des Hemdes geöffnet. »Gerüchteweise kann man das im Haus schon hören«, stimmte er dem Chef zu.
    Stuhler, der im Rollkragenpullover und Freizeitjackett in den frühen Morgenstunden in die Klinik geeilt war, zog ein nachdenkliches Gesicht. »Genau um diese Gerüchte geht’s mir«, stellte er klar. »Wir sollten deshalb exakt aufdröseln, was sich vergangene Nacht in der Ambulanz und im Röntgen zugetragen hat. Ich werde veranlassen, dass man die Aufzeichnungen Fall für Fall durchgeht. Nichts anderes wird im Übrigen die Polizei von uns fordern.«
    »Leider kann ich wenig zur Aufhellung dieser Nacht beitragen. Ich war nur ein einziges Mal unten und hab mit dem Kollegen Salbaisi ein paar belanglose Worte gewechselt. Weder er noch Schwester Brigitte hatten Zeit für ein Gespräch. Und ich hab auch nicht darauf geachtet, wer sich zu diesem Zeitpunkt im Wartebereich oder draußen vor dem Röntgen aufgehalten hat.«
    »Das heißt, alles, was Sie mir heut in der Früh berichtet haben, basiert auf Schilderungen des Kollegen Salbaisi und von Schwester Brigitte?«
    »So ist es, wie ich bereits heut Morgen erwähnt habe. Aus eigener Anschauung kann ich gar nichts sagen. Und wenn Sie mich fragen: Da hat sich nichts merkwürdig angehört. Denn wir wissen beide, welche obskuren Gestalten insbesondere in Faschingsnächten in der Ambulanz auftauchen. Es lässt sich sicher leicht nachvollziehen, was es mit dieser angeblichen Adligen auf sich hat.«
    »Die allerdings«, fuhr ihm der Chef ins Wort, »plötzlich verschwunden ist. Ob sie tatsächlich beim Röntgen war, wird die Auswertung der Datenlage ergeben.«
    »Denk ich auch. Wir sollten in die Sache nicht mehr hineininterpretieren, als

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