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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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wirklich geschehen ist. Schließlich haben wir alle, die wir Frau Kastel gesehen haben, eine Fremdeinwirkung ausgeschlossen. Alle Umstände deuten auf einen plötzlichen Herztod hin.«
    Stuhler lehnte sich zurück. »Halten Sie es für denkbar, Herr Kollege, dass es zwischen Dr. Fallheimer und der Frau Anja Kastel irgendwelche gemeinsamen Berührungspunkte gab?«
    »Berührungspunkte? Wie meinen Sie das? Privater Natur oder dienstlich?«
    Stuhlers Gesichtszüge nahmen wieder die für ihn typischen spitzbübischen Züge an. »Sowohl als auch. Wissen Sie, wenn erst einmal die Presse Wind von der Sache kriegt, müssen wir mit allen möglichen Gedankenspielen rechnen.«
    »Die Presse?« Moschins Stimme nahm einen zischenden Unterton an. »Wieso sollte die Presse das interessieren? Sie wollen nicht ernsthaft sagen, dass man den Tod der beiden verknüpfen könnte, nur weil ein enger örtlicher und zeitlicher Bezug besteht? An ein Verbrechen zu denken, wäre geradezu absurd.« Moschin zeigte sich empört. »Wir haben’s mit einem unglücklichen Zufall zu tun, mit einer Verkettung unglücklicher Umstände, wie man zu sagen pflegt.«
    »Na ja, ich gebe zu, das eine klingt so unwahrscheinlich wie das andere. Sowohl, dass beide Tote nichts miteinander zu tun haben – als auch, dass es Zusammenhänge geben könnte. Und wenn man das eine nicht ausschließen kann, bliebe ja zwangsläufig nur das andere übrig.« Stuhler verstand es in jeder Situation, seinen messerscharfen Verstand anzuwenden. Er sah sein Gegenüber wieder streng an.
    Moschin hielt dem Blick stand. »Die Frage ist eben nur«, gab er zu bedenken, »was ist das eine und was ist das andere?«

23
    Schmittke hatte um die Mittagszeit rein vorsorglich seinen direkten Vorgesetzten in Göppingen, Thomas Kurz, sowie den Direktionsleiter Hans Baldachin von den Vorkommnissen informiert. Dies empfahl sich immer dann, wenn die Tragweite eines Falles noch nicht abzusehen war. Immerhin handelte es sich bei der Klinik um eine Einrichtung des Landkreises – und damit war eine politische Ebene erreicht, in der die Parteien ein gewichtiges Wort mitzureden hatten. Und nichts konnte für eine Karriere im Beamtentum hinderlicher sein, als zur falschen Zeit wichtige Entscheidungsträger zu verärgern. Je nach Bundesland und den jeweiligen Mehrheitsverhältnissen in den Gremien war es fürs eigene Vorwärtskommen äußerst dienlich, die richtigen Personen für sich zu gewinnen.
    »Haben Sie auch schon den Landrat informiert?«, wollte Direktionsleiter Baldachin wissen, ein überaus korrekter Beamter, wenn es darum ging, Dienstwege penibel einzuhalten. Ihm schien es angeraten, den höchsten Repräsentanten des Landkreises einzuschalten, was im Falle des Bundeslandes Baden-Württemberg der Landrat war – ein Amt, dessen Besetzung nicht durch direkte Volkswahl erfolgte, sondern indirekt über das Gremium des Kreistags.
    »Ich denke, dass die Information direkt von der Klinik an den Landrat geht«, gab Schmittke sachlich zu bedenken.
    Baldachin tat so, als habe er diesen Einwand überhört: »Ich werde das erledigen.«
    Schmittke wollte gerade das Telefongespräch beenden, als der oberste Polizeichef des Landkreises ihm das Wort abschnitt: »Ich wünsche, über den weiteren Fortlauf der Ermittlungen ständig informiert zu werden.«
    Der Leiter der Geislinger Kriminalaußenstelle sicherte dies zu und war froh, dieses Gespräch hinter sich gebracht zu haben. Er wollte den Tag mit der Familie verbringen und sich den Faschingsumzug in Donzdorf ansehen.
    Als er in den frühen Abendstunden wieder in sein Büro zurückkehrte, war gerade per E-Mail das erste Obduktionsergebnis von der zuständigen Ulmer Gerichtsmedizin eingetroffen. Auf Anordnung des diensthabenden Staatsanwalts war zunächst die Leiche der Röntgenassistentin seziert worden. Schmittke war sich bereits beim Öffnen der Datei sicher, dass keinerlei Gewaltanwendung eine Rolle gespielt hatte. Wäre etwas anderes ermittelt worden, hätte man ihn längst per Handy verständigt. Er überflog die Anrede und die ersten Sätze, las den Text quer und nahm die erwartete Botschaft schnell zur Kenntnis: Kein Verdacht auf Fremdeinwirkung. Als Todesursache stellte der erfahrene Gerichtsmediziner Dr. Frank Kräuter akutes Herzversagen fest, für das es keine äußeren Ursachen gebe.
    Baldachin überlegte. »Damit keine Irritationen aufkommen, Herr Schmittke: Informationen an die Medien laufen in dieser Angelegenheit direkt über mich. Ich

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