Blutsauger
alles erst gestern so richtig zugespitzt.«
»Ihr sagt aber, dass ihr inzwischen glaubt zu wissen, worum es letztlich gehen könnte.«
»Ja, Kollege Linkohr hat andeutungsweise etwas von Frau Fallheimer erfahren – die ist auch Krankenschwester. Kennt sich wohl ein bisschen aus. Stammzellen, Gen-Geschichten und so weiter«, erklärte Schmittke und musste sich insgeheim eingestehen, dass er nichts davon verstand. Er gab deshalb Linkohr ein Zeichen, seine Erkenntnisse einzubringen.
»Dieser Max Frenzel, dem das Auto von der Unfallflucht gehört, glaubt zu wissen, dass über dunkle Kanäle Nabelschnurblut aus der Klinik geschleust wird.«
Häberle verschränkte die Arme vor der voluminösen Brust. »Nabelschnurblut«, echote er einigermaßen verständnislos.
»Ja«, bekräftigte Linkohr. »Fragen Sie mich jetzt nicht, weshalb das so begehrt ist. Man kann wohl Stammzellen draus gewinnen – Stammzellen in absoluter Reinheit.«
Häberle nahm sich vor, das Thema mit dem medizinischen Leiter der Klinik zu vertiefen.
»Und dann gibt es noch diese Ambulanzschwester Brigitte«, warf Linkohr ein und schielte zu Kerstin. »Die hat ein seltsames Interesse an der Geschichte. Wir haben sie zufällig gestern Abend bei Frau Brugger getroffen.« Linkohr bemerkte, dass Häberle nicht folgen konnte. »Brugger ist die Frau eines Kollegen von Dr. Fallheimer, unserem Unfalltoten. Professorin an der Uni in Ulm. Strotzt vor Selbstbewusstsein. Will jedoch keine Details von dem kennen, woran Fallheimer und ihr Mann rumgebastelt haben.«
»Und warum fragt ihr den Brugger nicht selbst?«
»Macht gerade ’ne Woche Urlaub. Auf Gran Canaria.«
»Dort ist er nicht erreichbar?«
Schmittke unterbrach den Dialog: »Entschuldige, August, aber bis gestern gab’s keinen Anlass, tiefer in die Sache einzusteigen.«
»Dann werden wir das ändern«, entschied Häberle, ohne es wie einen Befehl klingen zu lassen. »Wir werden diese Ambulanzschwester unter die Lupe nehmen. Das kann ja der Kollege Linkohr übernehmen.« Er blinzelte ihm zu und wusste, dass sich der junge Kriminalist freuen würde, endlich mal wieder mit ihm einen großen Fall zu bearbeiten. »Dann«, so fuhr er fort, »guckt mal jemand, was es mit dieser von Soundso auf sich hat. Diese Adresse in der Schweiz muss gecheckt werden. Ich schlage vor, dies auf dem kleinen Dienstweg zu tun. Ruft halt mal dort in Brig an.«
»Wenn die Kollegen dort kooperativ sind«, wandte einer aus der Runde ein. »Seit der Sache mit der Steuersünder-DVD halten die nicht mehr so viel von uns.«
Häberle grinste und versuchte sich mit dem Schwyzer Dialekt, der stark an den Komiker Emil erinnerte: »Dann muss moan chalt mit ’n’ Leut’n red’n, nicht wahr!«
Schmittke mischte sich wieder ein: »Ich schlage vor, August, dass du mit dem Ärztlichen Direktor redest. Stuhler heißt der Mensch. Das beruhigt vielleicht auch die hohen Herren in der Direktion.« Er fügte süffisant hinzu: »Du weißt, Baldachin ist nervös, seit der Landrat ihn rundgemacht hat.«
»Dann muss sich jemand um Gran Canaria kümmern. Diese Tochter von Fallheimer sollten wir ausfindig machen – und mit diesem Brugger Kontakt aufnehmen.« Er überlegte kurz. »Und wer steckt hinter der Adresse in Laichingen?«
»Humstett,Gewerbegebiet Laichingen.«
»Okay, Humstett«, wiederholte Häberle. »Der wird ja ein paar Takte zu sagen haben.« Er sah von einem zum anderen. »Und dieser Autobesitzer, dieser Student, der ist absolut okay?«
Kerstin sah die Chance gekommen, etwas beizusteuern. »Ausschließen lässt sich nichts. Der war Zivi in der Klinik und hilft dort noch immer aus. Scheint irgendwie engere Kontakte zu Fallheimer gehabt zu haben, denn der hat ihn zu einem ehrenamtlichen Job ins Naturschutzzentrum bei Schopfloch auf der Alb vermittelt. Insektenstudien. Paarungsverhalten und so ’n Zeug. Soll eine Dokumentation drüber machen. Wohl irgendetwas Medizinisch-biologisches.«
»Und die Herren und Damen Doktoren in der Klinik – die in der Nacht zum Sonntag Dienst hatten? Ambulanz und so weiter?«
Schmittke gab die Antwort: »Salbaisi heißt der diensthabende Ambulanzarzt. Ein Iraker, der schon ewig in Deutschland lebt. Und der Leitende Oberarzt der Anästhesie, der in dieser Nacht Rufbereitschaft hatte. Moschin heißt der.«
»Macht doch mal bitte von all den beteiligten Personen, die wir bisher kennen, eine Zusammenfassung über die bisherigen Erkenntnisse«, bat er. »Und ich veranlasse eine nochmalige
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