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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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hinüber, der sich bislang unschlüssig zu sein schien, wie er darauf reagieren sollte.
    Als die Musik verklungen war und die tanzenden Pärchen und Zuhörer artig Beifall klatschten, wandte sich Caroline an ihre Freundin und überraschte sie mit einer spontanen Frage: »Und wenn sie ihn umgebracht haben?«
    Melanie, noch tief in Gedanken mit der Frage beschäftigt, wie sie den Abend retten konnten, war irritiert. Wen umgebracht? Dann erst wurde ihr bewusst, dass Caroline immer noch mit Elmar beschäftigt war. »Fantasier jetzt bloß nicht rum«, ermahnte sie ihre Freundin energisch. »Meinst du, sie bringen einen nach dem anderen um? Überhaupt – wer sollen denn die Killer sein?« Sie sog wieder einen Schluck aus dem Glas.
    Caroline zuckte mit den Schultern und zog den Saum ihres kurzen Kleidchens zurecht. Sie verzichtete auf eine Antwort, weil die Kapelle ihr zweites Stück spielte und damit jede Konversation akustisch im Keim erstickte.
    Sie beobachteten schweigend, wie weitere Pärchen zur Tanzfläche gingen. Melanie schaute sehnsüchtig zu ihrem Schwarm, der gerade ein weiteres Pils bestellte. Caroline sah über die Köpfe der Menschen hinweg, die zwischen Tresen und Showbühne den Saal bevölkerten. An der gläsernen Front zur Terrasse hinaus waren die Türen geöffnet. Draußen saßen einzelne Pärchen an den kleinen Tischen. Kerzen flackerten. Die Nacht war lau.
    Im linken Augenwinkel nahm Caroline eine Person wahr, die durch die offenstehende Flügeltür aus dem Hotel-Foyer hereinkam. Es war ein Mann mittleren Alters, sportlich leger gekleidet. Er hielt vor dem Tresen inne und schien jemanden zu suchen. Caroline musterte ihn von der Seite. Stoppelhaar-Frisur, kurzärmliges Hemd, helle Hose. Typ Manager in cooler Freizeitkleidung, dachte sie. Allein unterwegs, selbstbewusst nach jemandem Ausschau haltend.
    Caroline sah verstohlen zu Melanie, die jedoch ihren eigenen Favoriten schräg gegenüber am Tresen im Auge behielt.
    Der neu Hinzugekommene machte ein paar Schritte weiter in den Raum, steckte die linke Hand in die Hosentasche und ging auf den langen Tresen zu. Caroline suchte Blickkontakt, der sogleich erwidert wurde. Der Mann deutete ein Lächeln an, mehr nicht. Nicht aufdringlich. Keine Anmache, wie Caroline zufrieden zur Kenntnis nahm. Ihr Gesichtsausdruck verriet allerdings, dass sie nicht abgeneigt wäre, würde er sich neben ihr auf den Barhocker setzen. Dann brauchte sie sich nicht dauernd angestrengt mit Melanie zu unterhalten.
    Der Mann sah sich noch einmal prüfend um, warf Caroline ein freundliches Lächeln zu und deutete auf den Hocker. »Darf ich?«
    Caroline lächelte zurück und sagte: »Gerne, bitte.« Erst jetzt hatte Melanie den weiteren Gast bemerkt. Sie sah an ihrer Freundin vorbei, um ihm ebenfalls einen Blick zuzuwerfen, und schlug ihre Beine übereinander, als wolle sie ihm vorsorglich eine Stolperfalle bauen. Caroline empfand dies ziemlich provokant.
    Nachdem die Kapelle ihr zweites Stück beendet hatte und wieder geklatscht wurde, bestellte der Mann neben Caroline ein Pils. Sie wollte etwas sagen, doch in diesem Moment leiteten die Musiker ihren dritten Stimmungsschlager ein.
    Der Andrang auf der Tanzfläche nahm deutlich zu und von der offenen Terrassentür blies ein lauer Nachtwind herein. Unterdessen nahm der Mann einen kräftigen Schluck von seinem Bier. Dann schaute er Caroline direkt an, wobei er höflich Abstand einhielt: »Entschuldigen Sie, ich suche hier jemanden, den ich leider nur vom Namen her kenne.«
    Caroline war über diese, wie sie es empfand, ungewöhnliche Annäherung erfreut und fühlte sich mit einem Schlag wie befreit. Nicht das übliche Geschwätz. Melanie spitzte die Ohren, ohne in den raumfüllenden Klängen der Kapelle etwas verstehen zu können.
    »Dass ich Ihnen helfen kann, glaub ich kaum«, erwiderte ihm Caroline so laut, dass er es akustisch wahrnehmen konnte. »Wir sind erst heute angekommen.«
    »Ach«, staunte der Mann und sah ihr fest in die Augen. »Die, die ich suche, müssten auch erst heute angekommen sein.« Er zögerte und musterte Melanie. »Die, die ich suche«, wiederholte er, »heißen Melanie und Caroline.«
    Caroline fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Sie spürte ihren Pulsschlag in allen Teilen des Körpers. Wäre das Licht nicht abgedimmt gewesen, hätte ihr Gesicht plötzlich weiß und blutleer ausgesehen.

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    Wie lange war er nicht mehr hier oben gewesen? August Häberle sah an diesem Dienstagvormittag zur nebelverhangenen

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