Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
rekonstruieren.«
    Häberle überlegte und hakte langsam nach: »Das heißt, man könnte einiges mehr rekonstruieren – nicht nur Knochenmark?«
    Über Stuhlers Gesicht huschte ein Lächeln – für Häberle ein Zeichen, dass der Scharfdenker, für den er ihn einschätzte, sofort begriffen hatte, worauf diese Frage abzielte.
    »Die regenerative Medizin ist in der Tat heutzutage in der Lage, aus körpereigenen Zellen neue Haut und Knorpel fürs Knie herzustellen. Was viel zu wenig bekannt ist: Mehrere Kinder leben bereits mit neuen Herzklappen, die aus ihren eigenen Stammzellen hergestellt wurden. Und ich bin davon überzeugt – weil Forschungsprojekte dies bereits hoffen lassen –, dass mit Stammzellen Schädigungen des Gehirns und der Nerven, aber auch von Niere, Lunge oder Leber behandelt werden können.«
    »Wenn ich Sie also richtig verstehe, sind kaum Grenzen gesetzt«, konstatierte Häberle.
    »Stammzellen sind die Bausteine des Lebens, sozusagen die Urzellen eines Menschen. Aus ihnen entwickeln sich menschliche Körperteile.«
    Das war der Kernsatz, schoss es Häberle durch den Kopf. Genau dies hatte er vermutet. »Das heißt, dass jemand, der in dieser Richtung forscht, einen gewissen Bedarf an Nabelschnurblut hat.«
    »Dass Sie als Kriminalist solche Schlüsse ziehen, ist mir klar«, entgegnete Stuhler. »Wenn Sie übrigens mehr zu diesem Thema wissen wollen, sollten Sie mit dem Kollegen Dr. Moschin reden.«
    Häberle nickte. Der Name war ihm aus den Schilderungen Schmittkes bereits geläufig.
    »Noch eine andere Frage. Dr. Fallheimer soll mit einem Dr. Brugger … ja, sagen wir mal, irgendwie geforscht haben.«
    »Elmar Brugger«, ergänzte Stuhler. »Auch aus der Gyn.« Er zog seine Stirn wieder in Falten. »Sollte sich irgendetwas ergeben, das die kursierenden Gerüchte im Geringsten bestätigt, Herr Häberle, dann möchte ich Sie bitten, mit aller Macht zu ermitteln. Meine Unterstützung haben Sie. Meine vollste Unterstützung. Sie dürfen jederzeit mit Ihren Kollegen hier vorbeischauen. Das Haus steht Ihnen offen.« Er dachte nach. »Soweit wir natürlich nicht an unsere Schweigepflicht gebunden sind – aber das dürfte Ihnen geläufig sein.«
    »Dieser Dr. Brugger, der hat wohl gerade Urlaub und hält sich auf Gran Canaria auf.«
    »Dass er Urlaub hat, ist korrekt – wo er sich aufhält, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß es nicht.« Stuhler nutzte Häberles Denkpause, um sich für etwas anderes zu interessieren. »Gestatten Sie mal eine Frage. Hat sich denn mit dieser Frau mit dem adligen Namen etwas ergeben? Ihr Kollege Schmittke wollte sich kundig machen, ob die Ulmer Adresse, die sie in der Ambulanz angegeben hatte, korrekt ist.«
    »Ist nicht korrekt. An besagter Adresse steht ein Mietsblock – aber eine Adlige ist dort nicht gemeldet. Allerdings haben wir eine neue Spur.« Häberle war sich sicher, dies dem Arzt verraten zu können. »Angeblich hat die Dame eine Postanschrift in der Schweiz – in Brig.«
    »Brig?«, staunte Stuhler. »Brig? Das ist doch dort, wo’s zum Simplonpass raufgeht – rüber in Richtung Lago Maggiore?«
    Der Kommissar stutzte über das Interesse des Mediziners. »Ja. Wallis. Ein Stück weiter westlich zweigt das Seitental in Richtung Zermatt ab. Verbinden Sie damit etwas?«
    Stuhlers Melder, den er in der Brusttasche stecken hatte, schlug an. Er nahm ihn in die Hand, sah aufs Display und griff zum Telefon, um eine kurze, offensichtlich hausinterne Nummer zu wählen. Während er auf den Anschluss wartete, meinte er zu Häberle: »Tut mir leid. Moment bitte.«
    Zwei Sekunden später meldete er sich mit seinem Namen und lauschte, um dann zu entscheiden: »Geben Sie ihm Dipidolor, 15 Milligramm. Ich brauch noch fünf Minuten.«
    Stuhler legte auf und kam sofort wieder zur Sache. »Brig«, wiederholte er. »In dieser Gegend waren wir mal mit dem Kollegenkreis Ski fahren. Vor drei Jahren.«
    Häberles Interesse stieg. »War Doktor Fallheimer auch dabei?«
    »Ja, er und weitere Kollegen samt den Frauen und einigen MTAs. War eine tolle Woche damals.«
    »MTAs?«, hakte Häberle fragend nach. »Krankenschwestern?«
    »Nein. Medizinisch-technische Assistentinnen, eine Sammelbezeichnung für technische Assistenten in der Medizin«, erläuterte Stuhler. »Hat man irgendwann mal so erfunden. Schöne Bezeichnungen sollen Berufe attraktiver machen – aber das kennt man aus anderen Branchen. Ein Unfug, von dem sicher auch Sie nicht verschont bleiben. Aber so

Weitere Kostenlose Bücher