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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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beiden Frauen sahen sich verständnis- und ratlos in die Augen.
    Die Stille wurde erst durch das Klingeln des Telefons unterbrochen, das draußen in der Diele stand. Sigrid Fallheimer sah instinktiv auf ihre kleine goldene Armbanduhr und sagte im Hinausgehen: »Entschuldige, vielleicht ist das Lena.« Brunhilde nickte und lauschte auf das, was Sigrid draußen in der Diele sagte. Sie hatte sich mit Namen gemeldet und nach zwei, drei Sekunden nur ein kurzes »Ja« von sich gegeben. Der Tonfall verhieß nichts Gutes, vermutete Brunhilde und lauschte noch intensiver. »Natürlich können Sie kommen. Gleich? … ja, wenn es sein muss«, hörte sie die Stimme ihrer Bekannten. Nach einer weiteren Pause klang es noch zaghafter herüber: »Darf ich fragen, worum es geht?« Der Anrufer schien eine knappe Antwort zu geben, denn Sigrid hakte nicht weiter nach, sondern erwiderte: »Okay, ich bin da.« Sie legte grußlos auf, kam wieder zurück und blieb vor Brunhilde stehen. »Die Kripo«, informierte sie. »Sie wollen hier vorbeikommen.«
    »Die Kripo?«, entfuhr es Brunhilde Brugger. »Was will denn die Kripo von dir?«
    »Johannes … Sie wollen noch etwas zu seinem persönlichen Umfeld wissen.«
    »Ja, aber ich denke … ich denke, Johannes ist bei dem Unfall gestorben.«
    Sigrid zuckte mit den Schultern. »Willst du dabei sein, wenn der Kripo-Mann kommt?«
    »Nein, ich glaub, das wäre sicher nicht gewünscht. Du kannst mich ja anschließend anrufen.«
    Sigrid holte tief Luft, während sich Brunhilde erhob und.von ihr verabschiedete.

28
    Die Terminals des Stuttgarter Flughafens erinnerten mit der verästelten Tragekonstruktion an einen kahlen Wald, auf dem ein Zeltdach lastete, das sich von der Rollbahn schräg nach oben zog. Es wirkte großzügig und hell, verbreitete jedoch mit seinen dicken Lüftungsrohren und der etwas tristen grauen Farbe nicht gerade positive Stimmung. Wer Flugangst hatte, empfand diese Art der Architektur gewiss nicht unbedingt beruhigend.
    Caroline und Melanie, die an diesem Nachmittag vor dem Schalter der Condor standen und in der Menschenschlange geduldig darauf warteten, bis sie endlich wieder einen halben Meter Landgewinn verbuchen konnten, weil all die Menschen vor ihnen aus unerfindlichen Gründen immer etwas mit den Damen am Schalter zu verhandeln hatten, genossen die Blicke der Männer um sich herum. Besonders amüsant war es, die eher verschämten Augenpaare von Männern zu sehen, die selbst in weiblicher Begleitung waren. Für eine gesellige Gruppe männlicher Alleinreisender waren die beiden Frauen zum Objekt der Begierde geworden. Doch nach Anmache, wie es die beiden Freundinnen empfanden, stand ihnen jetzt nicht der Sinn. Auf der Fahrt über die A8 zum Flughafen hatten sie sich vorgenommen, die schlimmen Ereignisse in der Klinik zu verdrängen und nicht mit in den Urlaub zu nehmen. Das war einfacher gesagt als getan. Sie mussten sich frei machen von der Trauer um zwei Menschen, die ihnen nahegestanden hatten.
    Sie rückten mit ihrem Gepäckwagen unendlich langsam bis zum Einchecken vor und bekamen Bordkarten mit einem Fenster- und einem Mittelplatz. Die Zeit bis zum Abflug verbrachten sie im Duty-free-Shop, um bald darauf in den Warteraum des genannten Gates zu gehen. Von dort aus ging der Blick durch die leicht getönte Scheibe hinaus auf das Vorfeld, wo eine Maschine der Lufthansa stand. Der Himmel war grau und vor der Fensterscheibe rieselten einzelne Schneeflocken herab. Beide hatten sie ihr Handy abgestellt, denn sie wollten unter keinen Umständen von irgendjemandem gestört werden, der ihnen möglicherweise neue Horror-Meldungen übermitteln würde.
    Als endlich der Aufruf kam, die Bordkarten zum Einsteigen bereitzuhalten und zum Gate zu kommen, hatten sie bereits mehrere Seiten in ihren Taschenbüchern gelesen – und keinen einzigen der schmachtenden Blicke der männlichen Augenpaare erwidert.
    In der drangvollen Enge des Omnibusses, der sie zu der Maschine brachte, waren einige der Kerle auf Tuchfühlung gegangen. Sie hatten sich offenbar Gran Canaria so vorgestellt, wie es den oft verbreiteten Klischees entsprach. Aber Melanie und Caroline wussten, dass die Kanaren weitaus mehr zu bieten hatten als nächtliches Halligalli und plumpe Anmache – obwohl sie sich natürlich eingestehen mussten, dass sie nicht nur der landschaftlichen Reize wegen unterwegs sein würden.
    Das Hotel, in dem Elmar für sie ein Doppelzimmer gebucht hatte, machte im Prospekt und im Internet eher

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