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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Golfplatz zu begleiten. Immer und immer wieder drehten sich die Gespräche um Anja. Und Brigitte kämpfte gegen die Zweifel, ob es sinnvoll sein würde, sich zum jetzigen Zeitpunkt in die polizeilichen Ermittlungen einzumischen – falls es überhaupt solche gab.
    »Wenn es keine Ermittlungen gibt«, warf ihr Mann ein, »bleibst du ein Leben lang mit deinen Zweifeln allein. Und du machst dir ewig Vorwürfe.«
    Brigitte zog in Erwägung, zuerst mit dem Klinikchef zu sprechen. Letztlich aber überwogen die Argumente ihres Mannes, dass es besser sein würde, sich ungezwungen und unbeeinflusst an eine neutrale Stelle zu wenden – und diese sei nun mal die Polizei.
    Sie wärmten sich daheim am Kaminofen auf, tranken heißen Kaffee und beschlossen, bei der Polizei anzurufen. Es war kurz vor 18 Uhr, als sie dem diensthabenden Beamten im Geislinger Revier erklärte, dass sie »zu der Klinik-Sache von heute Morgen« etwas Wichtiges zu sagen habe. Doch die Männerstimme beschied ihr, dass »keiner der Herren« mehr im Hause sei.
    »Ich will Sie nicht drängen«, wurde Brigitte deutlicher, »aber es könnte sein, dass ich etwas Wichtiges beizusteuern hätte.«
    Der Beamte schien darauf nicht gefasst gewesen zu sein. »In diesem Fall müsste ich den Bereitschaftler der Kriminalpolizei verständigen.«
    »Wenn Sie das tun könnten …« Brigitte war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob ein solcher Aufwand gerechtfertigt erschien.
    »Ihr Name …?« Die Stimme klang wenig erfreut
    »Brigitte Kollinsky. Ich bin Ambulanzkrankenschwester.« Sie sah zu ihrem Mann, der aufmunternd nickte und ihren Entschluss bekräftigte.
    »Okay. Ich ruf den Herrn Schmittke an. Das ist der Leiter der Kriminalpolizei. Er wird in einer Viertelstunde hier sein. Könnten Sie das einrichten?«
    »Ja, kann ich«, sagte sie mit leiser Stimme.

24
    Brugger hatte sich nach dem Gespräch mit seinem Geschäftsfreund Maronn wieder mit dem Taxi zum RIU Palace Maspalomas bringen lassen und war anschließend ziel- und planlos durch die Dünen gestapft. Dass er dabei die gekennzeichneten Pfade bisweilen verließ und allen Verboten zum Trotz über die Sandhügel stieg, bescherte ihm kein schlechtes Gewissen. Wie er, taten dies Dutzende andere auch, die hier draußen, viele Hundert Meter von der stark frequentierten Strandzone entfernt, die Einsamkeit genießen wollten. Dort, wo sich karger Bewuchs breitgemacht hatte, erspähte er im Vorbeigehen nackte Leiber, überwiegend von Männern. Einmal war er an diesem brütend heißen Nachmittag drüben, unweit des Leuchtturmes, in eines der vielen Straßencafés gegangen, um eine eiskalte Cola zu trinken. Die Menschen, die an ihm vorbeifluteten, nahm er so gut wie gar nicht zur Kenntnis. Dass der Urlaub zu einem Albtraum werden könnte, hatte er nicht im Geringsten befürchtet. Er war hierhergeflogen, um sich eine persönliche Auszeit zu gönnen und dabei einige geschäftliche Dinge zu regeln. Doch nun schien es so, als würden ihn die Probleme, die er von zu Hause mitgebracht hatte, vollends zermürben. Am liebsten hätte er die Einladung der beiden jungen Frauen abgeblasen – aber dazu war es natürlich zu spät. Bevor sie am morgigen Montagnachmittag ankommen würden, musste er sich mit diesem Fernandez treffen, den er inzwischen als betrügerischen Immobilienspekulanten verdammte. Fünf Jahre war es mittlerweile her, dass dieser ihm die finanzielle Beteiligung an einem Shoppingcenter in Puerto de Mogan schmackhaft gemacht und eine traumhafte Verzinsung versprochen hatte. Bislang war kein einziger Cent zurückgeflossen, weil sich viele der Geschäftsräume und Praxen weder vermieten noch verpachten ließen.
    Fernandez musste ihm endlich reinen Wein einschenken und ihm plausibel erklären, wie in nächster Zeit eine Rendite zu erwirtschaften war. Allerdings hatte sich Fernandez bisher nicht gemeldet, obwohl er ihm schon dreimal auf den Anrufbeantworter gesprochen und einen Rückruf erbeten hatte. Jedenfalls, so entschied Brugger für sich, würde er am Ende der Woche nicht zurückfliegen, ohne den Kerl persönlich zur Rechenschaft gezogen zu haben. Notfalls würde er ihn an dessen privater Adresse – sofern er dort noch wohnte – abpassen und ihm mal deutlich die Meinung geigen. Dasselbe galt für den Vermittler daheim in Geislingen, der bisher alle Anfragen mit der Begründung abgewimmelt hatte, er sei nur koordinierend tätig gewesen und für die Geschäfte des Spaniers nicht haftbar zu machen.
    Brugger

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