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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Inzwischen haben sich ein paar weitere Details ergeben, die einer Nachbearbeitung bedürfen.«
    »Nur zu«, ermunterte ihn Stuhler, dessen kantige Gesichtszüge sich zu einem Lächeln formten. »Das ist Ihr Job. Jeder tut das, was er muss.«
    Häberle gefiel, wie Stuhler dies aussprach. Ein Mann der Tat, dachte er. Da saß ihm kein Schwätzer gegenüber, sondern einer, der bereit war, Dinge selbst zu erledigen – und zwar möglichst sofort.
    »Dr. Fallheimer soll an einem Forschungsprojekt beteiligt gewesen sein«, begann Häberle und wartete auf eine Antwort.
    »Forschungsprojekt – na ja. Inzwischen hab ich davon gehört. Die Gerüchteküche brodelt, müssen Sie wissen. Aber was Dr. Fallheimer gemacht hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Ich kann nur so viel dazu beitragen: An unserer Klinik wird keine Grundlagenforschung betrieben. Wir sind ein Haus der Allgemeinversorgung und kooperieren eng mit der Göppinger Klinik am Eichert und mit der Uni in Ulm. Wir bieten alles, was ein Haus unserer Größe bieten muss. Und das, was wir tun, können wir sehr gut.« Es klang nicht überheblich. »Wir haben sehr große Kapazitäten hier – wie etwa, was die Knochenchirurgie anbelangt. Künstliche Kniegelenke und Hüftgelenke.« Sein Gesicht hatte wieder ernste Züge angenommen. »Natürlich sind wir wissenschaftlich tätig, aber Grundlagenforschung, nein, Herr Häberle, das maßen wir uns nicht an.«
    »Alles, was Dr. Fallheimer oder andere in dieser Richtung tun, ist also privat.«
    »Absolut privat. Jedem steht natürlich frei, sich außerhalb des Hauses wissenschaftlich zu betätigen. Das kann befruchtend wirken. Letztlich lebt die Medizin von klugen Köpfen, die auf das Bestehende aufbauen.«
    Häberle nickte interessiert und stützte sich mit den Unterarmen auf der Tischplatte ab. »Ich nenn jetzt nur ein Stichwort: Nabelschnurblut. Es soll irgendwelche Unregelmäßigkeiten gegeben haben.«
    »Ist mir gestern Abend zu Ohren gekommen. Es sollen ein paar wenige Behälter abhanden gekommen sein. Sie sind jedenfalls nicht in Leipzig eingetroffen, wohin sie hätten gehen sollen. Dort werden die daraus gewonnenen Stammzellen zur Langzeitlagerung tiefgefroren«, fügte er erläuternd hinzu.
    »Sie sagten ›zu Ohren gekommen‹. Wer informierte Sie denn darüber?«
    »Der Kollege aus der Gyn. Er hat nach den wilden Gerüchten, die im Haus kursieren, den Weg der letzten Lieferungen verfolgt, routinemäßig. Demnach sind in den vergangenen fünf Monaten vermutlich vier Lieferungen nicht in Leipzig angekommen.«
    »Und das könnte mit Dr. Fallheimer in Verbindung zu bringen sein?«
    »Ob das so ist oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis. Gerüchteweise hört man viel. Aber wenn Sie Konkretes erfahren wollen, stoßen Sie immer wieder auf jemanden, der das alles nur vom Hörensagen her kennt. Solches Verhalten dürfte auch Ihnen nicht fremd sein.«
    Leider Gottes war es so, musste sich Häberle eingestehen. Sobald es um einen spektakulären Fall im persönlichen Umfeld ging, fühlten sich die Wichtigtuer gefordert, die zu allem und jedem etwas beisteuern wollten – und war es noch so unsinnig. Dann schossen Spekulationen ins Kraut, wie der Rhabarber nach einer lauen Regennacht.
    »Ich bin in medizinischen Dingen nicht so bewandert«, räumte Häberle ein. Dies zuzugeben, würde in den Augen Stuhlers gewiss kein Nachteil sein »Was ist denn das Besondere an diesem Blut?«
    »Ganz einfach«, entgegnete der Chefarzt. »Nabelschnurblut gilt eigentlich als Geburtsabfall – doch es enthält Millionen wertvoller Stammzellen, die bei der Geburt entnommen und anschließend eingelagert werden können. Somit stehen sie für die spätere Anwendung zur Verfügung.«
    »Zum Beispiel wofür?«
    »Zum Beispiel, um lebensgefährliche Erkrankungen des Blutes oder des Immunsystems, wie etwa Leukämie, Lymphome oder verschiedene Stoffwechselerkrankungen therapieren zu können. Viele dieser Patienten können durch eine Transplantation gesunder Blutstammzellen gerettet werden.«
    »Und das geht nur mit Nabelschnurblut?«
    »Es ist absolut gesund, weil es im Mutterleib bestens geschützt war«, erwiderte Stuhler und erläuterte weiter, kurz und prägnant, wie er es gewohnt war: »Sie müssen sich das so vorstellen: Nach der Abnabelung des Kindes verbleibt ein Rest des kindlichen Blutes in der Nabelschnur. Dies ist reich an jungen, multipotenten Stammzellen, die ausreichen, das Knochenmark eines erkrankten Patienten zu

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