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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sagen? Dazu in einer der kritischsten Flugphasen überhaupt? Start und Landung, das war doch jedem bewusst, waren jene Manöver, bei denen die Cockpit-Besatzung am meisten zu tun hatte. Sie verzog ihr Gesicht zu einem gekünstelten Lächeln und ihr fiel eine Bemerkung ein, die Elmar mal gemacht hatte: »Wenn du eine Flugreise machst, brauchst du zu Hause nie anzurufen, ob du gut angekommen bist. Denn falls du nicht angekommen bist, kommt’s in der Tagesschau.«
    Melanie gab sich zurückhaltend. »Aber jetzt ganz ohne Witz: Stell dir mal vor, wir stürzen ab, was das für ein Aufsehen gäbe!« Sie grinste. »Wieder zwei Tote aus der Klinik – und ausgerechnet auf dem Flug nach Gran Canaria, wo einer der Ärzte Urlaub macht!«
    Nun grinste auch Caroline. »Oh Gott, womöglich käme noch einer auf die Idee, irgendjemand hätt eine Bombe an Bord geschmuggelt.«
    »Ja, womöglich Salbaisi.«
    »Salbaisi? Wie kommst du denn ausgerechnet auf den?«, staunte Caroline.
    »Der kommt ja immerhin aus dem Irak, oder?«
    In diesem Augenblick hob sich der metallene Vogel aus der dicken Wolkenmasse, die seit Tagen ganz Mitteleuropa eingehüllt hatte. Die weißen Wattebäuschchen flitzten unter den Tragflächen vorbei und die Passagiere auf den Fensterplätzen konnten das tiefe Blau des Himmels sehen. In Flugrichtung rechts blendete sogar die Sonne.
    Caroline wollte etwas sagen, doch in diesem Moment wurde der Airbus von einer heftigen Turbulenz erfasst, zuerst nach oben und dann nach unten gerissen. Caroline war furchtbar erschrocken – vor allem wohl deshalb, weil sie gerade noch ein Absturzszenario aufgezeigt hatte. War es schon Wirklichkeit geworden?

29
    Linkohr und Kerstin hatten die Adresse im Ulmer Westen sofort gefunden. Frau Fallheimer wohnte in einem Mehrfamilienhaus, das sich an den sonnigen Südhang schmiegte, der sich hier zur Wissenschaftsstadt hinaufzog. Sie führte die beiden Kriminalisten in das kleine Esszimmer und bot ihnen Plätze an. Linkohr knüpfte seine olivgrüne Outdoor-Jacke auf, zog einen zerfledderten Schreibblock heraus und setzte sich neben Kerstin. »Dass wir Sie jetzt belästigen müssen«, sagte er dabei, »das hat überhaupt nichts zu bedeuten. Im Prinzip eine reine Routineangelegenheit.«
    Sigrid Fallheimer hörte ihm aufmerksam zu und musterte die beiden Besucher, die ihr gegenübersaßen. »Darf ich Ihnen etwas anbieten – Kaffee, Wasser, Cola?«
    Die beiden lehnten dankend ab. Linkohr erklärte weiter: »Die Kriminalpolizei wird immer dann tätig, wenn eine Todesursache nicht ganz eindeutig feststeht.«
    »Aber ich dachte, die stünde längst fest?«
    »So sieht es nach dem Obduktionsergebnis auch aus. Und dennoch …« Er überlegte, wie er es formulieren sollte und suchte Blickkontakt zu Kerstin. »Ich weiß nicht, ob Sie’s schon gerüchteweise gehört haben – es hat heut früh einen zweiten Todesfall in der Klinik gegeben, der ebenfalls …«, Linkohr beeilte sich, dies anzufügen, »… ein ganz normaler zu sein scheint.«
    »Noch einen Todesfall?« Ihre Stimme verriet Unsicherheit und sie sah, nach Unterstützung suchend zu der jungen Frau.
    »Ja, eine Röntgenassistentin. Sie ist während des Nachtdienstes verstorben.«
    »Eine Röntgenassistentin?«, wiederholte Frau Fallheimer bei der schrecklichen Nachricht gleich noch einmal. »Eine Röntgenassistentin?«
    »Ja, ich weiß nicht, wie gut Sie die Kolleginnen und Kollegen Ihres geschiedenen Mannes kennen.«
    »Einige davon schon.«
    »Anja Kastel«, entschied sich Linkohr gleich für klare Angaben.
    »Anja …«, flüsterte Sigrid Fallheimer. »Anja … ist tot?«
    »Ja«, bestätigte der junge Kriminalist leise.
    Kerstin sah die Frau mitleidsvoll an und versuchte, weibliche Einfühlsamkeit in das Gespräch zu bringen. »Sie haben sie also gekannt«, stellte sie vorsichtig fest.
    »Ja, natürlich«, sagte Sigrid Fallheimer wie in Trance und überlegte einen Moment, ob sie das Gespräch mit Brunhilde Brugger erwähnen sollte. Sie verwarf den Gedanken wieder und antwortete stattdessen: »Gekannt, natürlich, ja.«
    Kerstin ließ ihr einige Zeit, um das Gehörte zu verarbeiten, und signalisierte ihrem Kollegen Linkohr, sich jetzt zurückzuhalten.
    Dann begann Frau Fallheimer von allein zu erzählen. Sie habe ihren Exmann einige Male zu internen Festen in der Klinik begleitet und dabei Anja kennengelernt. Und weil sie selbst Krankenschwester an der Ulmer Uni-Klinik sei, habe sie schnell Kontakte knüpfen können.
    Linkohr

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